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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Forellen oder die Rebhühner hatte fangen können. Sie war sich ihrer Verletzlichkeit außerhalb der Hütte ebensosehr bewußt, wie Whip sich ihrer bewußt sein mußte.
    Und die Culpeppers. Shannon befürchtete, daß auch sie es wußten.
    Sie fragte sich, ob auch Whip die Spuren der vier Rennmaultiere nur zwei Meilen unterhalb der Hütte gesehen hatte. Als Shannon die Spuren sah, war sie erleichtert zu wissen, daß Whip ganz in der Nähe irgendwo im Wald war und nach ihr Ausschau hielt.
    Sie beschützte.
    Der Gedanke brachte sie zum Lächeln, auch wenn das Lächeln schnell wieder erlosch. Sie wußte, daß Whips Schutz nicht von langer Dauer sein würde. Sobald er begriff, daß sie nicht zu haben war, würde er weiterreiten, um eine willigere Frau zu finden.
    Doch bis dahin begrüßte Shannon das Wissen, daß sie nicht ganz allein war.
    Langsam hob sie die Blumen auf, die Whip für sie hingelegt hatte. Ihr war, als hielte sie eine Hand voller Schmetterlinge. Sie betrachtete die herrlichen Farben, strich mit den Lippen über die weichen Blütenblätter und versuchte sich daran zu erinnern, wann ihr das letzte Mal jemand etwas gegeben hatte, das nicht nur dem reinen Überleben diente.
    Sie konnte sich nicht erinnern. Selbst Cherokees unerwartete Geschenke dienten dem Zweck, Shannons Überleben zu sichern, wie eine Schachtel mit Patronen oder ein Stück Wild.
    Mit einem ersticken Laut vergrub Shannon ihr Gesicht in den weichen, duftenden Blumen und brach in Tränen aus.
    Als sie aufsah, entdeckte sie Whips Silhouette vor dem brennenden Blau des Himmels. Sie blinzelte die Tränen weg, um ihn besser zu sehen.
    Sie sah nur den leeren Himmel.
    Whip wanderte auf der anderen Seite des Kamms bergab zu seinem Pferd. Der Anblick der weinenden jungen Frau berührte ihn in einer Weise, die er nicht benennen konnte.
    Warum bricht sie über eine Handvoll Blumen in Tränen aus?
    Es gab keine Antwort.
    Whip murmelte einen Fluch und schwang sich in den Sattel. Dann fluchte er nochmals und verlagerte sein Gewicht in den Steigbügel. Der Anblick von Shannon, wie sie durch die Lichtung der Hütte ging, hatte eine nachdrückliche Reaktion seines Körpers bewirkt. Sie hatte eine Art, sich zu bewegen, die Steine zum Brennen bringen konnte, und Whip war alles andere als ein Stein.
    Seine Erregung amüsierte und verärgerte ihn gleichermaßen. Seit damals in West Virginia hatte ihn keine Frau mehr so erregt, als Savannah Marie sich daran gemacht hatte, einen der Moran-Brüder zur Ehe zu verlocken. Whip hatte zwar genau gewußt, was sie tat, doch die duftenden Seufzer, die raschelnden seidenen Unterröcke und die unerwarteten flüchtigen Ausblicke auf ihre Brustwarzen hatten seinen Körper trotzdem so hart wie einen Hackenstiel gemacht.
    Aber Shannon trug keine seidenen Unterröcke, und ihre Brüste waren versteckt, außer der Wind blies so heftig, daß der Stoff an die überraschend vollen Kurven ihres Körpers gedrückt wurde. Whip war nicht nah genug an sie herangekommen, um feststellen zu können, ob sie duftenden Atem hatte, aber er hatte die Balsamminze gesehen, die jemand am Bach gepflanzt hatte, und hatte beobachtet, wie Shannon Zweige davon pflückte und mit zur Hütte nahm.
    Whip fragte sich, ob Shannon nach Sahne und Minze schmecken würde, wenn er seine Zunge in sie tauchte.
    Dann fragte er sich noch einmal, warum sie über die Blumen geweint hatte.
    Vielleicht ist sie einfach einsam.
    Er bedachte diese Möglichkeit, während er nach Spuren auf dem Weg abwärts von Shannons Hütte in Richtung Holler Creek Ausschau hielt. Er wußte, daß Witwen oft einsam waren, besonders wenn sie keine Kinder oder nahen Freunde hatten.
    Teufel auch, unter diesen Umständen wäre doch jede Frau einsam.
    Immerhin ist da noch der alte Schamane weiter oben am Avalanche Creek, den Shannon des öfteren besucht.
    Whip war erstaunt gewesen, als er Shannon das erstemal zu der kleinen, abgelegenen Hütte gefolgt war, wo der Schamane lebte. Dann hatte Whip den alten Mann hinken sehen, und er hatte erkannt, daß Shannon ihm half.
    Sie muß wohl daran gewöhnt sein, sich um alte Männer zu kümmern. Wenn man den Gerüchten glauben kann, ist Silent John auch nicht gerade ein junger Springinsfeld.
    Oder eher: war.
    Ist er tot, wie die Culpeppers denken, oder hat er sich mit dem Falschen angelegt und ist untergetaucht, bis der andere ihm nicht mehr ans Fell will?
    Die einzige Antwort, die Whip einfiel, war die nächste Frage.
    Vielleicht ist Silent John angeschlagen

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