Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
Krankenhaus“, gab er unwillig zurück, ohne die Augen zu öffnen.
Die Schwester, eine mollige Brünette mit einem strengen Blick, lächelte Claudia mitfühlend zu. „Wir wecken ihn jede Stunde, um uns zu vergewissern, dass er nur schläft und nicht etwa bewusstlos ist. Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, aber wir wollen ganz sicher gehen.“
„Redet nicht über mich, als ob ich nicht da wäre“, ließ Roland sich unwirsch vernehmen.
Wieder suchte die Schwester Claudias Blick und rollte viel sagend mit den Augen. Claudia drückte Rolands Finger und ermahnteihn mit gespielter Strenge: „Benimm dich, mein Lieber. Durch Missmut wirst du auch nicht schneller gesund.
Roland ließ die Augen geschlossen und drückte Claudias Hand an seine Wange.
„Für dich werde ich mich am Riemen reißen“, meinte er seufzend.
„Aber es ist wirklich nicht einfach, zu lächeln, wenn einem der Kopf zerspringt.“
Er hielt Wort. In Claudias Nähe gab er sich lammfromm. Die Schwestern merkten jedoch bald, dass er aufsässig wurde, wenn sie Claudia einmal hinausschickten. Er wollte, dass sie ständig um ihn war. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, ihn zu bändigen, gaben die Schwestern schließlich nach. Claudia wusste natürlich, dass das Erpressung war, aber sie konnte Roland deswegen nicht böse sein. Unermüdlich kümmerte sie sich um ihn und umgab ihn mit zärtlicher Fürsorge.
Am späten Nachmittag wurde Claudia durch ihren knurrenden Magen daran erinnert, dass sie ohne Geld, Make-up und Kleider gekommen war. Ja, sie hatte nicht einmal einen Kamm dabei.
Lewis hatte ihr Sandwich bezahlt, das sie am Morgen nur zur Hälfte aufgegessen hatte, und jetzt war sie kurz vorm Verhungern. Behutsam fütterte sie Roland mit den Gelantinehäppchen, die er essen wollte. Die Erbensuppe hatte er verweigert. Als Claudia sie jetzt probierte, wusste sie, warum. Selbst in ihrem ausgehungerten Zustand brachte sie keinen Bissen herunter. Erbsensuppe hatte sie noch nie gemocht, und Roland schien ihre Abneigung zu teilen.
Es ging ihm beileibe nicht so schlecht, dass er nicht mitbekommen hätte, was um ihn herum vorging. Aus halbgeschlossenen Augen hatte er mit angesehen, wie sie die Suppe kostete und das Gesicht verzog. Mit sanfter Stimme sagte er: „Geh doch in der Cafeteria etwas essen, Claudia. Du musst ja Hunger haben. Ich werde auch brav sein, während du fort bist.“
„Ich bin wirklich schon ganz schwach“, gestand sie und setzte trocken hinzu: „Aber ich fürchte, für mein Aussehen allein wird man mir nichts geben. Ich habe nicht einmal einen Kamm dabei, geschweige denn Geld oder etwas zum Wechseln. Alles ging so schnell, dass ich gar nicht dazu gekommen bin, meine Tasche zu holen. Wir haben dich einfach aufgeladen und sind losgefahren.“
„Ruf Lewis an und sag ihm, was du brauchst. Er kann es bis zum Abend herbringen“, bestimmte Roland.
„Ich kann ihn aber doch nicht einfach herbestellen.“
„Natürlich kannst du das! Es ist schließlich deine Ranch, oder etwa nicht? Nein, lass, ich rufe ihn selbst an. Nimm dir meine Brieftasche aus der obersten Nachttischschublade und geh inzwischen essen.“
Claudia zögerte. Doch als Roland mühsam versuchte sich aufzurichten, rief sie rasch: „Also gut, ich gehe!“ Sie drückte ihn sanft auf das Kissen zurück und zog die Schublade auf. Die Brieftasche lag gleich obenauf. Sie nahm sie heraus und blickte einen Augenblick unschlüssig darauf. Aus einem ihr selbst nicht erklärlichen Grund widerstrebte es ihr, sein Geld zu nehmen.
„Nun geh schon!“ drängte Roland.
Sie gehorchte, weil ihr Hunger übermächtig wurde.
Während Claudia in der Cafeteria saß und geistesabwesend Kartoffelsuppe und Kräcker aß, erlag sie der Versuchung, Rolands Brieftasche durchzugehen. Nachdem sie sich schuldbewusst umgeschaut hatte, betrachtete sie die Schnappschüsse, die er mit sich herumtrug.
Einer schien seine Mutter zu zeigen, an die Claudia sich nicht mehr erinnern konnte. Sie war gestorben, als Roland noch klein war. Doch die Ähnlichkeit der Züge ließ die Verwandtschaft erkennen. Auf einem anderen stand sein Vater, ein hoch gewachsener, drahtiger Mann, mit einem schlaksigen, etwa zehnjährigen Jungen, der finster in die Kamera blickte.
Als Claudia die Plastikfächer weiter durchging, hielt sie verblüfft inne. Zwar hatte sie fast damit gerechnet, ein Foto von sich zu finden, aber was sie da vor sich hatte, hätte sie nicht erwartet.
Das Bild, das Roland mit sich herumtrug, war
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