Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
nicht. »Eisen und Holz!«, erklärte ich. Bald baumelten drei kurze Ketten von meinem Magneten. Ich nahm die Kugeln und legte sie auf einen Haufen, die nicht magnetischen kamen daneben.
»Das sind schon zwei Lösungen!«, sagte Tanja erfreut.
»Drei!«, widersprach Olli, aber wir hörten nicht auf ihn.
Tanja hatte schon den nächsten Einfall und nicht einmal fünf Minuten später schwammen eine halbe Million Kugeln in unserer Spüle. Mindestens. Die anderen fünfhunderttausend lagen auf dem Grund.
»Holz ist leichter als Metall und schwimmt. Das macht Spaß!« Tanja knuffte Olli aufgeregt in die Seite.
»Gemeinsam sind wir unschlagbar!«, stellte ich fest.
»Das sind nie und nimmer eine Million«, antwortete Olli.
»Es ist noch nicht zu spät. Lasst uns fix zur Fee laufen und ihr unsere Lösung zeigen.« Frau Ursel öffnete uns und sagte überrascht: »Schon fertig?«
Sie belohnte uns mit je einem Schokoriegel und verschwand im Inneren ihres Hauses. Aus der Küche kam sie mit einer Thermoskanne zurück.
»Nehmt diese magische Karaffe und bringt sie zu einem ruhigen Ort, an dem ihr ungestört seid und die Magie Wollebachs sich frei entfalten kann. Schüttelt sie, während ihr euren Lieblingsabzählreim aufsagt, dann gießt den Inhalt in diesen Kristallkelch.«
Sie reichte uns ein Glas. »Trennt die drei Zutaten, bevor der Mond voll am Himmel steht. Viel Glück.«
»Wann ist das nächste Mal Vollmond?«, fragte Tanja und packte Kanne und Kelch in den Fahrradkorb. Um beide hatte Ursel ein altes Handtuch gewickelt. Wir stiegen auf.
»Vielleicht heute Nacht?«, mutmaßte Olli. »Der ist gestern schon kugelrund gewesen. Vielleicht aber auch erst morgen.«
Wir traten in die Pedale und bogen in eine Seitenstraße zum Marktplatz ein. Drei Teenager in Lederjacken lungerten in einem Hauseingang herum und rauchten.
»Mist!«, fluchte Olli. »Umdrehen!« Er bremste hart und wirbelte sein Fahrrad herum. Tanja folgte ihm auf der Felge und ich hinterher.
»Wer waren die?«, fragte ich Olli.
»Sommersprosse, Hängeschulter und Fetti«, antwortete er. »Mit denen wollen wir uns lieber nicht anlegen.«
Ich blickte zurück. Die drei waren auf die Straße getreten und sahen uns herausfordernd hinterher.
»Lirum, larum, Löffelstiel
,
wer das nicht kann, der kann nicht viel
,
Lirum, larum, leck
,
und du bist weg!«
Während Tanja den Abzählreim aufsagte, schüttelte ich die magische Karaffe. Olli hielt den Kristallkelch bereit. Ich goss eine milchige Flüssigkeit hinein, in der schwarze Krümel schwebten.
»Was ist das für ein ekliges Zeug?« Tanja verzog das Gesicht.
»Dämonenschleim?«, schlug Olli vor.
»Sabber von Jabba the Hut.«
»Das sind aber nur zwei Zutaten: Schleimmilch und Krümel. Wo ist die dritte?«
»Zählt die Karaffe?«, fragte Olli. »Immerhin haben wir die erfolgreich von der Flüssigkeit getrennt.«
Langsam zeichnete sich eine feine Trennlinie zwischen zwei Flüssigkeiten ab: Eine war farblos, eine gelblich, beide klar.
»Das ist Salatöl!«, rief Tanja.
»Öl ist leichter als Wasser, deswegen schwimmt das oben!«, bemerkte Schlaumeier Olli.
Ein paar der Krümel sanken auf den Boden des Kristallkelchs.
»Wir müssen nur warten, bis das Öl oben ist und die Krümel alle unten«, schlug ich vor.
Die anderen stimmten zu und verabschiedeten sich auch bald, denn es war Essenszeit.
Den Kelch stellte ich aufs Fensterbrett.
Nach dem Abendbrot zeigte ich Opa den Kristallkelch. Das Wasser erschien fast klar, denn das Öl hatte sich beinahe komplett davon abgesetzt. Auf dem Kelchboden lagen schon einige Krümel, die meisten schwammen aber noch in der Flüssigkeit.
»Es ist übrigens nicht alles Öl leichter als Wasser«, sagte Opa, als ich ihm von Ollis Beobachtung erzählte. »Manches ist auch schwerer, das sinkt auf den Grund. Aber mischen tun sich Öl und Wasser niemals.«
»Die mögen sich nicht«, scherzte ich.
»Im wahrsten Sinne des Wortes«, antwortete Opa ernst. »Die Bausteine für Wasser und Öl und für überhaupt alle Dinge nennt man Moleküle. Die sind so klein, die kannst du nicht einmal unter einem normalen Mikroskop sehen.«
»Sind die kleiner als Bakterien?«
»Viel kleiner. Bakterien kann man ja unter dem Mikroskop sehen.«
Ich starrte aufs Glas. »Da sollen klitzekleine Bausteine drin herumschwimmen? Schwer zu glauben. Wie schauen diese Moleküle denn aus?«
Da musste Opa passen, denn gesehen hatte er sie noch nie. »Jedenfalls mögen Ölmoleküle keine
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