Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
lächelte ihr freundlich zu.
„Gut geschlafen?“
„Wunderbar.“ Claudia seufzte. „Ich bin seit Jahren nicht mehr so spät aufgestanden.“
„Roland sagte, Sie seien erschöpft“, erklärte Lorna. „Und abgenommen haben Sie auch seit Ihrem letzten Besuch. Möchten Sie Ihr Frühstück jetzt haben?“
„Es ist ja fast schon Zeit fürs Mittagessen“, überlegte Claudia. „Da warte ich wohl lieber bis dahin. Wo sind denn die anderen?“
„Monica schläft noch. Ricky ist heute mit den Männern fortgefahren.“
Fragend hob Claudia die Brauen, aber Lorna zuckte nur mit den Schultern. Sie war eine kräftig gebaute Frau um die fünfzig, aber ihr braunes Haar zeigte noch keine Silberfäden. Ihre ausgeglichenenGesichtszüge verrieten, dass sie mit ihrem Leben zufrieden war.
Nachdenklich meinte sie: „Ricky macht im Augenblick eine schwierige Zeit durch.“
„Inwiefern?“ Claudia musste ihr recht geben. Ricky wirkte jetzt noch nervöser und reizbarer als früher und schien selbst nicht zu wissen, was sie wollte.
Wieder zuckte Lorna mit den Schultern. „Wahrscheinlich ist sie eines Tages aufgewacht und hat festgestellt, dass sie nichts aus ihrem Leben gemacht hat. Da hat sie so eine Art Torschlusspanik bekommen. Was hat sie denn bisher erreicht? Sie hat keinen Mann, keine Kinder, nichts, das wichtig ist und ihr gehört. Das einzige, was sie für sich verbuchen kann, ist ihre Schönheit. Aber die hat ihr den Mann, den sie haben wollte, auch nicht gebracht.“
„Sie hat doch zweimal geheiratet“, gab Claudia zu bedenken.
„Aber nicht Roland.“
Schockiert saß Claudia da und versuchte, Lornas Gedankengang zu folgen. Roland und Ricky? Ricky hatte Roland gegenüber ständig hin und her geschwankt zwischen Aufsässigkeit und sklavischer Ergebenheit. Roland auf der anderen Seite hatte sie stets mit gelassener Nachsicht behandelt. War das der Grund für Rickys plötzliche Feindseligkeit? Wollte sie deshalb nicht, dass ihre Stiefschwester blieb? Wieder hatte Claudia das unbehagliche Gefühl, dass Ricky irgendwoher wusste, dass Roland mit ihr geschlafen hatte, als sie siebzehn war. Aber wie sollte sie dahinter gekommen sein?
Das Ganze war absurd. Ricky konnte unmöglich in Roland verliebt sein. Claudia hatte am eigenen Leib erfahren, wie es war, wenn man liebte. Bei Ricky war von solchen Anzeichen nichts zu merken. Sie verhielt sich Roland gegenüber nach wie vor mit einer Mischung aus Angst und Ablehnung, die fast an Hass grenzte. Auch das verstand Claudia. Aus den gleichen Beweggründen war sie selbst jahrelang fortgeblieben.Sie verspürte plötzlich das Bedürfnis, allein zu sein. „Ist Wallaces Laden immer noch sonntags geöffnet?“
Lorna nickte. „Wollen Sie in den Ort fahren?“
„Wenn niemand sonst den Wagen braucht, ja.“
„Soweit ich weiß, nicht. Und selbst, wenn es so wäre, gibt es andere Transportmittel“, entschied Lorna. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir ein paar Sachen mitzubringen?“
„Natürlich nicht“, antwortete Claudia. „Aber schreiben Sie mir lieber alles auf. Ich vergesse sonst immer das eine oder andere, wenn ich keine Liste habe. Und meist ist das dann gerade das Wichtigste.“
Lorna schmunzelte und holte einen Notizblock aus einer Schublade. Sie riss das oberste Blatt ab und reichte es Claudia. „Schon geschehen. Mir geht es nämlich genauso. Da notiere ich mir immer gleich das, was mir einfällt. Ich hole Ihnen Geld aus Rolands Schreibtisch.“
„Das ist nicht nötig. Ich habe genug dabei.“ Claudia überflog die Einkaufsliste. Es handelte sich in der Hauptsache um Erste-Hilfe-Sachen wie Alkohol und Verbandszeug. Nichts ging übermäßig ins Geld. Außerdem war sie ja eigentlich für die Dinge verantwortlich, die für die Ranch gekauft wurden.
„Gut. Aber bewahren Sie die den Kassenbon auf. Wegen der Steuer.“ Claudia nickte. „Wissen Sie, wo die Schlüssel für den Kombi sind?“
„Normalerweise stecken sie im Zündschloss. Es sei denn, Roland hat sie heute morgen abgezogen, um Ricky daran zu hindern, einfach zu verschwinden, wie sie es häufiger tut. In diesem Fall trägt er die Schlüssel bei sich. Aber da Ricky mit den Männern fortgefahren ist, hatte er eigentlich keinen Grund, die Schlüssel an sich zu nehmen.“
Unangenehm berührt presste Claudia die Lippen zusammen und ging nach oben, um ihre Handtasche zu holen. Stand es so schlimm um Ricky, dass man die Wagenschlüssel vor ihr verstecken musste? Was war, wenn jemand anders den Wagen
Weitere Kostenlose Bücher