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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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tiefer Stimme.
    »Der Prinz und seine Wollebachritter«, stellte ich uns vor.
    »Habt ihr den Schlüssel?«, fragte die Wache.
    Hatten wir. Ich ging frohen Mutes auf ihn zu und zeigte die Kette samt Schlüssel. Er trat zurück und deutete nur auf das Schloss. Ein Dreh, ein Klick und es sprang auf. Knarrend öffnete sich die Tür.
    Drinnen führte eine Wendeltreppe an der Außenmauer entlang bis ganz nach oben. Zum Glück gab es ein Geländer. Von der Plattform unter dem Dach drang fahler Lichtschein. Gespannt erklommen wir den Turm.
    »Die Wache sah aus wie Herr Börtig, der Bäcker. Nur eben in Rüstung und mit falschem Bart«, flüsterte Tanja.
    Olli blickte unsicher nach unten. »Meinst du?«
    »Kommt schon!«, rief ich und eilte nach oben.

    Auf den Bodenbohlen leuchtete ein Magierstern mit Kerzen in jeder Ecke. In der Mitte stand ein seltsamer Aufbau: Ein Kanister hing an einer Kette in Kopfhöhe von der Decke. Daran befand sich ein Wasserhahn, darunter ein Trichter mit durchsichtigen Plastikröhren, die mal nach links, mal nach rechts führten, dann sogar wieder aufwärts, und in einem Becken mündeten, von dem eine weitere Röhre nach unten führte und nach einigen Loopings in einer Schale endete. Diese Schale war wiederum auf einen Arm mit einem Gelenk montiert, der auf einer Kiste befestigt war.
    »Komisches Ding«, bemerkte Tanja.
    »Wo ist Olli?«, fragte ich.
    »Der kann nicht so schnell die Treppen hoch.«
    »Kann er wohl!«, schnaufte Olli und betrat die Plattform.
    Aus einer dunklen Ecke kam ein Hüsteln. Eine dürre Gestalt trat in den Lichtkreis der Kerzen, die wir nach einer Schrecksekunde als Herrn Würde – oder Abrakadabrus – ausmachten.
    Er trug einen wallenden Umhang mit Glitzersternen.
    »Wer von euch ist der Prinz?«, fragte er.
    Ich trat vor. Er öffnete eine Truhe und holte einen Lederüberzug heraus, auf dem das Wappen der Westerburg prangte, allerdings mit einer kleinen Krone darauf. »Für Euch, Hoheit!«
    Ich zog mir das Lederdings an.
    Es passte.
    »Das ist Euer hoheitliches Westerburger Wams«, erklärte Abrakadabrus. Nun reichte er Olli ebenfalls ein Wams, allerdings ohne Krone auf dem Wappen. »Für den Westerritter Sir Olliver!«
    »Super!«, rief Olli.
    »Und ich?«, fragte Tanja.
    »Du kannst kein Ritter sein, du bist doch ein Mädchen«, erklärte Olli. »Du bist sicher ein Burgfräulein.«
    Tanja schüttelte den Kopf. »Ritter oder gar nichts! Mit Schwert!«
    Abrakadabrus schlurfte mit wackelndem Zeigefinger auf Olli zu. »Was wisst denn Ihr, Sir? Sicher, Ihr seid ein Ritt-er! Lady Tanja jedoch ist eine Ritt-sie!« Damit holte er eine Lederrüstung für Tanja hervor.
    »So etwas gibt es?« Ich wunderte mich.
    »Natürlich!«, bestätigte Abrakadabrus und Tanja nickte.
    Schließlich überreichte er Tanja eine hölzerne Ratterknatter und Olli eine Tröte. »Um den Prinzen zu beschützen.«
    »Ich hätte lieber ein Schwert!«, beschwerte sich Tanja.
    »Genau«, fiel Olli ein. »Was sollen wir denn mit dem Krachmachzeug anfangen?«
    »Ich bekomme gar nichts?«, fragte ich enttäuscht.
    »Schwerter wirken gegen Menschen!«, erwiderte Abrakadabrus mit Unheil verkündendem Tonfall. Zu mir: »Ihr, Prinz, habt Euer Zepter schon erhalten. Ich wundere mich, dass Ihr es nicht dabei habt.« Er schlurfte zum Wasserhahn. »Dieser Hahn entlässt genau einen Liter Wasser pro Minute. Füllt genau fünf Kilo in die Schale. Daraufhin wird sich diese Truhe öffnen und die Lichtfanfare freigeben.«
    Wir schauten uns ratlos an.
    »Na gut!«, sagte ich schließlich und trat an den Wasserhahn.
    »Genau fünf Kilo!«, warnte Abrakadabrus und ich ließ den Hahn wieder los.
    »Ihr seid Ritter der Westerburg. Als solche müsst ihr euch entsprechend verhalten. Vor allem dürft ihr zum Lösen dieses Problems kein modernes Hilfsmittel benutzen.«
    »Wie bitte?«, fragte Olli erschrocken.
    »Keine Computer mehr«, erklärte ich.
    »Keine Computer?«, wiederholte Olli entsetzt.
    »Computer, Armbanduhren, Radios, Fernseher, Handys und so weiter. Lebt wie zur hohen Zeit der Westerburg.«
    Damit deutete er auf die Treppe.
    »Kein Computer, kein Fernsehen?« Olli konnte es kaum fassen.

    Auf dem Rückweg ergaben wir uns ganz in unsere Rollen. Ich schritt so prinzlich wie möglich einher, weit ausladend und mit geradem Kreuz, Tanja schwang ihre Ratterknatter und Olli trötete gegen eingebildete Sarazenen. Eben versetzte er einem furchtbaren Gegner den Todeströt, da blieb Tanja stehen und starrte in den

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