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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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vor.
    »Weil das Schummelei wäre«, antwortete Tanja trocken.
    »Wir könnten eine Waage zur Burg tragen und die fünf Kilo dort am Wasserhahn abmessen.«
    »Das ist möglich«, antwortete ich.
    »Aber nicht Sinn der Sache. Wer weiß, wie Abrakadabrus auf unseren Einfallsreichtum reagiert«, entgegnete Tanja.
    »Der soll froh sein, dass wir so schlau sind!«, fand Olli.
    »Willst du das riskieren?«, fragte Tanja rhetorisch und beendete die Diskussion.
    Wie viele Liter Wasser wogen fünf Kilo? Das ging recht einfach mit einer rustikalen Balkenwaage, einem Messbecher und dem Wasserhahn in der Küche. »Ein Liter Wasser wiegt ein Kilo«, fasste Tanja zusammen. »Demnach müssen wir den Hahn fünf Minuten lang offen lassen.«
    »Super!«, rief Olli. »Auf geht’s!«
    Wir wollten schon zur Tür hinaus, da rief ich: »Wartet! Wie messen wir denn fünf Minuten ab?«
    Olli deutete auf seine Armbanduhr. »Blöde Frage!«, antwortete er.
    Tanja stutzte. »Gute Frage. Deine Uhr dürfen wir gar nicht benutzen.«
    Das war in der Tat ein Problem. Ohne Uhr auf dem Turm – wie sollten wir dort nur fünf Minuten abmessen?
    »Guten Nachmittag, ihr Ritter«, ertönte eine freundliche Stimme. Tanjas Vater trat ein und stellte seine Aktentasche neben den Küchentisch. »Wie läuft’s?«
    Wir klärten ihn auf.
    »Hmmm!« Er grübelte und kraulte sich den Bart. Dann nahm er Zettel und Stift zur Hand und begann zu schreiben und dabei zu murmeln. »Fallgeschwindigkeit: 9.81m/s. 5 min sind 300 s. Das macht ... Ihr müsst eine Billardkugel aus etwa 2943 m Höhe fallen lassen. Wenn sie unten ankommt, sind fünf Minuten um.« Er grinste breit.
    Diese Lösung erschien uns nicht praktisch.
    Wir beschlossen, an der Platane weiterzudenken, und verabschiedeten uns von Tanjas Vater.
    Kaum draußen, rief ich den anderen zu: »Geht schon mal vor, ich möchte ihn noch etwas fragen.« Ich eilte zurück in die Küche. Tanjas Vater belud gerade die Geschirrspülmaschine. Ich erzählte ihm von meinem Erlebnis mit dem Wasserhahn und meinem Problem, Zeit zu verstehen, obwohl sie allgegenwärtig schien und ich Uhren ohne Weiteres zu benutzen verstand.
    Er kratzte sich dreimal am Kopf. »Das ist ein philosophisches Problem, und mit der Philosophie habe ich es nicht so.« Er trat im Flur an ein Regal und öffnete ein Lexikon. »Ich mag lieber die Physik. Hier: Eine Sekunde ist das 9.192.631.770-Fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von Atomen des Nuklids 133Cs entsprechenden Strahlung.« Er klappte das Buch zu.
    Ich starrte ihn an, als hätte er mir gerade offenbart, dass die Erde entgegen aller Erfahrung flach sei und jedes Jahr Hunderte Schiffe über den Rand fielen.
    »Hört sich schlimm an, nicht wahr?«, fragte er.
    Ich nickte, immer noch baff.
    »Die mussten sich auf irgendein regelmäßig wiederkehrendes Ereignis einigen. Früher waren das Mondphasen, Tage oder Jahreszeiten. Aber das ist denen heutzutage zu wischiwaschi. Da müssen Atome her.«
    »Wer sind denn
die

    »Die Wissenschaftler, die das SI aufgestellt haben, das internationale Einheitssystem. Kommt aus dem ...«
    Er schaute wieder im Lexikon nach.
    »Aus dem Französischen: Système international d’unités. Die haben alles Mögliche festgelegt: Längen, Gewichte, Zeit usw. Da kann sich die ganze Welt nach drehen.« Er hob den Zeigefinger. »Ich habe übrigens noch eine andere Lösung für euer Problem.« Er klatschte langsam in die Hände und zählte zwischen jedem Klatscher: »Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. Ihr zählt die Klatscher, die ihr in fünf Minuten hinbekommt, und geht dann in eure Turmstube und wiederholt das Ganze.«
    »Und wie sollen wir die fünf Minuten messen? Das ist immer noch das Problem.«
    Er hob den Zeigefinger noch etwas höher. »Kindergartenrätsel! Eine Stunde lest ihr an einer Sonnenuhr ab. Ihr klatscht eine Stunde lang und teilt das Ergebnis durch 60 × 60, also 3600. So viele Sekunden hat eine Stunde nämlich. Das nehmt ihr mal 300 und voilà, fünf Minuten.«
    Ich winkte ab. »Vielen Dank für die Hilfe, aber das erscheint mir auch arg kompliziert. Ich glaube, Mathelehrer könnte ich niemals werden.«
    Er lachte. »Ich auch nicht, keine Sorge. Deswegen habe ich auch Kunst, Geschichte und Sport gewählt.«
    An der Platane steckten wir die Köpfe zusammen und kamen zu dem Schluss, dass Tanjas Vater nicht falsch gelegen hatte. Um Zeit zu messen, brauchten wir einen sich

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