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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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Schale, Opas Kupfer kam in die andere.
    Gleichgewicht.
    Nun wurde es spannend.
    Ich tauschte die beiden Armbänder und auf einmal sank die Waagschale mit dem Kupferstück, ganz langsam, aber stetig.
    »Ich hab die Lösung! Das ist das Armband aus Aluminium!«
    Ich triumphierte.
    Opa strahlte und klopfte mir anerkennend auf den Rücken.
    »Die Wilde Wippe hat mich darauf gebracht«, erklärte ich Opa freudig. »Ein Ast schwimmt, ein Kiesel sinkt, auch wenn beide außerhalb des Wassers gleich viel wiegen. Es gibt anscheinend ein Wassergewicht, das verschieden vom Landgewicht ist.«
    Oma trat ein: »Was treibt ihr Schlawiner denn im Bad?«, fragte sie.
    Opa deutete auf mich: »Simon hat gerade das archimedische Prinzip entdeckt.«
    »Heureka!«, rief Oma.
    »Archimed?«, fragte ich.
    »Archimedes war ein Wissenschaftler, der im 3. Jahrhundert vor Christus in Syrakus gelebt hat.«
    Ich hob abwehrend meine Hände. »Von Syrakus habe ich genug. Das kommt in diesem endlosen Gedicht von Schiller vor, das wir im Deutschunterricht hatten.«
    »Die Bürgschaft.« Opa lächelte. »Jedenfalls lebte da einer der hellsten Köpfe, die je das Licht der Welt erblickt haben, bis er von römischen Invasoren erschlagen wurde. Er hatte ein ähnliches Problem wie du: Besteht eine Krone ganz aus Gold oder wurde sie mit Silber verunreinigt? Wie du hat er herausgefunden, dass verschiedene Stoffe einen verschiedenen Auftrieb haben.«
    »Auftrieb? Du meinst, die wollen aus dem Wasser nach oben an die Luft?«
    »So ähnlich. Je größer ein Körper ist, z. B. ein Brett, desto mehr Wasser verdrängt er. Wasser hat ein Gewicht, genau wie das Brett. Und wenn das Brett leichter ist als das von ihm verdrängte Wasser, treibt es nach oben. Ein Körper mit größerem Volumen verdrängt mehr Wasser und erhält dadurch mehr Auftrieb. Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum Kreuzfahrtschiffe schwimmen, deine Armbanduhr aber untergeht, wenn du sie von der Brücke schmeißt?«
    Ja, davon hatte Olli heute geredet.
    Opa fuhr fort. »Das kommt daher, dass Schiffe zwar unglaublich schwer sind, aber auch unglaublich voluminös. Sie haben im Vergleich mit der Uhr eine geringere Dichte. So gering, dass der Auftrieb im Wasser stark genug ist, um sie am Schwimmen zu halten.« Opa erklärte: »Zu deinem Problem mit den Armbändern: Kupfer hat eine dreimal so hohe Dichte wie Aluminium. Aluminium hat also beim selben Gewicht ein dreimal so hohes Volumen wie Aluminium.«
    »Körperfülle«, erklärte Oma, plusterte die Backen und breitete ihre Arme aus.
    »Dichte bedeutet nämlich Gewicht pro Volumen«, fuhr Opa fort.
    »Unsinn!«, widersprach ich. »Die Armbänder sind etwa gleich groß.«
    »Das muss eine optische Täuschung sein, hervorgerufen durch die Pyramiden und Würfel. Das erkennt du mit deinen Augen nicht, aber die Waage im Wasser weiß die beiden Stoffe sehr wohl zu unterscheiden.«
    Wahnsinn!
    Ich rief sofort Olli an. Wir verabredeten, am nächsten Morgen zur Hundertjahreiche zu gehen.
    Und ich war der Prinz!
    Am nächsten Tag traten wir wieder vor die Wächter. Diese hoben sofort bedrohlich ihre Waffen. Demonstrativ steckte ich mir das Kupferband an den Arm und tat den ersten Schritt. Mir wackelten schon etwas die Knie, als ich so zwischen den bärtigen Türmen mit den wuchtigen Keulen stand. Mutig zeigte ich den Ring und forderte freies Geleit. Der Rechte inspizierte ihn, nickte und ließ mich vorbei.
    Ich trat an die Kiste und hob den Deckel. Darin lag eine Halskette mit einem schweren Eisenschlüssel daran und ein Briefumschlag.
    Die linke Wache verbeugte sich vor mir und sagte: »Gratulation, Prinz von Westerburg. Wir verneigen unser Haupt vor Eurer Schlauheit. Möge Euch Euer Witz nicht verlassen und unsere nächste Begegnung ebenfalls so erfolgreich für Euch verlaufen.«
    Damit drehten sich die Wachen um und spazierten in den Wald. Olli stand noch etwas unschlüssig auf dem Fleck und fragte: »Meinst du, ich darf jetzt auch zur Eiche kommen?«
    »Ich werde dir sicher nicht den Schädel einschlagen.«
    Im Briefumschlag fanden wir eine Zeichnung. Zwei Türen in einer Mauer, dahinter der Kirchturm. Oben rechts ein Datum und eine im Zenit stehende Sonne.
    »Das ist übermorgen«, bemerkte ich. »Mittag. Wo sind diese Türen?«
    »Das muss die Stadtmauer sein, nahe beim Kirchturm.«
    Wir wanderten zurück nach Wollebach. Als wir Herrn Würdes Laden passierten, trat er vor die Tür. Staunend blickte er auf den Schlüssel um meinen Hals. Sein

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