Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
genug«, sagte Olli und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Diese Hitze bringt mich um. Lass uns zum Kiesteich radeln und dort weiter nachdenken.«
Ein angenehmer Vorschlag.
Keine Stunde später rannten wir in unseren Badehosen über die Liegewiese und kühlten uns im Wasser ab. Ich erinnerte mich an eine Sage, die mir Oma am Bett vorgelesen hatte. In dieser musste der ritterliche Held das Gewicht eines Räuberhauptmanns in Gold aufbringen, um die Prinzessin aus dessen Gewalt befreien zu können. Ich erzählte Olli davon und wir beschlossen, in die Gestalten des Räuberhauptmanns und des Ritters zu schlüpfen.
Im See, nicht weit vom Ufer, gab es einen Spielplatz. Da konnte man über eine hohe Rutsche ins Wasser sausen und über Balken balancieren – und von diesen ebenfalls in den See platschen. Außerdem befand sich dort die Wilde Wippe: ein mehrere Meter hoher Pfahl mit einem Querbalken an einem Gelenk. Von dessen Enden wiederum baumelten Schnüre hinab und daran hingen Sitzkissen. Darauf konnte man hocken und wippen, und wenn man sich richtig ins Zeug legte, tauchte man dabei ins Wasser ein.
»Halt, Ritter Domoon!«, rief Räuberhauptmann Ollovor. »Was führt euch her zu meiner Höhle?«
»Prinzessin Schnowottchon natürlich, du Schuft! Rück sie heraus!« Ich fuchtelte mit einem Steckenschwert.
»Sachte, sachte! Du musst ein Lösegeld bringen, und zwar Kiesel, so schwer wie du.«
Wir befestigten unsere Fahrradkörbe an einem Kissen der Wilden Wippe und beluden sie mit Steinen. Zwischendurch stieg ich auf den anderen Sitz und wir überprüften, ob wir schon genug hatten.
»Du bist aber schwer!« Räuberhauptmann Ollovor, staunte, als die Wippe endlich im Gleichgewicht ruhte.
»Gewichtig bin ich«, rief ich und lachte, wenn ich an unsere erste Begegnung dachte.
Wir kippten die Steine ins Wasser. Platsch, platsch, platsch, verschwanden sie.
Nun tauschten wir die Rollen.
»Ho, Ritter Allavar!«, rief ich. »Was wollt ihr hier?«
»Die Prinzessin natürlich, Räuber Simin.«
»Bring mir dein Gewicht in ... Holz!«
Das hätte ich mir besser überlegen sollen, denn es dauerte eine ziemliche Weile, bis wir aus dem Wald so viel Totholz beisammenhatten, um Olli aufzuwiegen. Noch dazu brauchte es einiges an Geschick, das alles in den Fahrradkörben zu stapeln. Aber endlich war es so weit und ich durfte die Prinzessin heimführen. Wir entleerten die Äste in den See und schauten ihnen nach, wie sie abtrieben. Als Nächstes bewarfen wir uns mit Matschgranaten, tauchten um die Wette und sprangen von einem Felsen in den See. Arschbomben natürlich.
Aber bei allem war ich nicht mehr ganz bei der Sache. Die abtreibenden Holzstücke gingen mir nicht mehr aus dem Sinn.
Auf dem Heimweg sagte ich zu Olli: »Ist dir aufgefallen, dass die Steine mir nichts dir nichts gesunken, die Äste aber geschwommen sind?«
»Wow, was für eine Beobachtungsgabe. Du gehst sicher mal studieren!« Olli feixte. »Im Ernst, dass Holz schwimmt und Steine nicht, weiß doch jedes Baby.«
Ich gab ihm einen Knuff und er revanchierte sich mit einem Schubser.
»Mir ist schon klar, dass Steine sinken. Aber überleg mal, was das bedeutet: Auf der Wippe war das Holz nur ein bisschen leichter als die Steine, aber im Wasser schien das Gewicht total weg zu sein. Die Steine sind alle sofort gesunken, obwohl sie viel kleiner waren als das Holz. Ich wette, so ein Kiesel ist leichter als ein Ast, und trotzdem schwimmt er und der Stein nicht.«
»So ist das nun mal!«, bemerkte Olli und damit war das Thema für ihn abgeschlossen.
Für mich aber nicht.
»Vielleicht gibt es ein Landgewicht und ein Wassergewicht? Fühlst du dich nicht leichter, wenn du schwimmst?«
Olli legte sein Denkergesicht auf: extra faltige Stirn und geschürzte Lippen. Er schüttelte den Kopf. »Ob etwas schwimmt, hat nichts mit dem Gewicht zu tun. Öltanker schwimmen auch und die sind viel schwerer als die paar Steine.«
Ollis Skepsis zum Trotz wollte ich es auf einen Versuch ankommen lassen.
Zu Hause wog ich beide Armbänder. Jeweils 50 Gramm. Ich bat Opa um 50 Gramm Kupfer und seine Balkenwaage aus dem Keller. Der fragte mich gar nicht, was ich damit vorhatte, sondern folgte mir ins Badezimmer und schaute mir zu.
Zuerst stellte ich sicher, dass beide Armbänder und das Kupferstück gleich viel wogen. Dann stellte ich Opas Balkenwaage in die Badewanne und ließ Wasser einlaufen, bis die Waage ganz eingetaucht war. Ich legte das erstbeste Armband auf die eine
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