Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
vor Angst und sie sich vollkommen desorientiert fühlte, weil sie durch den dichten Regenvorhang kaum etwas sehen konnte, schaffte sie es doch, die Beine zu heben und in die Richtung zu stolpern, in die Grant sie zerrte.
Und dann standen sie plötzlich am Rande des Urwalds, wo menschliche Hände das Dickicht zurückgeschnitten hatten in dem Versuch, die Ausläufer des tropischen Regenwalds zu kultivieren. Jane konnte sich kaum noch aufrecht halten, als sie über die Felder, die der Wolkenbruch in Morast verwandelt hatte, taumelte. Allein Grants fester Griff hielt sie aufrecht. Jedes Mal, wenn sie zusammenzusacken drohte, zerrte er sie wieder hoch und schleppte sie weiter vorwärts. Doch als er bemerkte, dass sie am Ende ihrer Kräfte angelangt war, hob er sie ohne ein Wort hoch, warf sie sich wie eine Gliederpuppe über die Schulter und trug sie ohne sichtliche Anstrengung weiter.
Sie schloss die Augen und klammerte sich an ihn, wobei sie spürte, wie sich zu ihrem Schwindel jetzt auch noch Übelkeit hinzugesellte, weil sich seine Schulter schmerzhaft in ihren Magen bohrte. Sie fühlte sich wie in einem Alptraum, aus dem sie nicht aufwachen konnte, während endlose graue Wassermassen auf sie niederfielen und sie zu ersticken drohten.
Nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, blieb er endlich stehen, ließ sie von seiner Schulter gleiten und lehnte sie gegen etwas Hartes, Kaltes. Als Jane die Hand ausstreckte, um sich festzuhalten, erkannte sie verschwommen, dass es sich um Metall handelte. Dann öffnete er die Tür des heruntergekommenen Pick-Ups, hob sie hoch und setzte sie auf den Beifahrersitz. Anschließend ging er um den Wagen herum, klemmte sich hinters Steuer und knallte die Tür zu.
„Jane“, stieß er hervor und rüttelte sie leicht an der Schulter. „Bist du okay?“
Sie schluchzte, aber ihre Augen waren trocken. Jetzt streckte sie eine zitternde Hand nach ihm aus und berührte die Blutspur, die an seinem regennassen Gesicht hinabrann. „Du bist verletzt“,flüsterte sie, ohne dass er sie verstehen konnte, weil der Regen so laut auf das Dach des alten Pick-Ups prasselte. Doch er las ihr die Worte von den Lippen ab und nahm sie ganz fest in die Arme.
„Ist nur ein Kratzer, Honey“, versicherte er ihr. „Was ist mit dir? Alles in Ordnung?“
Mühsam bewerkstelligte sie ein Nicken, während sie sich an ihn klammerte und die Wärme genoss, die sein Körper trotz der vollkommen durchweichten Kleidung ausströmte. Grant hielt sie noch einen Moment lang fest, dann befreite er sich behutsam aus ihrer Umklammerung und schob sie ein Stück von sich weg. „Halt dich gut fest während der Fahrt, denn dass diese alte Karre eine Federung hat, ist höchst unwahrscheinlich. Wir müssen weg hier, bevor der Regen aufhört.“
Er steckte den Kopf unters Armaturenbrett und zog ein paar Drähte heraus.
„Was machst du denn?“ fragte sie benommen.
„Die Zündung kurzschließen“, erwiderte er und bedachte sie mit einem kleinen Grinsen. „Pass gut auf, wie man es macht, damit du es weißt, falls du es mal brauchen solltest.“
„Du kannst doch bei dem Regen überhaupt nichts sehen“, wandte sie in demselben hilflosen, halb betäubten Tonfall, der ganz untypisch für sie war, ein.
„Es reicht, um uns hier rauszubringen, Honey.“
„Wohin fahren wir?“
„Nach Süden. Nach Limon oder zumindest so weit, wie wir mit dieser Karre hier kommen.“
9. KAPITEL
W ie befürchtet, hielt der alte Pick-Up natürlich nicht bis Limon durch, sondern machte unterwegs auf einer Anhöhe schlapp und war durch nichts zu bewegen, es noch einmal zu versuchen. Deshalb blieb Grant und Jane nichts anderes übrig, als die restliche Wegstrecke zu der Ortschaft unten im Tal zu Fuß zurückzulegen. Als sie sie fast erreicht hatten, blieb Grant stehen, setzte seinen Rucksack ab und ließ sich wortlos daneben auf dem Boden nieder, was Jane dazu veranlasste, ihm einen erstaunten Blick zuzuwerfen.
„Wir warten hier, bis es richtig dunkel ist“, erklärte er und streckte sich der Länge nach auf dem Boden aus. Jane starrte erst auf die blinkenden Lichter des Ortes und dann auf Grant, hinund hergerissen zwischen einer vagen Unsicherheit und der Sehnsucht nach dem Komfort, den eine Ortschaft, wie klein sie auch immer sein mochte, zu bieten hatte. Sie sehnte sich nach einem Bad und einem Bett, doch würde man ihnen freundlich begegnen? Da sie wusste, dass es ihr nicht gelingen würde, sich so zu entspannen wie Grant,
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