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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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Albaner sind sehr geduldig.«
    »Das glaube ich nicht!«, sagte Tanja geradeheraus.
    »Manchmal düngen wir mit Eisenfeilspänen, dann geht das alles ein bisschen schneller. Hier!« Er gab uns je einen Magnetbaumsamen und mir noch den Stabmagneten dazu. »Und für dich, kleine Skeptikerin, habe ich einen Beweis.«
    Er ging ins Haus und kam kurz darauf mit einem Foto zurück.
    »Das bin ich mit dem kleinen Indrit auf dem Arm. Er war damals vielleicht vier oder fünf Jahre alt und wir wanderten im Magnetomassiv herum, das liegt nahe meiner Heimatstadt in Albanien. Auf diesem Foto schauen wir ins Tal hinab, in dem meine Großeltern gelebt haben, und die krummen Nadelbäume, die ihr hinter mir seht, sind Kompasstannen. Seht ihr, wie sie alle schief in dieselbe Richtung wachsen?«
    Wir nickten.
    »Sie richten sich wie Kompassnadeln nach Norden aus, daher der Name. Aus den Eisennadeln dieser Tannen stellen wir in Albanien die weltbesten Kompasse her!«
    Wahnsinn! Das überzeugte sogar Tanja.
    »Ich muss jetzt noch etwas im Garten arbeiten. Überlegt euch gut, wo ihr die Magnetbäume pflanzt, denn umsetzen kann man sie später nicht mehr. Sie sind richtig schwer, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.«
    Olli pflanzte seinen im Gemüsegarten, denn eisenhaltige Nahrung sollte gesund sein, hatte er gehört. Tanja steckte ihren Samen in einen mit Erde gefüllten Blumentopf und wollte erst einmal abwarten. Ich behielt meinen in einem Kästchen, denn ich war mir nicht sicher, wo Opa einen Eisenbaum haben wollte.
    Die Geschichte mit den Nordpolen ging mir nicht aus dem Kopf, und ich wollte es auf einen Versuch ankommen lassen.
    »Kann ich Magnete zersägen?«, fragte ich Opa.
    Opa arbeitete an seinem Miniaturwollebach, das er im Spielzimmer aufgebaut hatte. »Sicher, mit einer Metallsäge.«
    »Hast du eine?«
    »Bitte, da drüben«, sagte Opa geistesabwesend, zeigte auf ein Werkzeug und widmete sich wieder seiner Modellstadt.
    Ich ging in den Keller, legte den Magneten auf Opas Arbeitsplatte und hielt ihn fest, sodass er über die Tischplatte schaute. Dann setzte ich die Säge an, aber der runde Magnet rutschte hin und her und mehr als einmal schnitt ich mir beinahe in die Hand. Ich fluchte.
    Oma schaute herein, in der Hand einen Beutel Wäscheklammern. »Woran arbeitest du?«
    »Ich kriege diesen blöden Magneten nicht zersägt.«
    »So bekommst du höchstens deine Knochen entzwei«, antwortete Oma. Sie fragte nicht einmal, warum ich den Magneten halbieren wollte, sondern spannte ihn in einen Schraubstock und sagte: »Nun versuch’s noch mal.«
    Trotz Schraubstock war es schwere Arbeit. Der Magnet war zwar nicht dicker als mein kleiner Finger, aber es dauerte lange, bis ich eine kleine Kerbe im Metall sah.
    Eine Ewigkeit später betrat ich verschwitzt die Küche.
    »Fertig!« Ich strahlte.
    »Gerade rechtzeitig zum Essen.« Oma tat Suppe auf.
    »Fertig mit was?«, fragte Opa.
    Ich zeigte ihm die beiden Hälften des Magneten. »Ein Nordpol zum Vergraben und ein Südpol.«
    Opa verstand nicht gleich, was ich ihm da zeigte.
    »Hast du das schon getestet?«, fragte er mich.
    »Wie denn?«
    »Wenn das ein Nordpol ist, dann wird er von einem anderen Nordpol abgestoßen, oder?« Er holte einen Stabmagneten aus einem Karton in der Speisekammer und reichte ihn mir. Ich hielt meinen Nordpol an den des Stabmagneten, und wirklich, sie stießen sich ab. Das andere Ende meines vermeintlichen Nordpols wurde aber angezogen, es verhielt sich genau wie ein Südpol.
    »Wie kann das nur passieren?«, fragte ich ratlos.
    Opa grinste, Oma lächelte verschmitzt, doch niemand antwortete mir.
    In der Frühe begleitete ich Opa in den Wald. Morgen sei der Querfeldeinlauf der Jugendlichen, sagte er. »Die Strecke führt an ein paar Wegpunkten vorbei durch den Wald. Davon möchte ich noch einige ablaufen und schauen, ob die Markierungen auch gut angebracht sind.«
    Er trug wieder zwei leere Tüten.
    »Siehst du, wie Müll immer anderen Müll findet?«, fragte er und begann, die Tüten mit Zigarettenstummeln, Coladosen und Kaugummipapier zu füllen. »Viele Kräfte sind unsichtbar und unfühlbar. Du kannst hundert Magnete in der Tasche tragen, nie wirst du das Magnetfeld spüren. Ebenso verhält es sich mit dem müllognetischen Feld. Nur Müll reagiert darauf – und verzauberte Bäume.«
    »Warum ist das so?«, fragte ich.
    »Das weiß ich leider nicht.«
    »Opa, hat Herr Berisha gelogen? Kann ich den Nordpol eines Magneten nicht vom Südpol

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