Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
herausfinden würde.
Es war das klassische Dilemma einer Erbin: Wollte er sie oder ihren Besitz? In ihrem Fall ging es nicht so sehr um das Geld, sondern um das Bedürfnis nach Sicherheit und um Gefühle,die so tief saßen, dass Roland sich ihrer vielleicht nicht einmal bewusst war.
Schließlich stand Claudia auf und begann lustlos zu packen. Sie hatte kaum damit angefangen, als die Tür aufging und Roland eintrat.
Er trug frische Sachen, und obwohl seine Miene undurchdringlich war, wirkten seine Züge müde. Mit unbeteiligter Stimme sagte er: „Komm und reite mit mir hinaus.“
Claudia wandte sich ab. „Ich muss packen.“
„Bitte!“ Er ließ sie nicht weiterreden. Das ungewohnte „Bitte“ wirkte auf Claudia wie ein Nadelstich. „Komm mit. Wenigstens noch dieses eine, letzte Mal“, drängte Roland. „Wenn ich dich schon nicht zum Bleiben überreden kann, bringe ich dich nachher zum Flughafen.“
Verstört seufzte Claudia und rieb sich die Stirn. Wäre ein glatter Bruch nicht besser? So machte sie sich alles nur noch schwerer. „Also gut“, gab sie nach. „Dann geh aber, damit ich mich anziehen kann.“
Roland sah aus, als widerstrebte es ihm zu gehen. Der Ausdruck in seinen Augen sagte ihr, dass er ihre Forderung seltsam fand, nachdem er sie so oft geliebt hatte. Doch dann nickte er und zog die Tür hinter sich zu.
Dennoch spürte Claudia seine Nähe. Instinktiv wusste sie, dass er vor ihrem Zimmer wartete. Rasch kleidete sie sich an und bürstete sich das Haar. Als sie die Tür öffnete, stieß Roland sich von der Wand ab und streckte ihr die Hand hin. Als sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie sie nehmen sollte oder nicht, ließ er sie wortlos wieder sinken.
Schweigend gingen sie zu den Ställen und sattelten ihre Pferde. Es war noch früh am Morgen, und die Luft war angenehm kühl. Die Pferde waren voller Tatkraft und konnten es kaum erwarten, hinauszukommen.
Nachdem sie ein paar Minuten stumm nebeneinander hergerittenwaren, lenkte Claudia ihr Pferd neben Rolands Hengst und fragte unvermittelt: „Worüber wolltest du mit mir reden?“
Seine Augen wurden von seinem breitkrempigen Hut überschattet, den er zum Schutz gegen die grelle texanische Sonne trug. In dem Teil seines Gesichtes, den sie ausmachen konnte, war nichts zu lesen.
„Nicht jetzt“, antwortete er kurz. „Lass uns erst ein wenig reiten und uns das Land ansehen.“
Damit war Claudia einverstanden. Sie liebte den Anblick der gepflegten Weiden. Ihr Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass sie all dies nun wieder verlassen wollte. Die Zäune befanden sich in bestem Zustand. Alle Gebäude waren sauber und frisch gestrichen. Roland hielt alles ausgezeichnet im Schuss.
Selbst in den Augenblicken tiefster Unsicherheit hatte Claudia an seiner Liebe zu der Ranch nie gezweifelt.
Sie hatten die Koppeln und Scheunen hinter sich gelassen und überquerten eine Weide. Roland zügelte seinen Braunen und deutete mit dem Kopf in Richtung auf die Ranchgelände. „Für dich habe ich sie verwaltet“, sagte er leise. „Ich habe gewartet, bis du zurückkommst. Darum kann ich einfach nicht glauben, dass du sie nicht willst.“
Claudia schluckte. „Wie kannst du so etwas auch nur denken? Ich liebe die Ranch! Sie ist mein Zuhause.“
„Dann bleib hier und mach sie zu deinem Zuhause.“
„Das hatte ich immer vorgehabt“, antwortete sie verbittert.
„Es ist nur ... Roland, du musst doch wissen, dass du der Grund bist, warum ich weggeblieben bin!“
Er verzog ironisch die Lippen. „Wieso? Glaubst du etwa alles, was man über mich behauptet hat, als ich aus Vietnam zurückkam?“
„Natürlich nicht!“ erwiderte sie hastig. „Das tat doch niemand.“
Rolands Gesicht war zur Maske erstarrt. „Einige schon. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie ein paar Leute hier versuchthaben, mich für das bluten zu lassen, was man mir angehängt hatte.“
Zitternd griff Claudia nach seinem Arm, den er bis zum Ellenbogen entblößt hatte. „So war es bestimmt nicht! Das musst du mir glauben. Ich war damals so wütend auf dich, dass ich nicht mehr klar denken konnte.“
„Bist du es immer noch?“
„Nein.“ Claudia blickte ihn unsicher an. Sie brachte es nicht über sich, ihm ihre Angst zu gestehen, er könne die Ranch noch mehr wollen als sie. Wenn sie ihm ihre Zweifel offenbarte, würde er sie davon abzubringen versuchen, indem er ihre Schwäche ausnutzte und sie zu seinem willenlosen Werkzeug machte. Aber sie wollte nicht nur seine
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