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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Thiere, welches so scharfsinnig war, daß es vollkommen verstand, was man von ihm verlangte. Doch fehlten noch die Spuren des verirrten Gelehrten, und keine Fährte konnte mit Sicherheit verfolgt werden. Der Hund schnupperte auf dem Boden herum, lief vorwärts, kam aber bald wieder zurück, ohne auf eine sichere Spur gestoßen zu sein. Ihrerseits versäumten die Gelehrten kein Mittel, ihre Gegenwart in dieser öden Gegend bemerkbar zu machen. Sie riefen, sie feuerten Flintenschüsse ab, wodurch sie hofften, von Nicolaus Palander gehört zu werden, so zerstreut und in sich versunken er auch sein mochte. So hatte man die Umgegend des Lagers in einem Umkreise von fünf Meilen durchstreift, als der Abend herankam und man die Nachforschungen einstellen mußte, um sie bei Tagesanbruch wieder aufzunehmen.
    Während der Nacht suchten die Europäer ein Unterkommen unter einer Baumgruppe vor einem Holzfeuer, welches der Buschmann sorgsam unterhielt. Man hörte das Geheul wilder Thiere, deren Anwesenheit nicht geeignet war, sie über den Aufenthalt Nicolaus Palander’s zu beruhigen. Konnte man noch hoffen, diesen Unglücklichen, erschöpft, verhungert, durch die Nachtkälte erstarrt, den Angriffen der in diesem Theil Afrikas so zahlreichen Hyänen ausgesetzt, zu retten! Dies beschäftigte sie Alle. Die Collegen des Unglücklichen verbrachten so lange Stunden Pläne bildend und Mittel suchend, um bis zu ihm zu gelangen. Die Engländer zeigten bei dieser Gelegenheit eine Hingebung, von der selbst Mathieu Strux gerührt werden mußte, er mochte wollen oder nicht. Todt oder lebend, beschloß man, müsse der russische Gelehrte wiedergefunden werden, und sollten auch die trigonometrischen Arbeiten in’s Unendliche vertagt werden.
    Endlich erschien der Tag, nach einer unendlich langen Nacht. Die Pferde wurden schnell aufgezäumt, und die Nachsuchungen in einem weiteren Umkreise wieder fortgesetzt. Der Hund lief voraus, und die kleine Truppe folgte seinen Spuren.
    Nach Nordosten vordringend, kamen der Oberst Everest und seine Begleiter durch eine sehr feuchte Gegend.
    Die strömenden Wasser, obgleich nicht bedeutend, vermehrten sich. Man konnte sie leicht durchwaten, mußte sich aber vor Krokodilen in Acht nehmen, von denen Sir John Murray hier die ersten Proben sah. Es waren große Reptilien, von denen einige wohl fünfundzwanzig bis dreißig Fuß maßen, fürchterlich gefräßige Thiere, denen man auf den Seen oder Flüssen schwer entfliehen konnte. Der Buschmann, der sich nicht damit aufhalten wollte, gegen diese Saurier zu kämpfen, machte Umwege und hielt Sir John, der immer bereit war, ihnen eine Kugel zuzuschicken, zurück. Wenn sich eins dieser Ungethüme zwischen dem hohen Grase zeigte, rissen die Pferde im Galop aus und entzogen sich leicht der Verfolgung. Inmitten großer aus übervollen Bächen gebildeten Teiche sah man sie, zu Dutzenden mit dem Kopf über dem Wasser ragend, irgend eine Beute nach Art der Hunde verschlingen und mit ihren fürchterlichen Rachen in kleine Bissen zermalmen.
    Die kleine Truppe setzte indeß, ohne große Hoffnung, ihre Nachsuchungen fort, bald in dichtem, schwer zu durchdringendem Gehölz, bald auf der Ebene mitten in einem unentwirrbaren Netz von Gewässern, untersuchte den Boden, die unbedeutendsten Spuren beachtend; hier einen in Mannshöhe abgebrochenen Zweig, dort ein Büschel kürzlich niedergetretenen Grases, weiterhin ein anderes halb verwischtes Zeichen, dessen Ursprung schon unkenntlich geworden. Nichts vermochte die Suchenden auf die Spur des unglücklichen Palander zu bringen.
    In diesem Augenblick hatten sie sich ungefähr zehn Meilen nördlich vom Lagerplatze vorgewagt und wollten sich auf den Rath des Jägers südwestlich wenden, als der Hund plötzliche Zeichen von Unruhe gab. Er bellte und wedelte heftig mit dem Schweif; er entfernte sich einige Schritte mit der Nase auf dem Boden, die trockenen Gräser auf dem Fußpfade beschnüffelnd. Dann kam er auf dieselbe Stelle zurück, als ob eine besondere Ausströmung ihn fessele.
    »Herr Oberst, rief der Buschmann aus, unser Hund spürt etwas! Ach, das kluge Thier! Es ist auf die Fährte des Wildes, – verzeihen Sie, des Gelehrten, dem wir nachjagen, gestoßen. Lassen wir ihn gewähren, lassen wir ihn!
    – Ja, wiederholte Sir John Murray, er ist auf der Spur. Hören Sie nur dies Kläffen! Man möchte sagen, er spricht mit sich selbst, er sucht sich eine Meinung zu bilden. Ich gäbe fünfzig Pfund für ein solches Thier, wenn es

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