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Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
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nicht verrät!
    Das Telefon summte, Gottesknecht verzerrte das Gesicht vor Konzentration. »Bitte einen Augenblick, Herr Oberst!« Er reichte Holt den Hörer und flüsterte: »Sehn Sie zu, daß Sie den General persönlich an den Apparat bekommen!«
    »Herr Oberst?« rief Holt mit heiserer Stimme. »Hier sprichtLuftwaffenoberhelfer Holt. Dürfte ich bitte den Herrn Generalleutnant Wolzow sprechen? Es handelt sich um seinen Neffen!«
    »Gefallen?« fragte eine scharfe Stimme.
    »Nein, Herr Oberst. Aber es ist dringend!«
    Fern in der Leitung klang ein Besetztzeichen. Holt sagte leise: »Er holt ihn.« Gottesknecht flüsterte hastig: »Sagen Sie, er hat sich das nur verbeten, weil’s unmittelbar vor der Baracke war! Vielleicht hat’s ihn beim Schlafen gestört oder so! Sagen Sie, es ist ein Mißverständnis!«
    Am anderen Ende der Leitung wurden Schritte laut, eine ruhige Stimme sagte: »Wolzow. Was ist los?« Holt erzählte stockend, so gut es ging. Am anderen Ende schrie es: »Ich muß schon sagen, daß ich das Theater mit euch Rotzjungen langsam satt habe!«
    »Herr General«, sagte Holt verzweifelt, aber der Generalleutnant schrie wütend: »Wie stellen Sie sich das vor! Bin ich der liebe Gott?« Dann klang die Stimme ruhiger: »Ich werde sehen. Mahlzeit.« Es knackte. Aus, vorbei. Holt wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Gelsenkirchen, sprechen Sie noch?« Holt legte den Hörer auf.
    »Was hat er gesagt?« fragte Gottesknecht ungeduldig. Er lachte kurz. »Böse? Das glaub ich!« Erst jetzt wurde Holt völlig klar, was geschehen war. Wenn Wolzow ihn als Anstifter preisgab, dann holten sie auch ihn, und kein Generalsonkel half ihm aus der Schlinge.
    »Wie bring ich das bloß dem Chef bei!« sagte Gottesknecht. »Und Sie, Holt, was machen wir, wenn die Sie auch noch holen?«
    »Herr Wachtmeister«, sagte Holt, und er raffte allen Willen zusammen, trotz seiner Angst eine einigermaßen gute Figur abzugeben, »ich bitte Sie, Tatbericht einzureichen, daß … ich der Anstifter gewesen bin!« Er hoffte inbrünstig, daß Gottesknecht diesen Vorschlag ablehnen würde.
    »Sie sind ein Idiot!« sagte Gottesknecht. »Unüberlegt
und
dumm, Holt, das ist ein bißchen viel! Jetzt kommen Sie sich wohl mächtig edel vor, bei soviel teutonischer Aufrichtigkeit, was? Sie wären imstande und machen aus einem Dummejungenstreich eine Verschwörung, mit Anstiftern, Hintermännern und Statuten. Daswar und bleibt ein Dummejungenstreich, verstehen Sie? Der Wolzow prügelt sich fürs Leben gern, das weiß hier jeder. Er prügelt sich mit allen, also zufällig auch mal mit einem SS-Mann. Anlaß? Braucht er keinen. Er prügelt sich aus Sport. Dabei bleiben wir, Holt! Es hat keinen Anlaß gegeben! Den Wolzow ärgert manchmal die Fliege an der Wand, und dann sucht er Händel. So war es auch gestern.«
    »Jawohl, Herr Wachtmeister!«
    »Merken Sie sich das, wenn der Chef Sie fragt, oder ein anderer. Was mach ich mit Ihnen?« Er überlegte. »Sie verschwinden. Wenn man nach Ihnen fragen sollte, sag ich, Sie haben Urlaub. So gewinnen wir Zeit, bis sich der General einschaltet. Morgen früh sind Sie wieder hier. Bewegen Sie sich ein bißchen vorsichtig. Warten Sie am Geschütz Anton auf mich, ich sag Ihnen dort Bescheid, wie die Dinge liegen. Verschwinden Sie.«
    »Oberhelfer Holt meldet sich ab auf Nachturlaub!«
    »Wer weiß noch von der Sache?«
    »Gomulka, Rutscher und Vetter.«
    Gottesknecht schüttelte den Kopf, als könne er alles gar nicht fassen.
     
    Holt zog sich um und lief dann durch den Wald zur Straßenbahn. Aber er ging zu Fuß. Ein Glück, daß es Gertie gibt! Er läutete bei ihr an. Doch niemand meldete sich. Er setzte sich in einem Lokal abseits in eine Ecke. Vielleicht fahnden sie schon nach mir!
    Geheime Staatspolizei, Gestapo, ein geläufiges Wort. Die Vorstellung, die sich mit diesem Wort verband, war vage und unklar. Holt erinnerte sich, wie Knack im Geschichtsunterricht den Charakter aller nationalsozialistischen Organisationen erläutert hatte, auch Wesen und Aufgabe der Geheimen Staatspolizei. Holt bemühte sich, einige dieser Definitionen in seinem Gedächtnis wachzurufen. Die Geheime Staatspolizei ist der unerbittliche Wächter über die innere Sicherheit des Reiches, oder so ähnlich. Das verjüngte deutsche Volk schützt seine rassische Grundlage, seine Einigkeit und Kraft hart und rücksichtslos gegen alle Anschläge des Weltjudentums, und es bedient sich hierzu der SS undder Geheimen Staatspolizei. Oder: Die

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