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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nach Hause, dein Vater hat mich gefahren. Ich bin sofort eingeschlafen, aber heute Morgen musste ich wissen, ob es stimmte.«
    »Mrs Hawkins …«
    »Sie müssen mich Essie nennen«, sagte sie zu Quinn.
    »Essie, haben Sie so etwas schon einmal erlebt?«
    »Ja. Ich habe es dir nicht erzählt«, fügte sie hinzu, als Cal einen Fluch unterdrückte. »Ich habe es niemandem erzählt. Es war in dem Sommer, als du zehn warst. In diesem ersten Sommer. Ich habe schreckliche Dinge draußen vor dem Haus gesehen, Dinge, die nicht sein konnten. Die schwarze Gestalt war manchmal ein Mann, manchmal aber auch ein Hund oder eine schreckliche Kombination aus beidem. Dein Großvater hat nichts gesehen, vielleicht wollte er aber auch nur nicht. Entsetzliche Dinge passierten in jener Woche.«
    Sie schloss einen Moment lang die Augen und trank dann noch einen Schluck Tee. »Nachbarn, Freunde. Was sie sich einander antaten. Nach der zweiten Nacht kamst du zu mir. Weißt du noch, Cal?«
    »Ja, Ma’am, ich kann mich erinnern.«
    »Zehn Jahre alt.« Sie lächelte Quinn an. »Er war nur ein kleiner Junge, er und seine beiden Freunde. Sie hatten solche Angst, man sah sie ihnen förmlich an. Aber sie besaßen auch Mut. Du sagtest zu mir, wir sollten packen, dein Großvater und ich, und zu euch nach Hause kommen, weil es in der Stadt nicht mehr sicher wäre. Hast du dich eigentlich nicht gewundert, dass ich nicht widersprochen habe?«

    »Nein. Ich glaube, es war einfach zu viel los. Ich wollte euch nur in Sicherheit wissen.«
    »Alle sieben Jahre habe ich für deinen Großvater und mich gepackt, und als er starb, nur für mich, und dieses Jahr werde ich für Ginger und mich packen. Aber dieses Mal ist es früher und stärker.«
    »Ich packe die Sachen für Ginger und dich zusammen, Gran, und zwar jetzt.«
    »Oh, im Moment kann uns noch nichts passieren. Wenn es so weit ist, schaffen Ginger und ich das schon. Ich möchte, dass du die Bücher mitnimmst. Ich weiß, dass wir sie beide unzählige Male gelesen haben, aber irgendwie müssen wir etwas übersehen haben.«
    Quinn drehte sich zu Cal und kniff die Augen zusammen. »Bücher?«

13
    Fox ging zur Bank. Es war völlig unnötig, da er die Unterlagen in seiner Aktentasche jederzeit hätte vorbeibringen können, aber er wollte ein wenig an die frische Luft und sich bewegen, um seine Frustration abzubauen.
    Er hatte immer noch die Hoffnung, dass Alice Hawbaker ihre Meinung ändern würde oder er sie überreden konnte. Vielleicht war es ja egoistisch, aber er brauchte sie und war an sie gewöhnt. Er liebte sie.
    Das bedeutete, dass er keine andere Wahl hatte, als
sie gehen zu lassen. Und wenn er die letzten zwanzig Minuten zurücknehmen könnte, dann würde er das tun.
    Sie war beinahe zusammengebrochen. Das war ihr noch nie passiert, er hatte sie so weit getrieben.
    Wenn wir bleiben, sterben wir. Als sie das sagte, standen Tränen in ihren Augen.
    Er hatte sie so lange bedrängt, bis sie ihm schließlich erzählte, warum sie gehen wollten, warum sie jeden Tag nervöser wurde.
    Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie ihren Tod. Sie sah, wie sie das Jagdgewehr ihres Mannes aus dem verschlossenen Schrank im Keller holte. Sie ging nach oben, durch die Küche, wo gerade die Spülmaschine lief, in das Wohnzimmer, wo ihr Mann in seinem Lieblingssessel saß und im Fernsehen eine Sportsendung sah.
    Während der Moderator aufgeregt das Spiel kommentierte, schoss sie dem Mann, den sie seit sechsunddreißig Jahren liebte, mit dem sie drei Kinder hatte, eine Kugel in den Kopf. Anschließend hielt sie sich den Gewehrlauf selbst unter das Kinn.
    Ja, dachte Fox, er musste sie gehen lassen. Deshalb hatte er jetzt unter einem Vorwand das Büro verlassen, um ihr Gelegenheit zu geben, sich wieder zu fassen.
    Er ging beim Blumenladen vorbei, um Blumen für sie zu kaufen. Sie würde sie sicher als Friedensangebot akzeptieren. Sie liebte Blumen im Büro und brachte sie sich oft genug selber mit.
    Als er mit einem großen bunten Strauß den Laden verließ, wäre er fast mit Layla zusammengestoßen.
    Sie taumelte ein, zwei Schritte zurück, und er sah,
dass sie nervös und unglücklich wirkte. Ob es wohl im Moment sein Schicksal war, Frauen unglücklich zu machen?
    »Entschuldigung. Ich habe nicht aufgepasst.«
    Ohne zu lächeln, blickte sie ihn an. »Ist schon okay. Ich auch nicht.«
    Am besten würde er einfach weitergehen. In seiner Gegenwart wirkte sie immer so angespannt. Vielleicht lag es aber auch gar nicht an

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