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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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Pack!«
    »Scheiße, der Türke!«, fluchte Sommersprosse und warf die leere Bierflasche in einen Busch.
    Es war der Sohn des Gemüsehändlers, der sich vor den Dreien aufbaute, die Arme in die Seite gestemmt, den Blick direkt auf Sommersprosse gerichtet.
    Hängeschulter und der Dicke wichen zurück. Ich hörte den Dicken flüstern: »Lass uns abhauen, bevor noch die anderen Kameltreiber auftauchen.« Sie warfen ihrem Gegenüber verächtliche Blicke zu und zogen sich zurück.
    Ich fühlte mich deswegen nicht besser. Zwar war die eine Gefahr gebannt, doch nun hatte uns der Sohn des Sklavenhändlers in seiner Gewalt.
    »Schweine!«, schimpfte er den drei Flüchtenden hinterher. Er wandte sich uns zu. »Na, alles in Ordnung? Ich bin Indrit. Dich kenne ich schon: Deine Oma kauft immer bei uns ein und du wartest draußen. Dich habe ich auch schon gesehen.« Damit deutete er auf Olli.
    »Simon«, stellte ich mich schüchtern vor.
    »Olli. Danke.«
    »Ja, danke«, stimmte ich ein.
    Mein Reifen war platt, Ollis Vorderrad eierte. Mit den Fahrrädern kamen wir nicht mehr weit.
    »Kommt mit«, sagte Indrit. »Das kriegen wir schon wieder hin.«
    Obwohl er uns gerettet hatte, fürchtete ich mich ein bisschen vor dem großen Jungen mit den finsteren Augen. Das lag wohl an Ollis Geschichten und auch sonst hatte ich bisher wenig Gutes über Türken gehört.
    »Wir treiben übrigens keine Kamele«, rief Indrit verärgert. »Und wir sind Albaner, keine Türken. Eigentlich bin ich Deutscher, aber meine Eltern sind aus Albanien.«
    Eine rechte Unterhaltung wollte dennoch nicht aufkommen. Wenige Querstraßen weiter führte er uns auf ein Grundstück mit ordentlich angelegtem Gemüsegarten und kurz geschnittenem Gras. Da wuchsen Bohnen und Petersilie und allerhand Gemüse, das ich nicht kannte. Ein Dreirad stand vor der Garage und der Obsthändler saß mit einer Gitarre am Sandkasten und sang, während zwei pummelige Kleinkinder ihm gebannt zuhörten.
    »Simon und Olli«, rief er und strahlte. Er legte die Gitarre beiseite, erhob sich und reichte uns die Hand.
    Indrit klärte seinen Vater auf. Der nannte die drei Rabauken, Schufte und Feiglinge, und während Indrit mit unseren Fahrrädern in der Garage verschwand, holte Herr Berisha Eiscreme aus dem Haus und servierte uns freigiebig. Er lachte laut und herzlich, lächelte ständig und es dauerte nur zwei Löffel Eiscreme, bis das grimmige Bild des Sklavenhändlers, das Olli von ihm gezeichnet hatte, in der Sonne zerschmolz. Nachdem die Schalen blank geputzt waren, leckte Herr Berisha ausgiebig über seine beiden Arme, und als wir ihn verwundert anschauten, sagte er: »Das ist Brauch, da wo ich herkomme. Was wisst ihr denn über Albanien?«
    Nichts.
    »Kennt ihr die Geschichte von der Salzmühle am Grunde des Meers?«
    »Die immer weiter mahlt und daher kommt das Meersalz?«, fragte Olli.
    Herr Berisha nickte. »Diese Mühle wurde in Albanien gebaut. Albanien bedeutet übersetzt Mutter des Salzes. Aus meiner Heimat kommt alles Salz der Erde.
    Bei uns gibt es Berge aus Salz. Wir schaben das Salz einfach ab und versenden es in alle Welt. Granit hingegen können wir nur aus Steinminen fördern, die wir tief in die Salzberge hauen.« Er strich über seinen Schnurrbart und schaute uns abwartend an.
    »Bei uns ist das genau anders herum«, sagte Olli verwundert.
    »Deswegen passen Albanien und Deutschland ja so gut zusammen. Wir bringen euch Salz, ihr gebt uns Steine. Badesalz bauen wir direkt aus dem Meer ab. Man sollte meinen, uns käme all das weiße Zeug schon aus den Ohren heraus, aber ganz im Gegenteil: Wir wissen, was es wert ist, und verschwenden nicht ein Gramm!« Er schaute auf seine geleckten Arme. »Im Wasser ist Salz unsichtbar und ungreifbar für unsere Netze. Mit denen fangen wir höchstens Salzheringe. Nehmt ihr allerdings ein Bad in unserem Meer und lasst euch von der Sonne trocknen, dann erscheint es plötzlich auf eurer Haut, denn Wasser ist flüchtig, doch Salz ist treu. Wie weiße Wellen wirkt es auf den Armen. Um Badesalz abzubauen, nimmt das ganze Dorf ein Bad und später wird das Gut von unseren Armen gekratzt. Den Rest lecken wir ab, das ist der Brauch.«
    »Papa, erzählst du wieder Geschichten?« Indrit tauchte mit ölverschmierten Händen aus der Garage auf. »Der Reifen ist geflickt und Ollis Rad hat nur noch eine leichte Acht. Sollte aber kein Problem sein.«
    Herr Berisha reichte uns die Hand. »Ich würde mich freuen, wenn ihr mal wieder vorbeikommt. Und wenn

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