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Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
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völlig demoralisiert von der „Flakhölle“ gesprochen!‹« Vor diesen Nachrichten verblaßten die Meldungen von den Fronten. Wen interessierte schon die »Ausdehnung der Schlacht im Osten«? – »Ich denke, wir werden gerade zur großen Wende des Luftkrieges zurecht kommen«, sagte Holt, »wenn bloß erst die Ausbildung ein Ende hätte!«
    Schmiedling malte täglich die Folgen einer fehlgeschlagenen Besichtigung aus. Das Ausbildungsprogramm war erfüllt, es gab nichts Neues mehr.
    Die Batterie, an deren Geschützen sie ausgebildet wurden, hatte in der vergangenen Zeit ein paarmal Alarm gehabt. »Gefechtsschaltung« war die erste Alarmstufe; kamen die Bomber näher, wurde »Feuerbereitschaft« befohlen, aber das war in den fünf Wochen nicht vorgekommen. Der Alarm der Batterie 329 hatte die Jungen von der 107/III bisher nicht betroffen.
    Eines Tages waren sie, wie üblich, zum Unterricht in der Kantine versammelt, und Gottesknecht ritt sein Steckenpferd Flakschießlehre. Der etwas schwerfällige Hampel hatte gerade das dritte Nichtgenügend einstecken müssen, als die Alarmklingel losschrillte. Da packte Gottesknecht seine Dienstvorschriften ein und sagte: »Wissen Sie was? Heute machen wir mit.« Es fuhr ihnen in die Glieder.
    Die Batterie, am Tage nur mit vier Geschützen feuerbereit, wurde des Nachts durch Arbeiter und Angestellte aus der Stadt, durch sogenannte Flakwehrmänner, verstärkt, so daß alle sechs Geschütze besetzt werden konnten. Heute nun rannten die Jungen an die beiden Geschütze. Gottesknecht zog mit seinen acht Mann auf die Befehlsstelle.
    Schmiedlings Bedienung war aufgeregt, am aufgeregtesten aber war Schmiedling selbst. »Machen S’ mir ka Schand net, i bitt Sie!« Wohl zehnmal versicherte er: »Wenn’s was geben sollt … DösSchießen is fei net schlimm is dös net!« Da sie noch keine Gehörschützer empfangen hatten, verteilte er Watte.
    Als Ladekanonier war ihnen ein Obergefreiter, der »Schreibstubenhengst«, zugeteilt worden. Wolzow nahm ihm den Ladehandschuh weg, Schmiedling, an der Geschützführerleitung, sagte: »Benehmen S’ Ihnen net so frech! Da muß i erst an Antrag auf Sondererlaubnis muß erst amol eingreicht wern, eh Sie scharf laden dürfen!« – »Gefechtsschaltung aufgehoben«, brüllte jemand von der B 2.
    Am nächsten Morgen, beim Appell, rief Gottesknecht: »Ich hab eine Überraschung! Unser Dienstplan sieht vier Stunden Gefechtsexerzieren vor, geht punkt zehn Uhr los, mit Zieldarstellung. Da fliegt ein ganz toller Bomber für uns, zeigen Sie mal, was Sie gelernt haben! Grinsen Sie nicht, Holt! Warum grinsen Sie?!« – »Herr Wachtmeister, der tolle Bomber wird wieder die alte Klemm sein, die fällt uns bestimmt mal auf den Kopf!« – »Mangelhaft!« rief Gottesknecht. »Heute fliegt tatsächlich eine Ju 88, weil es das letztemal ist!«
    Es geht los, dachte Holt, es ist soweit! Und er sah auf Wolzow, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte. Gottesknecht fuhr fort: »Ich schau mir während des Exerzierens die Geschützbedienungen an, mit allen Schikanen. Wenn es klappt …« Er zögerte, dann fuhr er ganz sachlich fort: »… dann tragen Sie anschließend sämtliche Klamotten auf die Kammer. Unsere Batterie hat im Raum Essen, Wattenscheid und Gelsenkirchen Stellung bezogen, ideale Gegend! Wir fahren heut nacht.«
    Alle wußten es, aber da Gottesknecht es aussprach, traf es doch wie ein Hieb. Gottesknecht rief: »Heiliger Antonius! Was ziehen Sie denn für Gesichter! Was denken Sie, wie schön das dort wird! Ich versprech Ihnen eine ganz ruhige Tour, wenn nicht grad geschossen wird, oder wenn Sie nicht grad Schulunterricht haben, das geht dort nämlich weiter, oder wenn nicht grad Munition abgeladen wird, oder wenn nicht grad Bombentrichter zugeschaufelt werden müssen, oder wenn nicht grad was anderes ist. – Ruhe im Glied! Wolzow, quatschen Sie nicht. Sie wollen Offizierssohn sein? Der Schandfleck der Batterie sind Sie!«
    »Herr Wachtmeister«, sagte Wolzow, »den ›Schandfleck‹ laß ich mir nicht gefallen, das ist …«
    »Wolzow! Treten Sie vor! Nach links weg, marsch, marsch … hinlegen … auf … hinlegen!« Er wandte sich zum rechten Flügel: »Schmiedling, machen Sie weiter, los, schleifen Sie Ihren Liebling mal ’n bißchen, so ein frecher Kerl, zehn Minuten, aber mit allem Drum und Dran!« Und zu Wolzow, der bewegungslos auf dem Boden lag: »Gaaaas! So ist’s schön, jawohl, nein, Sie hier nicht, bloß der Wolzow, damit sich ihm das Ende der

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