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Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
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Obersturmführer, ich habe ihn nie gesehen oder gesprochen.«
    »Wen kennen Sie aus seiner Familie?«
    »Die beiden Töchter, Obersturmführer. Die älteste Tochter kenne ich persönlich, die jüngere nur so vom Sehen.«
    »Die älteste Tochter heißt Uta?«
    »Jawohl, Obersturmführer.«
    »Wann waren Sie mit ihr das letztemal zusammen?«
    »Im September, Anfang September vorigen Jahres, Obersturmführer.«
    »Wo bewahren Sie die Briefe auf, die sie Ihnen seither geschrieben hat?«
    Holt schluckte. »Im Spind, Obersturmführer.«
    Eine verbindliche Handbewegung zu Kutschera. »Gottesknecht!« brüllte Kutschera. In Holts Rücken ging die Tür. »Herr Hauptmann?« Der Obersturmführer sagte zu Holt: »Erklären Sie, wo die Briefe liegen!«
    Holt blickte auf Gottesknecht. »Mein Spind ist offen … Oben links … eine Mappe, die Briefe sind zusammengebunden …«
    »Bringen Sie die ganze Mappe!« sagte der Obersturmführer. Die Tür fiel ins Schloß. Ehe Holt einen Gedanken fassen konnte, ging die Fragerei weiter.
    »Kennen Sie einen Leutnant Kiefer?«
    Holt überlegte. Kiefer, Kiefer, warte doch mal …
    »Antworten Sie!«
    »Ich habe einmal in einer Gesellschaft einen Leutnant getroffen, der mit Uta Barnim verlobt war. Ich komm nicht mehr drauf, ob er Kiefer hieß. Kann sein. Er war von der Panzertruppe.«
    »Wann war das?«
    »Voriges Jahr im Juli, Obersturmführer.«
    »Was war das für eine Gesellschaft?«
    »Die Schwester eines Klassenkameraden hatte Geburtstag. Ich kam zufällig dazu.«
    »Wie heißt dieser Klassenkamerad?«
    »Wiese, Obersturmführer.«
    Blick auf Kutschera. Kutschera bewegte verneinend den Kopf. Handbewegung nach links, der Zivilist notierte. »Kannten Sie damals die Barnim schon?«
    »Nein, Obersturmführer. An diesem Nachmittag hab ich sie kennengelernt.«
    An diesem Nachmittag … unvergeßlicher Augenblick! Holt fühlte sich elender als je zuvor, fast kam ihm ein Weinen an.
    Die Tür knarrte, Gottesknecht sagte: »Befehl ausgeführt!« und legte Holts Schreibmappe auf den Rauchtisch. Der Obersturmführer nahm die Briefe heraus und blätterte sie durch, es war ein ansehnlicher Packen.
    »Sind das alle Briefe, die sie Ihnen geschrieben hat?«
    »Jawohl, Sturm … Verzeihung, Obersturmführer.«
    »Fehlt keiner?«
    »Nein, Ober … sturm … führer.«
    »Was ist los?«
    »Nichts, Obersturmführer.«
    »Die Briefe sind beschlagnahmt.« Nun wurde die Mappe durchgesehen,aber sie enthielt nur unbeschriebenes Papier. Handbewegung nach links, der Zivilist erhob sich und verließ grußlos die Baracke.
    Der Obersturmführer richtete den Blick prüfend auf Holt, einen scharfen, durchdringenden Blick aus hellgrauen Augen. Holt hielt diesem Blick stand. Aber in seinem Inneren breitete sich ein Schwächegefühl aus, das seine Knie beben ließ. Die Stimme des Obersturmführers klang sehr nahe: »Wissen Sie, wo die Barnim sich aufhält? Können Sie uns einen Hinweis geben, wo sie sich vielleicht aufhalten könnte?«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung, Obersturmführer«, sagte Holt, und seine Stimme zitterte.
    »Sollte die Barnim Ihnen in Zukunft irgendwelche Nachricht geben, gleichgültig ob brieflich oder telefonisch oder sonstwie, sollten Sie auf irgendeine Weise von ihr hören oder etwas über ihren Aufenthalt erfahren, so haben Sie sofort der Geheimen Staatspolizei, der Polizei oder Feldgendarmerie, notfalls Ihrem Vorgesetzten davon Mitteilung zu machen, unter Hinweis darauf, daß nach der Barnim gefahndet wird. Haben Sie verstanden?«
    »Jawohl, Obersturmführer.«
    »Nehmen Sie Haltung an!«
    Holt zog die Hacken zusammen.
    »Hiermit belehre ich Sie darüber, daß Sie sich selbst der schwersten Bestrafung aussetzen, falls Sie im angenommenen Fall eine Meldung unterlassen.«
    »Jawohl, Obersturmführer.«
    Der Obersturmführer wandte sich an Kutschera. »Ich bin fertig, Hauptmann Kutschera.« Kutschera bellte: »Haun Sie ab, Mensch, und halten Sie gefälligst den Mund.«
    Holt bewegte sich nicht. Er preßte verzweifelt die Hände an die Hosennaht. »Herr Hauptmann … Ich bitte, eine Frage an den Obersturmführer …« – »Da müssen Sie doch nicht mich fragen«, schimpfte Kutschera. Der Obersturmführer sah Holt befremdet an.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich bitte fragen zu dürfen«, sagte Holt mühsam, denn Gewißheit wollte, nein
mußte
er haben, »ob … ob Uta Barnim … Ob der Oberst Barnim …«
    »Der Oberst Barnim«, sagte der Obersturmführer drohend und schnell, »ist erschossen

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