Abendstern - Roman
Tanz nach oben ins Lager schleichen?«
»Ja, warum sollen wir warten?«
Lachend zog er sie wieder an sich. Und erstarrte.
Die Herzen bluteten. Die Glitzergirlanden sanken zu Boden, legten sich blutrot über die Köpfe der Gäste, die sich tanzend und lachend im Raum aufhielten.
»Quinn.«
»Ich sehe es. Oh, Gott.«
Der Sänger sang weiter von Liebe und Sehnsucht, während die roten und silbernen Ballons an der Decke knallend zerplatzten. Und es regnete Spinnen daraus.
12
Quinn konnte kaum einen Schrei unterdrücken und wäre zurückgewichen, als die Spinnen über den Boden krabbelten, wenn Cal sie nicht festgehalten hätte.
»Sie sind nicht real«, sagte er mit eisiger Ruhe. »Es ist nicht real.«
Jemand lachte, und die Musik hämmerte. Zustimmende Rufe ertönten, als die Band zu einem wilden Rock wechselte.
»Tolle Party, Cal!« Amy aus dem Blumenladen tanzte vorbei, das lächelnde Gesicht blutbespritzt.
Cal hielt Quinn fest im Arm und zog sich mit ihr von
der Tanzfläche zurück. Er musste nach seiner Familie sehen, musste … Da war auch schon Fox, der Layla fest an der Hand hielt, während sie sich durch die fröhlich lärmende Menge drängten.
»Wir müssen gehen«, schrie Fox.
»Meine Eltern …«
Fox schüttelte den Kopf. »Es passiert nur, weil wir hier sind. Komm, wir müssen raus. Los.«
Die winzigen Teelichter in den Tischdekorationen flammten wie Fackeln auf, und der Rauch stach Cal in der Kehle. Er trat auf eine faustgroße Spinne. Auf der kleinen Bühne trommelte der Schlagzeuger ein wildes Solo mit blutigen Stöcken. Als sie die Tür erreichten, blickte Cal sich noch einmal um.
Der Junge schwebte über den Tanzenden. Er lachte.
»Raus.« Cal zog Quinn mit sich. »Raus aus dem Gebäude. Dann sehen wir weiter.«
Außer Atem stolperte Layla hinter ihnen her. »Die anderen Leute haben nichts gesehen oder gespürt. Für sie passierte das Ganze nicht.«
»Er hat das nur für uns arrangiert.« Fox zog sein Jackett aus und legte es Layla um die Schultern. »Sozusagen als Vorschau für die kommenden Ereignisse. Arroganter Bastard!«
»Ja.« Quinn nickte. Ihr drehte sich der Magen um. »Ich glaube, du hast recht. So eine Vorführung kostet jedes Mal Energie. Das verschafft uns Ruhepausen zwischen den einzelnen Auftritten.«
»Ich muss zurück.« Er hatte seine Familie im Stich gelassen. Auch wenn er sich nur zur Verteidigung zurückgezogen hatte, konnte Cal doch nicht hier draußen
stehen und nichts tun, während seine Familie sich drinnen aufhielt. »Ich muss zu ihnen, außerdem muss ich nach dem Tanz ja abschließen.«
»Wir gehen alle wieder hinein.« Quinn verschränkte ihre Finger mit Cals. »Diese Vorführungen sind doch immer nur von kurzer Dauer. Er hat sein Publikum verloren; wenn er nicht noch einen zweiten Akt geplant hat, dann ist er für heute fertig. Lasst uns zurückgehen. Es ist eiskalt hier draußen.«
Drinnen schimmerten die Teelichter, und die Herzen glitzerten. Cal sah seine Eltern tanzen, seine Mutter dicht an seinen Vater geschmiegt. Als sie ihn bemerkte und ihn anlächelte, ließ der Druck in seinem Magen langsam nach.
»Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich hätte gerne noch ein Glas Champagner.« Quinn stieß die Luft aus und kniff die Augen zusammen. »Und wisst ihr was? Danach wird getanzt.«
Fox lag auf der Couch und schaute einen Schwarz-Weiß-Film im Fernsehen, als Cal und Quinn nach Mitternacht in das gemietete Haus kamen. »Layla ist nach oben gegangen«, erklärte er, nachdem er sich in eine sitzende Position gehievt hatte. »Sie war völlig erledigt.«
Dahinter stand natürlich vor allem Laylas Wunsch, schon im Bett zu sein, wenn Cal und Quinn nach Hause kamen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Quinn.
»Ja, ja. Sie macht das schon. Ist noch etwas passiert, nachdem wir gegangen sind?«
Cal schüttelte den Kopf, und sein Blick glitt unwillkürlich zum dunklen Fenster. »Nur eine große, fröhliche Party, die für einige von uns kurz von Blut und Spinnen unterbrochen wurde. Ist hier alles okay?«
»Ja, wenn man mal davon absieht, dass diese Frauen Diet Pepsi kaufen. Wir trinken nur Classic Coke«, sagte er zu Quinn. »Ein Mann hat seine Standards.«
»Wir kümmern uns darum. Danke, Fox.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Dafür, dass du hiergeblieben bist.«
»Kein Problem. So brauchte ich wenigstens nicht beim Aufräumen zu helfen und konnte fernsehen.« Er warf einen Blick auf den kleinen Fernseher. »Ihr solltet vielleicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher