Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
kleine Wesen im Heu zu begutachten. Mit mütterlicher Liebe leckte sie das Kleine weiter trocken.
Das zierliche kastanienbraune Füllen versuchte, sich auf den Vorderläufen aufzurichten, aber seine Beine wollten ihm nicht gehorchen und gaben unter ihm nach. Nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen gelang es ihm endlich, sich aufzustellen. Es blickte sich verwirrt um und schien nicht zu wissen, was es als nächstes tun sollte. Zum Glück war Andalusia in solchen Dingen erfahren. Sanft stupste sie das Kleine an, bis es instinktiv das Richtige tat. Wenige Sekunden später trank es auf noch etwas unsicher gespreizten Beinchen gierig seine Milch.
Als Claudia in die andere Box zurückkehrte, kniete Ricky neben einem ungewöhnlich kleinen Fohlen. Sie war dabei, es abzureiben und sprach leise auf das Tier ein. Lewis und Floyd waren immer noch mit Sable beschäftigt. Daran erkannte Claudia, dass es sich hier um eine Zwillingsgeburt handeln musste. Ihr Inneres zog sich furchtsam zusammen, denn bei Zwillingsfohlen überlebten beide oder zumindest eines häufig nicht. So zerbrechlich, wie das kleine Wesen vor ihr aussah, schien es wenig Überlebenschancen zu haben.
Bald lag auch das zweite Füllen im Heu. Es war größer als das erste, obwohl es fast die gleiche Zeichnung hatte. Es war ein lebhaftes kleines Tier. Fast sofort begann es, sich auf die Füße zu arbeiten. Verwegen hob es den Kopf, um die seltsame neue Welt in Augenschein zu nehmen.
Während Floyd sich um Sable kümmerte, kam Lewis herüber, um das Erstgeborene zu begutachten. „Ich glaube nicht,dass es kräftig genug ist, um selbst zu trinken“, meinte er zweifelnd, als er sah, wie matt das Kleine dalag.
Doch auf der Ranch ließ man kein Pferd einfach sterben. Gemeinsam bemühten sie sich die ganze Nacht, es warm zu halten und zu massieren, um den Kreislauf anzuregen. Auch ein paar Tropfen Milch von seiner Mutter flößten sie ihm ein. Doch das Tier war zu schwach. Kurz nach Sonnenaufgang starb es, ohne jemals aufgestanden zu sein.
In Claudias Augen brannten Tränen, obwohl sie von Anfang an gewusst hatte, wie die Sache ausgehen würde. Es gab nichts mehr zu sagen.
Alle schwiegen und blickten ergriffen auf die leblose kleine Kreatur. Doch neben ihnen pulsierte das neugeborene Leben. Die beiden Füllen steckten ihre zarten Schnauzen in alle Nischen, um ihr kleines Reich zu erkunden.
Lewis reckte seine verkrampften Glieder. „Es war eine lange Nacht“, meinte er seufzend. „Und wir haben einen langen Tag vor uns. Gehen wir ins Haus, um uns zu waschen und etwas zu essen.“
Als Claudia die Haustür fast erreicht hatte, fiel ihr auf, dass Ricky ihr nicht gefolgt war. Sie drehte sich um und stellte fest, dass sie immer noch bei Lewis stand. Als sie sie rufen wollte, sah sie, wie Lewis sie am Arm packte. Die beiden hatten offenbar Streit, obwohl davon eben noch nichts zu merken gewesen war.
Plötzlich legte Lewis seinen Arm um Rickys Taille und zwang sie, zu dem kleinen Haus mitzugehen, in dem er wohnte. Verwundert verfolgte Claudia, wie die Tür sich hinter ihnen schloss.
Sieh mal einer an, schoss es ihr durch den Kopf. Lewis war also der Cowboy, von dem Monica gesprochen hatte. Und sie hatte keine Ahnung davon gehabt. Wenn sie nicht so sehr mit Roland beschäftigt gewesen wäre, hätte ihr eigentlich auffallen müssen, wie Lewis Ricky ansah. Er hatte sie auch an jenem Tagbeobachtet, als Claudia mit angesehen hatte, wie Ricky Roland umarmte. Vielleicht ahnte Ricky noch nichts, aber Lewis Stovall war ein Mann, der wusste, was er wollte. Möglicherweise war es mit Rickys Lotterleben bald vorbei, überlegte Claudia schmunzelnd. Damit wäre dann auch Rickys Jagd auf Roland beendet.
„Wie ist es gelaufen?“ erkundigte sich Lorna, als Claudia erschöpft in die Küche trat.
„Sable hat Zwillinge geworfen, aber eines ist kurz darauf gestorben. Andalusias Füllen dagegen ist ein großes feuerrotes Fohlen, das dürfte Roland freuen. Er mag rötliche Pferde.“
„Da Sie gerade von Roland sprechen.“ Lorna ließ den Satz bedeutsam offen.
Claudia zuckte zusammen. „Lorna, ich kann nicht, noch nicht. Ich bin halbtot vor Müdigkeit, und er wird sich auf mich stürzen.“
„Also gut, ich werde versuchen, es ihm zu erklären“, nickte Lorna, aber sie machte ein zweifelndes Gesicht. Wenn Claudia nicht so ermattet gewesen wäre, hätte sie vielleicht nachgegeben. Doch im Augenblick war sie einfach zu fertig, um sich ihm zu stellen.
„Berichten Sie ihm von den
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