Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
deine Oma einkaufen geht, musst du nicht immer auf dem Gehsteig warten.«
Ich errötete.
Wir verabschiedeten uns und Herr Berisha winkte uns hinterher, als wir vom Grundstück radelten.
Seine Geschichte verfolgte uns eine Weile. Salzberge mit Granitminen, Wahnsinn! Eine Idee formte sich in meinem Kopf und die hatte irgendwie mit unserem Pfeffer-Salz-Problem zu tun. Ich konnte sie jedoch einfach nicht greifen. Am nächsten Morgen hockte ich im Wohnzimmer und überlegte, wie ich am besten ein Laserschwert bauen könnte, da kam mir die Erleuchtung:
»Filter sind nichts weiter als Netze mit ganz kleinen Maschen«, rief ich. Opa blickte von seiner Zeitung auf und schaute mich verwundert an.
Ich konnte es kaum erwarten, bis sich die Wollebachritter wieder unter der Platane trafen. Endlich war es so weit. »Wir machen es wie die Albaner«, sagte ich. Neben mir stand eine Schale Wasser, daneben eine Karaffe, in die ich einen Trichter gesteckt hatte, und darin lag ein Kaffeefilter. Olli klärte Tanja über das Salzland auf, während ich den Beutel mit dem Gemisch der Silberfee öffnete. Ich erklärte den beiden meine Idee und erntete skeptische Blicke.
»Mit dieser Methode haben wir nur einen einzigen Versuch«, bemerkte Olli.
»Wenn das nicht klappt, sind wir angeschmiert«, sagte Tanja.
»Unsinn! Salz und Pfeffer gibt es in jeder Küche und mischen können wir die auch jederzeit.« Ich schüttete den Inhalt des Beutels ins Wasser. Wie erwartet löste sich das Salz auf. »Mit Netzen können wir das Salz nicht fangen, wohl aber den Pfeffer«, sagte ich und goss das Wasser durch den Trichter. Der Pfeffer setzte sich im Filter ab.
»Teil eins gelöst!«, rief ich. Tanja strahlte und Olli nickte anerkennend. Nun stellten wir das Salzwasser in die Sonne. Um uns die Zeit zu vertreiben, wehrten wir den Angriff des Imperiums auf Hoth ab, bis endlich das Wasser verdunstet war und sich eine feine weiße Kruste am Boden der Schale gebildet hatte.
»Verehrte Wollebachritter«, sprach die Silberfee. »Drei Aufgaben habt ihr gemeistert und bewiesen, dass ihr die Auserwählten seid. Kniet nieder!« Sie schwang einen Stab mit goldenem Stern und berührte uns damit am Genick. Ich fühlte mich wie der Eiserne Heinrich, dem Freude und Erleichterung die schweren Ringe um die Brust mit lautem Knall sprengten. Frau Ursel versprach, uns beim Kampf gegen die Sarazenenbäume zu helfen. In unsere Lederkladde schrieb ich neben eine Zeichnung des Barden von Wollebach ‚
Herr Berisha
?’.
Ich freute mich schon auf den nächsten Morgen, denn dann würde Oma wieder einkaufen gehen, und diesmal lief mir beim Gedanken an den Apfel des freundlichen Gemüsehändlers schon das Wasser im Munde zusammen.
Müllognetisch
Ritter Simon von Wollebach hielt im Ausguck Wacht über seine Stadt. Neben mir wiegten die Blätter der Platane im Wind. Ich saß höher als die Krone der Stadtmauer und konnte beinahe bis zum Marktplatz sehen. Es schien ein ruhiger Tag zu werden. Ein paar Hunde wurden ausgeführt, ein Liebespärchen spazierte vorbei, die Silberfee ging einkaufen und winkte mir zu, und in der Ferne sah ich Opa aus dem Wald treten, einige volle Tüten in der Hand. Ich stieg vom Baum und lief ihm entgegen.
»Hey, Ritter!«, begrüßte er mich.
Ich verbeugte mich vor ihm. »Ist das Müll?«
Opa schaute auf seine Tüten und zog verwundert die Brauen zusammen, als würde er erst jetzt wahrnehmen, was er in der Hand hielt. »Müll? Keinesfalls. Nun ja, zumindest nicht für mich.«
»Sondern?«
Er trug die Tüten zur Terrasse und stellte sie auf einen Tisch. Sie waren gefüllt mit Plastikbechern, Getränkedosen, Papptellern, Kaugummipapier und was man sonst noch so auf Waldwegen fand.
Müll eben.
Opa seufzte. »Ich hoffte, du hättest mittlerweile gelernt, hinter das Augenscheinliche zu blicken.«
»Hinter eine leere Pizzaschachtel?«
Er nahm einen Becher zur Hand. »Für uns ist es Abfall, für die da«, er deutete vage in Richtung Wald und ich wusste, er meinte die Sarazenenbäume, »ist es Kraftnahrung.«
Skeptisch schürzte ich die Lippen.
»Kennst du dich mit Müllognetismus aus?«
Nein, kannte ich nicht, aber mein Interesse war geweckt.
»Hm, nicht? Aber von Magnetismus hast du schon einmal etwas gehört?«
Natürlich.
Opa wies mich an, ins Wohnzimmer zu gehen und dort zu warten. Nach einer kleinen Weile kam er aus dem Keller wieder, in der einen Hand ein Eisenstäbchen, in der anderen ein Holzkästchen. Er legte das Stäbchen auf den
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