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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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Tag in Frankreich noch lange in Erinnerung behalten.
     
    Nachdem ich mir die Galavorstellung von Manchester in der ersten Halbzeit angesehen habe, ziehe ich es nun vor, ins Bett zu gehen, um es nicht zu spät werden zu lassen. Morgen soll’s schließlich mit frischen Kräften weitergehen. So habe ich mich also schon verändert! Niemals hätte ich ein solch hochklassiges Fußballspiel vor Beginn meiner Pilgerreise freiwillig sausen lassen. Dann wäre ich eben am nächsten Tag müde zur Arbeit gefahren, na und…?
     
    Tja, ansonsten hatte es dieser Tag echt in sich, und er hat mir aufgezeigt, dass die nächste Zeit sicher kein Zuckerschlecken wird. Gleichzeitig nehme ich eine Menge Mut und positiver Energie mit. Was passiert denn schon, wenn ich mich einmal verlaufe? Nichts! Auch körperlich sehe ich gegenwärtig keine ernsthaften Schwierigkeiten, selbst die Füße scheinen immer weniger eine Rolle zu spielen. So darf es gerne bleiben… .
     
    Anzumerken ist noch, dass fast alle Franzosen, denen ich heute unterwegs begegnet bin, sehr nett waren, einige mir sogar per Handschlag gute Wünsche mit auf den Weg gegeben haben. Damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet, war eher auf sture Menschen eingestellt. Was sagt mir das? Ich sollte Frankreich und seinen Einwohnern unbedingt vorurteilsfreier begegnen!! Werde morgen damit anfangen... !!
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Tag 14, Kédange-sur-Canner – Metz 27 km
     
    Der Tag begann recht früh. Schon um 6 Uhr war ich hellwach und bereitete mich auf den Abmarsch vor. Auch der Pfarrer war schon auf den Beinen, und so nahmen wir erst ein gemeinsames Frühstück zu uns, bevor es hieß, Abschied zu nehmen. Geld wollte er von mir erwartungsgemäß nicht, vielmehr verwies er darauf, dass ich zu Gast in einem Haus Gottes war. Eine Spende für seine Kirche nahm er jedoch erfreut an. Noch vor 8 Uhr begab ich mich auf den Weg und war sehr gespannt, was er heute für mich parat halten würde.
     
    Ich kam anfangs gut voran, die ersten 10 km waren beinahe ein Spaziergang. Die Landschaft präsentierte sich nur dünn besiedelt und zunehmend dominierten riesige Rapsfelder die Landschaft. Die wenigen Orte, die ich durchquerte, waren allesamt recht hübsch, es ließ sich alles in allem angenehm pilgern, ohne dass Gefahr bestand, mich zu verlaufen. Das änderte sich nach meiner ersten Pause. Langsam begann ich, mich über meinen Reiseführer zu ärgern. War die Beschreibung gestern nur äußerst oberflächlich, wurde sie nun grob fehlerhaft. Erst suchte ich eine Straße, die ähnlich einer Landstraße bei uns mit einer Nummer gekennzeichnet ist, jedoch an beschriebener Stelle gar nicht existiert. Wenigstens bewahrte mich eine ordentliche Beschilderung, die mir Orientierung anhand von Ortsnamen ermöglichte, vor größeren Umwegen. Als ich jedoch in einem Ort namens Charly-Oradour an einer Kapelle abbiegen sollte, wurde es problematisch. Es gibt dort nämlich gar keine Kapelle! Ich hielt vergeblich danach Ausschau. Die Ortskirche konnte es nicht sein, da alle anderen Beschreibungsmerkmale nicht passten. Also ging ich zurück zum Ortseingang und bog an einem Wegekreuz in einen Feldweg. Genau das war richtig, da ich in einiger Entfernung die Fernstraße sah, die ich zu unterqueren hatte. Das Wegekreuz sollte laut Reiseführer also die Kapelle sein!? Gut, dachte ich mir, ich brauche wohl etwas mehr Phantasie. Abenteuerlich wurde es jedoch, als ich 8 km vor Metz explizit angewiesen wurde, nach rechts abzubiegen, der Weg in die Großstadt an dieser Stelle aber alternativlos nach links führt. Ich ärgerte mich mehr über die stümperhaften, ja dilettantischen Ausführungen eines Buches, welches ein guter Reiseführer sein will, als darüber, dass ich dadurch heute ernsthafte Schwierigkeiten bekommen hätte. Ich versuchte es positiv zu sehen, weiß ich doch wenigstens sehr früh, dass ich in dieses Machwerk nicht zu viel Vertrauen stecken darf und lieber alle Angaben genau überprüfe, bevor ich mich für einen Weg entscheide. Trotzdem ist es ein Witz!
     
    Der Weg nach Metz hinein war der mit Abstand schäbigste Abschnitt auf meinem bisherigen Camino. Entlang einer vielbefahrenen Landstraße musste ich höllisch aufpassen, dass ich nicht von einem Auto oder LKW erwischt werde. Teilweise bretterten die Kisten in weniger als einem halben Meter Entfernung an mir vorbei. Das schlauchte gewaltig, die 8 km kamen mir gefühlt wie eine kleine Ewigkeit vor. Die Szenerie bestand auf diesem

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