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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Seite dieser großen Oeffnung, die der Brand geschaffen, erhob sich ein sichtbarer Hügel, in einer Entfernung von ungefähr fünf Meilen. Sein Gipfel konnte zum Zielpunkt genommen werden und als Spitze des neuen Dreiecks dienen. Der Winkel, welchen er mit der letzten Station bildete, wurde ausgemessen, und am folgenden Tage bewegte sich die ganze Karawane durch den eingeäscherten Wald.
    Es war ein mit Kohle gepflasterter Weg. Der Boden war noch glühend; Holzklötze rauchten hier und dort und ein heißdampfender Brodem stieg auf. An vielen Stellen lagen verkohlte Cadaver von Thieren, die, auf der Flucht überrascht, der Wuth des Feuers nicht mehr hatten entrinnen können. Schwarzer Rauch, welcher hier und da aufwirbelte, zeigte, daß noch einzelne theilweise Feuerstätten vorhanden waren. Man konnte sogar glauben, das Feuer sei noch nicht erloschen, und durch den Wind, der sich bald wieder stärker erheben konnte, werde der Wald vollends zerstört werden.
    Deshalb beeilte die wissenschaftliche Commission ihren Weg vorwärts. Die Karawane war, wenn sie in einen Feuerkreis gerieth, verloren. Sie suchte rasch über den Schauplatz des Feuers hinweg zu kommen, dessen letzte Seitenwände noch brannten. Mokum trieb daher die Wagenführer an, und gegen Mitte des Tages wurde das Lager am Fuße des mit der Winkelmeßscheibe schon aufgenommenen Hügels errichtet.
    Die Felsmasse, aus welcher diese Bodenerhöhung bestand, schien dort durch Menschenhand errichtet zu sein. Es war wie ein Dolmen, ein Haufen Druidensteine, welcher an diesem Ort einen Archäologen sehr in Ueberraschung versetzt hätte. Ein ungeheurer kegelförmiger Sandstein überragte das Ganze als Spitze dieses Monuments aus der Urzeit, welches ein afrikanischer Altar sein mußte. Die beiden jungen Astronomen und Sir John Murray wollten dieses seltsame Bauwerk beschauen und stiegen an einem Abhang des Hügels bis zum obern Plateau hinaus. Der Buschmann begleitete sie.
    Die Besucher waren nur noch zwanzig Schritt vom Dolmen, als ein bis dahin hinter einem der Steine am Fuß desselben versteckter Mann einen Augenblick sich zeigte; dann rollte er den Hügel, so zu sagen über sich selbst, hinab und entzog sich den Blicken in einem von Feuer verschonten Dickicht.
    Der Buschmann sah den Mann nur einen Augenblick, aber dieser genügte ihn zu erkennen. »Ein Makololo!« rief er aus, und eilte dem Flüchtling auf der Ferse nach.
    Sir John, instinctmäßig mit fortgerissen, folgte seinem Freund, dem Jäger, und Beide durchstreiften das Holz, ohne den Eingeborenen zu Gesicht zu bekommen. Dieser hatte den Wald erreicht, dessen versteckteste Pfade er kannte, und der geschickteste Späher hätte ihn nicht einholen können. Sobald der Oberst Everest von diesem Vorfall Kenntniß erhielt, ließ er den Buschmann kommen und befragte ihn hierüber.
    Wer war dieser Eingeborene? Was that er hier? Warum hatte er den Flüchtling verfolgt?
    »Es ist ein Makololo, Herr Oberst, antwortete Mokum, ein Eingeborener von den Stämmen aus dem Norden, welche häufig die Nebenflüsse des Zambesi besuchen. Es ist ein Feind, nicht allein von uns Buschmännern, sondern auch ein von allen Reisenden, die sich in’s Innere SüdAfrikas wagen, gefürchteter Räuber. Dieser Mensch spähte uns aus, und wir werden es vielleicht noch bedauern, daß wir seiner nicht habhaft werden konnten.
    – Aber Buschmann, erwiderte der Oberst, was haben wir von einer Bande solcher Diebe zu befürchten? Sind wir nicht in hinreichender Anzahl, ihnen zu widerstehen?
    – In diesem Augenblick, ja, antwortete der Erstere, doch begegnet man diesen Raubstämmen häufiger im Norden, und dort entgeht man ihnen schwer. Wenn dieser Makololo ein Spion ist, was ich nicht bezweifle, wird er nicht ermangeln, uns einige hundert Räuber in den Weg zu bringen, und dann, Herr Oberst, gebe ich keinen Heller für all’ Ihre Triangel!«
    Der Oberst war über diese Begegnung sehr betroffen. Er kannte den Buschmann als einen Mann, der die Gefahr nicht übertrieb, und wußte, daß man seinen Bemerkungen Glauben schenken konnte. Die Absichten des Eingeborenen konnten nur verdächtige sein; sein plötzliches Erscheinen, seine schnelle Flucht bewiesen, daß man ihn beim Spüren ertappt hatte. Es schien somit höchst wahrscheinlich, daß die Anwesenheit der englisch-russischen Commission den Nordstämmen sofort bekannt wurde. Es gab auf alle Fälle kein Mittel dagegen. Man beschloß nur den Marsch der Karawane mit größter Aufmerksamkeit zu

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