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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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eine Baracke zu sein.
    Sie stand ziemlich dicht am Waldrand, einen reichlichen Kilometer vom Dorf entfernt. Ein Weg führte hin. Umgeben war sie von Wiese. Vor der Baracke bewegten sich etliche Gestalten – offenbar Jugendliche.
    Karl hatte seine Brille poliert und äugte hinüber. »Rocker sind das nicht«, meinte er.
    »Wir können ja nachsehen«, schlug Tarzan vor. »Der Apfelkuchen im Gasthaus läuft uns nicht weg.«
    Dabei sah er Klößchen streng an. Denn wenn es um den Verzicht auf eine Mahlzeit ging, protestierte er meistens. Immerhin – jetzt maulte er nicht. Vielleicht hatten ihn die drei Tafeln halb flüssiger Schokolade für kurze Zeit gesättigt.
    Die vier Freunde fuhren weiter in Richtung Dorf, bogen auf den Weg ab und näherten sich der Baracke.
    Sie sah unfertig aus. An einigen Stellen war das Dach noch nicht gedeckt. Die Wände hatte man aus den verschiedensten Brettern und Bohlen zusammengezimmert. Das Fundament – verwitterter Zement – hatte wohl ehemals etwas anderes getragen: Ein Lagerhaus oder eine Scheune besonders stabiler Art.
    Bretterstapel lagen vor der Baracke – und zwei Haufen Ziegelsteine.
    Jungen und Mädchen standen vor dem Bauwerk, etwa 15. Irgendwas hatte ihnen die Stimmung verhagelt.
    Verbiesterte Gesichter und finstere Mienen sahen den vier Freunden entgegen.
    Die Rocker waren hier, dachte Tarzan, aber willkommen waren sie nicht.
    Während er die letzten Meter radelte, sah er, dass ein Junge im Gras lag. Neben ihm kniete ein Mädchen. Der Junge hielt sich ein Taschentuch gegen die Nase. Es hatte Blutflecken.
    »Hallo!« Tarzan sprang von seinem Drahtesel.
    Der Junge mit dem Nasenbluten stand sofort auf. Er mochte 15 sein, hatte blonde Locken und ein sympathisches Gesicht.
    »Hallo!«, meinte er, und es klang, als hielte er sich die Nase zu. »Seid ihr den Rockern begegnet?«
    Tarzan nickte. »Sie haben uns sozusagen von der Straße gefegt. Gaby ist gestürzt.« Er stellte sich und seine Freunde vor und sagte, dass sie aus dem Ferienlager kämen. »Und ihr?«, fragte er dann.
    Der Junge hieß Volker Schmied, das Mädchen, das sich um ihn gekümmert hatte, Marlene Dolvert. Sie sah nett aus mit ihren kurzen, rotbraunen Haaren, der Stupsnase und den großen – immer etwas erschreckt blickenden – Augen. Freundlich wandte sie sich gleich Gaby zu, während die Jungs von Volker erfuhren, was sich hier tat.
    »Wir«,Volker wies auf die Jungen und Mädchen, die jetzt im dichten Kreis um sie standen, »haben uns zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Die meisten sind aus dem Ort, einige aus den umliegenden Dörfern. Weil’s nirgends ein richtiges Freizeitheim gibt und mancher nicht weiß, was er in den Ferien anfangen soll, wollen wir uns eine eigene Bude bauen. So ne Art Jugendheim.Wo man sich trifft.Wo wir bei schlechtem Wetter zusammenhocken können.Wo man Musik machen kann, denn einige von uns spielen Gitarre. Na, ihr wisst schon. Der Bauer, dem dieses Feld hier gehört, hat uns erlaubt, auf dem Fundament was zu bauen. In Eigenarbeit machen wir das. Das Material holen wir uns vom Müllplatz. Im Frühjahr haben wir angefangen. So weit«, er wies stolz auf die Baracke, »sind wir. Und dabei hat uns niemand geholfen.«
    »Spitze!« Tarzan war begeistert. »Selbermachen ist sowieso das Wahre. Finde ich toll.«
    »Mein Vater ist Architekt«, sagte Volker, »er hat mir erklärt, wie man’s aufrichten muss, damit es nicht einstürzt. Wenn wir fertig sind, überprüft er alles – damit später kein Unglück passiert. So weit sind wir auch ganz happy. Wenn nur die Höllenbrut-Rocker nicht wären. Neulich war ein Artikel in der Zeitung. Da wurde die Polizei aufgefordert, endlich was gegen diese Typen zu unternehmen. Geschehen ist nichts. Die Polypen haben selber Schiss, glaube ich. Die fürchten wohl, dass ihnen sonst das Haus angezündet wird oder man ihnen zumindest die Fenster einwirft. Unser Pech ist, dass die Rocker ausgerechnet uns im Visier haben. Die schikanieren jeden. Weiß der Himmel, warum. Sicherlich, weil sie selber so mies sind, dass sie das auch von allen anderen glauben. Jedenfalls – wir haben den Terror auszuhalten. Dreimal haben sie uns die Wände eingerissen. Wir haben sie immer wieder aufgebaut. Und uns vorgenommen, nicht lockerzulassen. Wahrscheinlich sind die nur neidisch, dachten wir, weil sie selbst nichts zu Wege bringen. Aber irgendwann – das hofften wir – wird’s ihnen langweilig werden, auf uns rumzuhacken. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.

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