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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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Kraftanstrengung des Tages aber wert, man hat mir extra ein vegetarisches Gericht zubereitet - lecker!! In dem urigen Speisesaal fühlte ich mich um einige hundert Jahre in die Geschichte zurückversetzt, stellte mir die Gelage vor, die hier womöglich früher stattgefunden haben… .
     
    Nun ist es gerade mal 21 Uhr, Zeit ins Bett zu gehen. Fühle mich total gerädert. Antrieb, morgen weiterzugehen? Im Moment Fehlanzeige! Gerade hat mir Wiebke am Telefon erzählt, dass zuhause alles okay ist, sie hat das Balkongeländer gestrichen. Erst 3 Tage bin ich von zuhause weg und ich frage mich ernsthaft, wie ich es 3 Monate schaffen soll. Der Weg ist lang, sooo lang... .
     
    Ich werde viel Kraft brauchen... .
     
     
     

Tag 4, Blankenheim - Baasem 22 km
     
    Nach einer erneut langen Nacht war ich überrascht, wie gut sich mein Körper im Schlaf erholt hat. Entsprechend positiv gestimmt nahm ich den nächsten „Sommertag“ in Angriff. Es blieb landschaftlich reizvoll. Ein paar Kilometer nach dem Start wurde ich von einem freundlichen Bewohner Nonnenbachs, der 2 kleine Hunde auf einer mit Heu beladenen Schubkarre vor sich her schob, vom Verlaufen abgehalten. Es hätte ein Tag uneingeschränkten Genusses sein können, wären da nicht die Blasen - inzwischen „zieren“ sie beide Füße. Fortwährend versuchten sie durch teils stechende Schmerzsignale meine Moral anzukratzen. Eine Weile gelang es mir, sie einfach zu ignorieren, aber irgendwann, in der Gegend um Walldorf, half auch das nicht mehr. Ich sehnte mich nach einem kalten Fußbad. Jeder Schritt war nun eine mittlere Qual, selbst die optischen Reize der Natur, in der der Frühling mit aller Kraft Einzug hält, vermochten mich nicht ausreichend abzulenken. 3-4 endlos erscheinende Kilometer weiter vernahm ich dann endlich das erlösende Rauschen eines Baches! Obwohl ich weiß, dass das Aufweichen der Füße eher kontraproduktiv ist, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Das Fußbad in dem eiskalten Wasser war denn auch das Größte. Am liebsten hätte ich mich von diesem idyllischen Fleckchen Erde gar nicht fortbewegt. Erst nach über einer Stunde konnte ich mich überwinden, langsam wieder in Bewegung zu kommen.
     
    Überraschend ging es viel besser als vorher und so legte ich die restliche Wegstrecke deutlich beschwingter zurück. Erstmals gelang es mir, so zumindest meine eigene Empfindung, den Alltag und den damit verbundenen Ballast hinter mir zu lassen. Selbst das Fußball-Geschehen vom Wochenende interessierte mich nicht, und das soll was heißen. Ich fühlte mich frei und ließ mich treiben. Vor meinem Aufstieg nach Baasem überquerte ich die Autobahnbrücke und sah auf das Hinweisschild Richtung Köln. Ist es mehr als eine halbe Stunde Fahrzeit bis dorthin?
     
    In dem Moment registrierte ich erstmals in aller Deutlichkeit, wie sich mein Leben, mein Rhythmus in nur wenigen Tagen bereits verlangsamt hat. Köln liegt doch schon sooo weit hinter mir… !
     
    In Baasem, dem kleinen Örtchen bei Kronenburg, hielt ich Ausschau nach der im Reiseführer erwähnten Pilgerherberge und wurde etwas außerhalb schnell fündig. Ein direkt am Waldrand stehendes Erholungsheim unter kirchlicher Trägerschaft bot mir gegen ein faires Entgelt gerne Obdach. Die Anlage erinnert mich stark an das Haus Nordhelle ganz in der Nähe meines Heimatstädtchens.
     
    Wie mir erzählt wurde, kam vor 2 Tagen erst ein Pilger hier vorbei, der darum bat, unentgeltlich sein Zelt auf der Wiese aufschlagen zu dürfen, dabei Dusche und Klo der Einrichtung nutzen wollte. Dies wurde ihm nicht gestattet, woraufhin er verärgert weiter zog. Es heißt, er ist in Rheine gestartet und will in 5 Monaten Santiago erreichen. Er zieht einen selbstkonstruierten Wagen hinter sich her, um nicht den schweren Rucksack schleppen zu müssen. „Guildo“ hatte diesen Pilger auch schon erwähnt. Bin mal gespannt, ob ich ihn auf dem weiteren Weg treffe… .
     
    Wie auch immer, ich wurde sehr nett in dem Haus empfangen und darf ein Doppelzimmer allein bewohnen. Es ist herrlich hier oben, man hat einen wunderbaren Blick über die Hügel der Eifel und ich bin wirklich froh, dass ich durch meine frühe Ankunft um 15 Uhr dieses kleine Pilgerparadies noch viele Stunden genießen darf. Ich habe Glück, an einem Sonntag hier zu sein. In der Woche ist häufig viel Betrieb. Heute ist außer mir nur eine vielleicht 15-köpfige Selbsthilfegruppe älterer Damen zum einwöchigen Heilfasten zu Gast.
     
    Seit der

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