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Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
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worden.«
    Ist erschossen worden. Erschossen.
    »Und Sie als Deutscher sollen sich Ihr Lebtag schämen, mit diesem Abschaum bekannt gewesen zu sein!«
    Kutschera: »Und jetzt raus, Sie, aber schnell!«
    Gruß. Kehrtwendung. Tür auf. Tür zu. Die Sonne scheint. Sie steigt aus den Dunstbänken empor. Alles geht weiter. Um acht wird geweckt. Auch ich werde geweckt, und alles war nur ein böser Traum. Zemtzki ist noch am Leben, es gibt keine Short Stirling mehr, keine Kanone und keinen Stubendienst. Es ist alles wieder wie in fernen Kindertagen, als der Vater tröstend sagte: Nein, böse Hexen gibt’s nur im Märchen … Und was dazwischen liegt, zwischen dem fernen Gestern und dem Jetzt, das ist nur ein Traum gewesen. Alles ist nur ein Traum. Hab nur Vertrauen: Wenn der Traum auch drückend ist, einmal wird das Wecksignal geblasen, dann fällt ins Dunkel zurück, was dich bedrückte, und du lachst darüber und schüttelst es ab.
     
    Holt ging zum Geschütz Berta. Als gegen sieben Gefechtsschaltung befohlen wurde, hatte er sich wieder in der Gewalt. Wolzow nahm ihn beiseite. Holt sagte: »Ich mußte ein paar Auskünfte geben. Es ist uninteressant und hat nichts mit uns hier zu tun.«
    Wolzow sagte: »Na schön, dann eben nicht.«
    Der übliche Morgenaufklärer steuerte den süddeutschen Raum an. Dann folgten Kampfverbände und warfen im Raum Bremen Bomben. Gegen elf hieß es: »Starke Jagdverbände im Anflug auf den Raum Köln–Essen.« Die Untergruppe warnte vor Tieffliegern. Holt gab alle Durchsagen unbewegt weiter. Wolzow und Gomulka redeten auf die Schlesier ein, die jede Warnung vor Tieffliegern in Panik stürzte. Dorsten, Haltern und Lünen meldeten Tiefangriffe auf verschiedene Ziele, auch auf Flakbatterien. Vetter wechselte mit einem der Schlesier den Platz und setzte sich andie Seitenrichtmaschine. Wolzow wickelte den leuchtend weißen Verband vom Kopf und drückte den Stahlhelm in die wunde Stirn. Recklinghausen und Dinslaken meldeten Tiefangriffe, dann Moers, Krefeld und Düsseldorf. »Gleich sind sie da!« sagte Holt. Gottesknecht gab einen Rundspruch: »Nehmt volle Deckung!« Wolzow sagte: »Ich schieß Nahfeuer, und wenn ich krepier!«
    Sie waren da. Sie stießen vom Himmel, rasten am Horizont entlang, sehr tief. Fern sprang eine riesige Feuersäule hoch. »Öl!« schrie Wolzow. »Die Raffinerien von Gelsenkirchen!« Irgendwo schoß eine schwere Batterie und verstummte wieder. Fern hämmerte Zweizentimeter-Flak. Eine Kette einmotoriger Maschinen flog von Norden heran und stieß auf die Batterie herab. Sie drosselten die Motoren und flogen so niedrig, daß sie beim Abflug über das Wäldchen hinwegspringen mußten. Sie wendeten und flogen von neuem an, drei Mustangs. Erst warfen sie ihre Bomben, dann feuerten sie mit Raketen und Bordwaffen auf die B2 und die Geschützstände. Wild und hemmungslos kurvten sie über der Batterie.
    Zwei Geschütze schossen Nahfeuer. Cäsar verstummte nach zwei oder drei Schuß. Berta feuerte sinnlos weiter. Die Jagdbomber flogen immer wieder den Geschützstand an. Einer der Schlesier fiel über einen Holm, Wolzow schleifte ihn zur Seite. Er lud und feuerte. Dann fiel Vetter vom Sitz der Seitenrichtmaschine, und auch Berta verstummte. Die Jagdbomber zogen steil in die Höhe und verschwanden.
    Holt und Gomulka bemühten sich um Vetter. Ein Splitter hatte den Stahlhelm getroffen, ohne ihn zu durchschlagen. Vetter erlangte bald wieder das Bewußtsein. »Mensch, du überlebst uns alle!« sagte Wolzow. Er drehte den Schlesier auf den Rücken, dann warf er die Persenning über ihn. Gomulka nahm den Stahlhelm ab und sagte: »Jetzt wird es gottverdammt Zeit, daß wir Urlaub bekommen!« Holt rief: »Starke Kräfte der in den Raum Bremen eingeflogenen Kampfverbände sind nach Südwesten abgedreht. Mit Bombenabwürfen im westfälischen Gebiet ist zu rechnen.« Gomulka setzte den Stahlhelm wieder auf. Wolzow trieb die demoralisierten Schlesier ans Geschütz. Im Norden setzte schweresFlakfeuer ein. Vetter lehnte in einer Ecke und hielt sich den Kopf. »Du mußt mitmachen«, schrie Wolzow, »wir sind nur drei Munitionskanoniere!« Die Bomber flogen nordwestlich vorbei und warfen Bomben auf Duisburg. Die Batterie feuerte. Gegen fünfzehn Uhr wurde die Gefechtsschaltung aufgehoben, eine Stunde später flogen abermals Aufklärer ein, Bomberströme folgten, Jagdverbände und wieder Bomber. Die Jungen blieben sechsunddreißig Stunden lang am Geschütz. Anschließend hatten sie ein paar Stunden

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