Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
ihm erklären können?
Sanft hob Roland ihr Kinn. Sie öffnete die Augen nicht, aber sie spürte den Kuss, den er auf die heißen Lippen hauchte. Dann schlang er die Arme um sie und zog sie enger an sich. Sein Atem streifte ihre Schläfe. „Schlaf ein bisschen“, murmelte er zärtlich.
Und das tat Claudia. Nach dem langen Tanzabend und Rolands leidenschaftlichen Umarmungen war sie erschöpft. Und es war herrlich, in seinen Armen zu schlafen, als gehörte sie nur dorthin.
Dennoch erwachte Claudia mit dem unbestimmten Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Sie befand sich nicht mehr in Rolands Armen, nur noch ihre Hand lag auf seiner Brust. Der Raum war dunkel, weil der Mond kein Licht mehr verströmte. Es gab keine ungewöhnlichen Geräusche, nichts rührte sich, aber irgend etwas hatte sie geweckt. Was mochte es gewesen sein?
Plötzlich war Claudia hellwach. Ihr wurde bewusst, dass sich Rolands Körper unter ihren Fingern seltsam starr anfühlte und sein Atem nur flach kam. Sie spürte, dass sich auf seiner Haut kleine Schweißtröpfchen gebildet hatten.
Beunruhigt begann sie ihn zu schütteln. Sie wollte sichergehen, dass alles in Ordnung war.
Auf einmal setzte sich Roland im Bett auf. Mit der rechten Hand packte er die Bettdecke. Nur sehr mühsam öffnete er die Finger und ließ die Decke wieder los. Ein leiser Seufzer entrang sich seinen Lippen. Dann stand er mit eckigen Bewegungen vom Bett auf und ging langsam ans Fenster. Dort blieb er stehen und starrte stumm auf die nächtliche Landschaft hinaus.
Claudia setzte sich ebenfalls auf. „Roland?“ fragte sie verwundert.
Er antwortete nicht, obwohl sie sah, dass er sich beim Klang ihrer Stimme verkrampfte.
Sie dachte an das, was Ricky gesagte hatte. Dass er manchmal Alpträume hatte und nachts durch das Haus wanderte. War das wieder so ein Alptraum gewesen? Was für Träume quälten ihn?
„Roland“, begann sie erneut und stand auf. Leise ging sie zu ihm und legte die Arme um ihn. Er stand ganz steif da und schwieg noch immer. „Hast du schlecht geträumt?“
„Ja.“ Seine Stimme klang gepresst.
„Was war es denn?“ Als er wieder nicht antwortete, drängte sie: „Hatte es mit Vietnam zu tun?“
Lange starrte er stumm vor sich hin. Dann zwang er sich zu einem erneuten „Ja.“
Claudia wollte, dass er sich ihr anvertraute, aber als dasSchweigen immer drückender wurde, erkannte sie, dass er es nicht tun würde. Er hatte noch nie über Vietnam gesprochen, noch nie erzählt, warum er nach seiner Rückkehr nach Texas so ein wildes, zügelloses Leben geführt hatte. Auf einmal war es sehr wichtig für sie, zu erfahren, was ihn quälte. Sie wollte, dass er ihr Vertrauen schenkte und sie an der Last teilhaben ließ, die ihn drückte.
Langsam ging Claudia um ihn herum, um ihm in sein Gesicht sehen zu können. Sie schob sich zwischen Roland und das Fenster, legte ihre Arme um seinen Hals und massierte ihm tröstend den Nacken.
„Sag mir, was du hast“, bat sie.
„Nein“, entgegnete er schroff.
„Doch, bitte Roland! Du hast noch nie darüber gesprochen und bisher niemals versucht, es in die richtige Perspektive zu rücken. Es war alles in dir verschlossen, und genau das ist nicht richtig. Siehst du das nicht ein? Du lässt dich davon auffressen.“
„Ich brauche keinen Amateurpsychiater“, unterbrach er sie grob und schob sie von sich.
„Wirklich nicht? Sieh doch selbst, wie abwehrend du reagierst.“
„Sei still!“ stieß er mit belegter Stimme hervor. „Was weißt du schon von Feindseligkeit? Und von Standpunkten? Eines habe ich sehr schnell gelernt, beim Tod gibt es keine Unterschiede. Die Toten leiden nicht mehr. Es sind diejenigen, die am Leben geblieben sind, die das Grauen durchmachen. Sie wollen nicht in tausend Stücke zerrissen werden, nicht bei lebendigem Leib verbrennen, nicht gefoltert werden, bis sie nichts Menschliches mehr an sich haben. Aber weißt du was, Claudia? Von einer einzigen glatten Kugel bist du genauso tot, als wenn die Fetzen deines Körpers über einen Hektar verstreut werden. Das ist Perspektive!“
Rolands Zorn, seine tiefe Verbitterung schmerzten wie Schläge. Unwillkürlich streckte Claudia die Hände nach ihmaus, aber er wich zurück, als könne er die Nähe eines anderen Menschen nicht ertragen.
Hilflos ließ sie die Arme wieder sinken. „Wenn du darüber sprechen möchtest“, setzte sie vorsichtig an.
„Nein! Niemals! Hör mir zu. Was ich gesehen und gehört habe, was ich erlebt habe, geht
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