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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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(S. 102.)
     
    »Auf jeden Fall, sagte der Astronom von Pulkowa in trockenem Tone, beabsichtige ich nicht meinen unglücklichen Collegen in dieser Wüste zurückzulassen. Was mich betrifft, werde ich alles Mögliche aufbieten, ihn wiederzufinden. Wenn Sir John Murray oder Herr William Emery verschwunden wären, würde der Oberst Everest vermuthlich nicht zögern, die geodätischen Arbeiten einzustellen, um seinen Landsleuten zu Hilfe zu kommen. Nun sehe ich nicht ein, warum man für einen russischen Gelehrten weniger thun solle, als für einen englischen!«
    Der also aufgeforderte Oberst Everest konnte seine gewöhnliche Ruhe nicht länger beibehalten.
    »Herr Mathieu Strux, rief er mit gekreuzten Armen und festem Blick auf seinen Gegner aus, ist es Ihr entschiedener Wille, mich ohne Grund zu beleidigen? Was halten Sie von uns Engländern? Haben wir Ihnen das Recht gegeben, an unsern Gefühlen in einer Humanitätsfrage zu zweifeln? Was läßt Sie voraussetzen, daß wir diesem unverständigen Rechner nicht zur Hilfe kommen wollen …
    – Mein Herr … rief der Russe bei dieser Bezeichnung Nicolaus Palander’s.
    – Ja, unverständig, wiederholte der Oberst, indem er jede Silbe betonte, und um auf Sie zurückzuschleudern, was Sie soeben leichtsinnig aussprachen, will ich noch hinzufügen, daß, im Falle unsere Operationen durch dieses Ereigniß mißlängen, die Verantwortlichkeit dafür auf die Russen und nicht auf die Engländer fallen würde.
    – Herr Oberst, schrie Mathieu Strux, dessen Augen Blitze schleuderten, Ihre Worte …
    – Meine Worte sind wohl erwogen, mein Herr, und da dies gesagt wurde, versteht es sich von selbst, daß bis zum Augenblick, in dem Ihr College wiedergefunden, jede Arbeit eingestellt wird. Sind Sie zum Aufbruch bereit?
    – Ich war dazu bereit, ehe Sie nur ein Wort gesprochen«, antwortete Mathieu Strux grollend.
    Hierauf gingen beide Gegner an ihren Wagen, denn die Karawane war soeben angekommen.
    Sir John Murray, der den Oberst begleitete, konnte sich nicht enthalten, zu sagen:
    »Es ist noch ein Glück, daß dieser unverständige Mensch nicht auch noch das doppelte Register der Messungen mitgenommen hat.
    – Das dachte ich auch«, erwiderte einfach der Oberst.
    Die beiden Engländer befragten nun den Jäger Mokum. Dieser erzählte ihnen, Nicolaus Palander sei seit zwei Tagen verschwunden; man habe ihn zum letzten Mal zwölf Meilen weit vom Lagerplatz gesehen; er, Mokum, habe sofort nach seinem Verschwinden Nachforschungen angestellt, wodurch seine Ankunft verzögert wurde; da er ihn nicht gefunden, habe er sehen wollen, ob dieser »Rechenmeister« nicht vielleicht zufällig bei seinen Gefährten am Nosub sich eingefunden habe. Da dem nun nicht so sei, schlage er vor, die Nachsuchungen nordöstlich fortzusetzen, in dem waldigen Theil des Landes habe man keine Stunde zu verlieren, wenn man den Herrn Palander noch lebend antreffen wolle.
    Man mußte sich in der That beeilen. Seit zwei Tagen irrte der russische Gelehrte auf’s Geradewohl in einer Gegend umher, wo reißende Thiere so häufig streiften. Er war nicht der Mann, sich aus einer schwierigen Lage zu ziehen, da er immer nur in einer Zahlenwelt, nie in einer wirklichen gelebt hatte. Wo jeder Andere irgend eine Nahrung gefunden hätte, würde der arme Mann unvermeidlich Hungers sterben. Man mußte ihm unbedingt so schnell als möglich zur Hilfe eilen. Um ein Uhr verließen der Oberst Everest, Mathieu Strux, Sir John Murray und die beiden jungen Astronomen das Lager, vom Jäger geführt. Alle ritten rasche Pferde, sogar der russische Gelehrte hielt sich in komischer Weise krampfhaft an seinem Thiere fest und verwünschte innerlich den unglückseligen Palander, der ihm solche Frohnarbeit verursachte. Seine Begleiter, ernste und anständige Leute, wollten die erheiternden Stellungen, welche der Astronom von Pulkowa auf seinem Pferde annahm, das sehr lebhaft und empfindlich gegen den Zügel war, nicht bemerken.
    Ehe er das Lager verließ, hatte Mokum den Foreloper gebeten, ihm seinen Hund zu leihen, ein schönes, kluges Thier und geschickter, vom Buschmann gut dressirter Spürhund. Dieses Thier, nachdem es einen Nicolaus Palander gehörigen Hut beschnüffelt hatte, sprang nach Nordosten zu, während sein Herr ihn durch ein besonderes Pfeifen antrieb. Die kleine Truppe folgte alsbald dem Hunde und verschwand am Saum eines dichten Gehölzes. Während des ganzen Tages folgten der Oberst und seine Begleiter dem hin-und herlaufenden

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