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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Gefährten am Lagerplatz bleiben und ihre Rückkehr abwarten, um eine Entscheidung zu treffen.
    Nachdem man hierüber einig geworden, hielten sich die beiden Rivalen während des übrigen Tages von einander entfernt. Sir John Murray verbrachte die Zeit damit, das benachbarte Gehölz zu durchstreifen. Doch kam ihm kein Wild vor. Was das Geflügel betrifft, so war er in Hinsicht auf die Eßbarkeit desselben nicht sehr glücklich. Dagegen hatte der Naturforscher, der oft in einem Jäger steckt, Grund zur Zufriedenheit. Zwei merkwürdige Species fielen unter seinen Schüssen. Er brachte ein schönes Berghaselhuhn mit, dreizehn Zoll lang, kurzbeinig, mit dunkelgrauem Rücken, rothen Füßen und Schnabel, dessen zierliche Schwungfedern in’s Braune spielten; ein schönes Exemplar der Familie der Tetraoniden, deren Typus das Rebhuhn ist. Der andere Vogel, welchen Sir John durch einen besonders geschickten Schuß erlegt hatte, gehörte den Raubthieren an. Es war eine besonders in SüdAfrika einheimische Art Falken, mit rother Kehle und weißem Schwanz, und von besonderer Formenschönheit. Der Forloper nahm die zwei Vögel geschickt aus, so daß ihre Haut unbeschädigt aufgehoben werden konnte.
    Die ersten Tagesstunden des 23. Juni waren schon verflossen, und die Karawane hatte noch kein Zeichen von sich gegeben. Die beiden jungen Leute waren im Begriff, sich auf den Weg zu machen, als entferntes Gebell einen Aufschub veranlaßte. Bald kam der Jäger Mokum in größter Eile auf seinem Zebra herbeigeritten, an der Ecke eines Aloëgehölzes links vom Lager.
    Der Buschmann war der Karawane vorausgeritten und näherte sich schnell den Europäern.
    »Kommen Sie doch, braver Jäger, rief Sir John Murray freudig aus. Wirklich verzweifelten wir an Ihrer Wiederkehr. Wissen Sie, ich würde mich nie haben trösten können, Sie nicht wiederzusehen! Es scheint, als ob das Wild mich flieht, wenn Sie mir nicht zur Seite sind. Kommen Sie doch, damit wir Ihre Rückkehr durch ein gutes Glas unseres schottischen Whisky feiern!«
    Auf diese wohlwollenden und freundschaftlichen Worte Sir John’s antwortete Mokum nicht. Er betrachtete jeden der Europäer, zählte sie einen nach dem andern, und eine lebhafte Angst malte sich in seinen Zügen.
    Der Oberst Everest bemerkte es sofort, trat zu dem Jäger, der soeben abgestiegen war, und fragte:
    »Wen suchen Sie, Mokum?
    – Herrn Palander, erwiderte der Buschmann.
    – Ist er denn nicht bei Ihnen? fragte der Oberst Everest wiederholt.
    – Er ist nicht mehr bei uns! antwortete Mokum; ich hoffte ihn an Ihrem Lagerplatze wiederzufinden! Er hat sich verirrt!«
    Bei den letzten Worten des Buschmanns kam Mathieu Strux eilig heran.
    »Nicolaus Palander verloren! rief er aus. Ein Gelehrter, den man Ihrer Sorge anvertraut hatte, ein Astronom, für den Sie verantwortlich waren und den Sie nicht zurückbringen! Wissen Sie denn, Jäger, daß Sie für seine Person stehen müssen, und daß es nicht genügt zu sagen: Herr Nicolaus Palander ist verloren!«
    Diese Worte des russischen Astronomen beleidigten die Ohren des Jägers, der, da er sich nicht auf der Jagd befand, keinen Grund hatte, geduldig zu sein.
    »He, he! Herr Astrolog aller Reussen, erwiderte er mit gereizter Stimme, wollen Sie nicht gefälligst Ihre Worte ein wenig mäßigen? Bin ich beauftragt, Ihren Gefährten zu hüten, der sich selbst nicht zu hüten weiß! Sie halten sich an mich, und Sie haben Unrecht damit, hören Sie? Wenn sich Herr Palander verloren hat, so ist das seine Schuld! Zwanzig Mal habe ich ihn angetroffen, wie er, in seine Ziffern vertieft, sich von unserer Karawane entfernt hatte, und zwanzig Mal habe ich ihn wieder zurückgebracht. Vorgestern aber, bei Anbruch der Nacht, ist er verschwunden, und ungeachtet meiner Nachforschungen habe ich ihn nicht wiederfinden können. Seien Sie geschickter, wenn Sie können, und da Sie so gut ein Fernrohr zu handhaben verstehen, legen Sie Ihr Auge daran und versuchen Sie Ihren Collegen zu entdecken!«
    Der Buschmann würde ohne Zweifel in diesem Tone fortgefahren haben, zum großen Zorne des Mathieu Strux, der mit offenem Munde nicht ein Wort anbringen konnte, wenn nicht Sir John Murray den jähzornigen Jäger beruhigt hätte. Zum Glück für den russischen Gelehrten wurde der Streit zwischen ihm und dem Buschmann hier abgebrochen. Doch warf sich Mathieu Strux dafür mit einer unbegründeten Beschuldigung auf den Oberst Everest, der sich dessen nicht versah.
     

    Ein vertiefter Mathematiker.

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