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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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blieben.
    »Hast du irgendwelche Anzeichen von Grizzlys gesehen?« fragte Shannon mit Unbehagen.
    »Sieh dir den Baum da rechts an.«
    Shannon betrachtete die Fichte und fand nichts als ein Stück abgerissene Rinde über der Höhe ihres Kopfes.
    »Meinst du den Riß da?«
    Whip nickte.
    »Aber der ist doch fast zwei Meter fünfzig über dem Boden«, wandte Shannon ein.
    »Eher drei.«
    »Was hat das mit den Grizzlys zu tun?«
    »Silent John hat dir wohl nicht sehr viel beigebracht.«
    »Nein. Was ich weiß, weiß ich aus Büchern, die er mir dann und wann mitgebracht hat - mitbringt -, damit ich ihn nicht mit meinem Schwatzen langweile.«
    »Wenn ein männlicher Bär sein Revier markiert«, sagte Whip, »stellt er sich auf die Hinterbeine und kratzt, so hoch er kann, Bäume an.«
    »Warum?«
    »Ein alter Fallensteller hat behauptet, damit würden sie andere Bärenmänner warnen. Wenn ein vorbeikommender fremder Bär den Kratzer nicht erreichen kann, verschwindet er so schnell und unauffällig wie möglich.«
    Shannon betrachtete den Kratzer am Baum und versuchte, sich nicht zu genau vorzustellen, wie riesig der Bär gewesen sein mußte, der ihn dort hinterlassen hatte.
    »Wenn ich die Markierung richtig einschätze«, fügte Whip hinzu, »ist der Grizzly, der seinen Claim diesen Sommer hier abgesteckt hat, nicht von schlechten Eltern.«
    Instinktiv griff Shannon nach der Gewehrhalterung am Sattel. Die geladene Waffe beruhigte sie. Sie brauchte sie nur zu entsichern, damit sie schußbereit war.
    »Keine Sorge«, sagte Whip. »So früh sind die Bären kaum in dieser Höhe.«
    »Mag sein. Nachdem das Maultier dem Grizzly zum Opfer gefallen war, erklärte mir Silent John, Bären seien wie Indianer, unberechenbar. Eine Bärin mit Jungen sei besonders gefährlich. Wenn man eine sieht, geht man die entgegengesetzte Richtung, und zwar schnell.«
    Shannon sah Whip mit einem seltsamen Lächeln an. »Ich glaube, das waren die meisten Worte, die Silent John je auf einmal zu mir gesagt hat. So habe ich verstanden, wie ernst es ihm damit war.«
    Der Gedanke daran, wie allein Shannon in den vergangenen sieben Jahren gewesen war, gab Whip das Gefühl, als plante er, einem Baby sein Bonbon wegzunehmen und nicht, sich mit einer Witwe zu vergnügen, die wußte, was zwischen Männern und Frauen vorging.
    »Keine Sorge«, erwiderte er angespannt. »Diese Klauenmarkierungen sind nicht frisch. Und außerdem wollen Bären meistens nichts von Menschen, außer ihnen etwas Eßbares klauen, wenn sie so dumm sind, es herumliegen zu lassen.«
    Trotzdem beobachtete er den Pfad von jetzt ab sehr scharf, denn Silent John hatte recht - Bären waren unberechenbar.
    Doch außer der wilden, felsigen Schönheit der Landschaft mit aufziehenden Gewitterwolken konnte Whip nichts entdecken.
    »Kannst du das Maultier nicht schneller gehen lassen? Wir kriegen gleich einen Schneeschauer.«
    »Ich schätze, daß es eher Hagel sein wird«, sagte Shannon. »Die Wolken da drüben sehen übel aus.«
    Sie versuchte Razorback weiter anzutreiben. Das Maultier hatte kaum etwas dagegen; es hatte ebenfalls den Geruch nach Eis im Wind wahrgenommen.
    Sobald sie die Wiese erreicht hatten, machten sich Shannon und Whip so schnell wie möglich daran, ihr Lager zu errichten. Während sie das alte Maultier und das Pferd an einen Pfahl band, nahm er das Packpferd, das er Crowbait genannt hatte, mit zur Südseite der Wiese. Dort befand sich zwischen den Bäumen eine alte Feuerstelle von Silent John.
    »Woher hast du gewußt, daß hier der am besten geschützte Platz für ein Lager ist?« fragte Shannon, als sie herüberkam.
    »Ich war schon mal hier.«
    »Wann?«
    »Als ich nach Anzeichen dafür gesucht habe, ob Silent John irgendwo in der Nähe ist.«
    »Und?« fragte Shannon angespannt und voller Angst, Whip könnte einen Beweis für Silent Johns Tod gefunden haben.
    »Keine Spur von ihm. Beim letzten Mal nicht, jetzt auch nicht. Außer mir war hier seit langem keiner mehr.«
    »Bist du oben beim Rifle Sight Claim gewesen?«
    »Ja.«
    Shannons Augen weiteten sich. »Und?«
    »Kein Lebenszeichen. Ein zerbrochener Pickel, eine Öllampe, die noch niemand angebrannt hatte. Kohle aus einer alten Feuerstelle, völlig vom Wind zerstreut. Es gab Anzeichen für einen Bergrutsch, aber der war schon so lange her, daß wieder Blumen in den Felsspalten wuchsen.«
    Shannon schluckte schwer und versuchte nicht daran zu denken, daß Silent John unter dem Geröll liegen mußte.
    Whip fügte

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