Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)
auf der Bank raffte ich mich auf und verließ Luxemburg wieder in Richtung Perl. Mit meinen „Visionen“ beschäftigte ich mich nicht weiter. Stattdessen haute ich mir die Stullen rein, die ich mir heute Morgen geschmiert hatte. Danach war ich bereit für die weiteren Herausforderungen des Tages, wie Rucksack packen und nach Hause telefonieren.
Nun ist Abend und ich frage mich, wo der Tag geblieben ist, so schnell zog er vorbei, und das trotz beinahe beispielloser Passivität. Aber ich hab’s genossen, richtig gut getan hat‘s! Früh wie lange nicht mehr werde ich mich gleich schlafen legen und stelle gerade fest, dass ich neben der immer noch vorhandenen Unsicherheit auch einen gehörigen Schuss Vorfreude verspüre. Wenn das keine guten Voraussetzungen sind... ! Ultreya!!
Eifelimpressionen…
Tag 13, Perl – Kédange-sur-Canner 28 km
Wie nicht anders zu erwarten, wurde ich von de r Dame des Hauses zum Frühstück noch einmal richtig verwöhnt. Natürlich war so viel Käse auf dem Tablett, dass ich ihn gar nicht alle schaffen konnte. Verhungern konnte ich auch den Rest des Tages nicht - bei dem Lunchpaket, was ich mit auf den Weg bekommen habe. Bevor ich aufbrach, schenkte ich meiner Gastgeberin eine große Tafel Merci-Schokolade, die ich gestern besorgt hatte. War mir einfach ein Bedürfnis, nachdem ich so nett umsorgt wurde. Ich glaube, die Dame hat sich über diese kleine Aufmerksamkeit wirklich gefreut.
Anschließend bestand sie darauf, mich die ersten 2 km in ihrem Auto mitzunehmen, da sie in die gleiche Richtung musste. Das war okay für mich, da ich dieses Stück gestern schon abgegangen bin, war eh nur Wohngebiet. Leider hatte meine Gastgeberin es trotz aller Versuche nicht geschafft, mir eine Zimmerreservierung zu besorgen. Die Leute, wo ich hätte unterkommen sollen, sind diese Woche im Urlaub. Für mich war das nicht weiter tragisch, so hatte ich Spannung bis zum Schluss. Im Nachhinein betrachtet gut so… .
Meine ersten Schritte in Frankreich ging ich entlang der Mosel und erreichte nach knapp 2 Stunden Sierck-les-Bains. Gleich eine andere Welt! Ich kann nicht sagen, dass es mir besser gefiel. Als erstes stach ins Auge, dass dort alles viel dreckiger ist und zahlreiche Häuser in einem ziemlich heruntergekommenen Zustand sind. Ich fühlte mich auf Anhieb fremd, nichts war mehr vertraut, obwohl ich gerade einmal ein paar Kilometer von der deutschen Grenze weg war. Erwähnenswert an der Stadt ist die recht imposante Burg und die kleine verwinkelte Altstadt mit ihren düsteren Gassen. Ich war jedenfalls nicht gewillt, mich lange aufzuhalten und versuchte anhand der Beschreibung meines Reiseführers den Weg fortzusetzen – erst mal vergeblich! Ich ließ fast keine Gasse aus auf der Suche nach Anhaltspunkten, ging 500 m zurück zum letzten klar beschriebenen Punkt, schritt die gleiche Strecke erneut ab um zu sehen, ob ich beim ersten Mal etwas verpasst hatte – nichts! 2 Wege endeten in einer Sackgasse, einer auf einem Privatgrundstück. Was ich befürchtet hatte, wurde bereits direkt zu Beginn in Frankreich Gewissheit. Die Wegbeschreibung in meinem Handbuch ist völlig oberflächlich und unzureichend, Straßennamen sind beispielsweise gar nicht genannt! Auch auf verbale Hilfestellung der Einheimischen brauchte ich nicht bauen. Es wurde wirklich nur französisch gesprochen! Langsam gesprochene Nachfragen auf Englisch hatten zur Folge, dass die Leute einen neuerlichen Wortschwall, natürlich Französisch, über mich ergossen, obwohl ich signalisierte, dass ich rein gar nichts verstand. So kam ich nicht weiter. Das kann ja echt heiter werden, dachte ich mir, während ich mich etwas ratlos umschaute.
Ich hatte keine Wahl, musste mich selbst orientieren und entschied mich instinktiv für einen Weg, den ich für den richtigen hielt. Meine Hoffnung war, dass es später eindeutige Anhaltspunkte gibt, die mir weiterhelfen würden. Die gab es wirklich! Nur leider dahingehend, dass ich definitiv nicht auf dem richtigen Weg war. Die schmale Straße, auf der ich mich befand, driftete nach einigen Kilometern stark Richtung Osten ab, während ich eindeutig südlichen Kurs hätte einschlagen müssen. Ich war bereits viel zu weit gegangen, um umzukehren und entschied mich daher, am nächsten Feldweg rechts abzubiegen. Gefühlsmäßig musste ich nach etwa 1-2 Kilometern westlicher Ausrichtung an einen Waldweg gelangen, der mich dann auf
die richtige, südliche
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