Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Wassermoleküle, man nennt sie hydrophob. Das bedeutet so viel wie Wasser fürchtend.«
»Dann ist Olli schneckenphob, denn der fürchtet sich vor Schnecken!«, rief ich und lachte laut.
»Ein Topf voller Erbsen sieht einheitlich grün aus, wie ein Farbtopf, wenn du von ganz weit oben drauf-schaust. Du musst erst nahe herangehen, um einzelne Erbsen zu erkennen.«
Opa wechselte das Thema. »Die Silberfee lässt euch also Stoffe trennen. Ich habe eine tolle Idee!« Er drückte mir einen Besen in die Hand und wies mich an, das Parkett im Flur zu fegen, obwohl das doch ganz sauber war, fand ich. Also schwang ich den Besen hin und her und verteilte das letzte bisschen Staub etwas. Bald darauf erschien Opa mit einem großen Ventilator in der Hand, den er aus dem Keller geholt hatte. »Alles sauber?«
Ich nickte.
Opa stellte den Ventilator am Eingang ab. Aus der Küche holte er zwei Büchsen mit Beuteltee.
»Das ist der teure Tee aus dem Feinschmeckerladen am Marktplatz«, sagte er und deutete auf die linke, edler aussehende Büchse. »Und das ist der billige aus dem Supermarkt. Beide stammen von derselben Pflanze.«
»Echt?«
Opa nickte und begann, Teebeutel aufzuschneiden und deren Inhalt in je eine Tasse zu geben. »Fällt dir ein Unterschied auf?«
Der billige Tee schien grobkörniger.
»Genau«, antwortete Opa, schüttete alles in eine Salatschüssel und mischte fleißig. »Nun, wie trennst du den teuren von dem billigen Tee?«
»Mit einer Pinzette?«, fragte ich, meinte das aber nicht ernst. Etwas anderes wollte mir nicht einfallen.
Er nahm die Schüssel und ging mit mir in den Flur. Dort schaltete er den Ventilator an. »Wir haben vor fast 20 Jahren eine Teefabrik in Sri Lanka besucht. Die hatten riesige Propeller, viel größer als dieser hier, und davor schütteten sie kistenweise Tee aus. Die groben Stücke flogen nur ein Stückchen durch die Luft, die feinen viel weiter und später wurde mit einem Besen getrennt. Schau!«
Er schüttete den Tee vor den Ventilator und sofort wirbelten die Krümel in unserem Flur herum. Eine wirksame Trennung von teuer und billig konnten wir jedoch nicht beobachten.
»Meinst du, Oma hat nichts dagegen, dass wir ihren Tee durch den Flur blasen?«, fragte ich und Opa fuhr sich zur Antwort mit dem Zeigefinger über die Kehle. »In Sri Lanka hat das besser funktioniert«, murmelte er enttäuscht. »Nächstes Mal verwenden wir lieber ein grobmaschiges Sieb.«
Oma trat aus dem Wohnzimmer in den Flur und sah Boden, Wände, Mäntel und Schuhe mit Tee bestäubt. »Opa, wissenschaftelst du wieder?« Sie schüttelte den Kopf. »Wollten wir das nicht auf den Keller beschränken?«
Wir schauten betreten zu Boden und erwarteten ein Donnerwetter.
Das kam aber nicht. Stattdessen fegte Oma mit dem Besen den Tee in eine Tüte. »Bis ihr den getrunken habt, gibt es in diesem Haus nichts anderes für euch zu trinken.«
Diese Nacht stand der Mond beinahe voll am Himmel und leuchtete in unseren Garten. Draußen sah ich wieder die Gestalt mit dem Geweih, die wohl der Geist Borkenkinns war – oder Opa als Druide verkleidet. Ich nahm an, die Erscheinung sollte uns warnen: Wenn wir uns nicht beeilten, würden die Sarazenen Wollebach überrennen. Spiel oder nicht, das kam mir sehr unheimlich vor.
Unausgeschlafen wachte ich am nächsten Morgen auf und eilte sofort zum Kristallkelch. Wasser und Öl hatten sich voneinander abgesetzt. Die meisten Krümel schwammen im Wasser herum, nur ein paar lagen am Grund des Kelchs. Diese Aufgabe war fast gelöst.
Oma deckte gerade den Frühstückstisch. »Ei?«, fragte sie mich.
»Gerne.«
Sie öffnete den Kühlschrank. »Haben wir kein Speisefett mehr?« Sie ärgerte sich und schaute auf den Einkaufszettel. »Da steht’s drauf. Na ja«, sagte sie und nahm das Salatöl. Ein Spritzer in die Pfanne, dann das Ei drauf. »Was schaust du so, Schlingel? Ist doch alles dasselbe.«
»Fett ist doch kein Öl!«, widersprach ich. »Und Salat ist kein Ei.«
»Ist es nicht?« Oma zerrührte das Ei. »Speisefett ist bei Raumtemperatur fest, Speiseöl nicht. Aber eigentlich ist es dasselbe Zeug. Nicht wahr, Opa?«
Opa saß auf der Bank und blickte von der Zeitung auf. »Jaja«, sagte er und las weiter.
Während Oma das Rührei zubereitete und Opa las, formte sich ein Gedanke hinter meiner Stirn. Opa hatte mir gestern nicht die Wahrheit gesagt. Ich öffnete den Kühlschrank.
»Wir haben fettarme Milch, Magermilch und Vollmilch!«, rief ich in die Küche und
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