Abenteurer meiner Traeume
außer der Goldsuche?« fragte Whip, den es interessierte, ob Shannon wußte, daß Silent John Kopfgeldjäger gewesen war.
»Nein.«
»Er fand nicht viel Gold, obwohl er so oft weg war, oder?«
»Wir brauchten nie zu hungern.«
»Hat er nicht gelegentlich für andere gearbeitet, wenn die Goldfelder gerade nichts hergaben?« bohrte Whip unauffällig.
»Silent John? Wohl kaum. Er haßte Gesellschaft. Und wer hätte ihn auch schon angestellt? Er war drahtig, aber nicht gerade ein starker Mann. Und er war auch ziemlich alt.« »Es gibt schließlich auch Jobs, für die man nicht viel Kraft braucht«, sagte Whip trocken.
Shannon runzelte die Stirn. »Silent John hätte zum Verkäufer oder so etwas nicht getaugt. Er konnte einfach nicht gut mit Leuten umgehen.«
Whip betrachtete ihren klaren, unschuldigen Blick und begriff, daß sie nicht die leiseste Ahnung hatte, daß sie die Witwe eines der gefürchtetsten Kopfgeldjäger von Colorado war.
Whip entschied, das Thema zu wechseln. »Welcher von den Claims war denn der beste?«
»Rifle Sight.«
»Und welcher ist das?«
»Der oberste«, sagte Shannon. »Ganz oben an einer Felswand, in einer Rinne, die kaum breiter ist als die Kimme beim Gewehr und am Ausgang steil in die Tiefe abfällt.«
»Also Arbeit mit der Hacke am Felsen?«
Shannon nickte.
»Verdammt«, sagte Whip. »Tunnel?«
»Nur einer.«
»Einer zuviel.« Er verzog das Gesicht. »Nachdem ich Reno letztes Jahr aus einem Erdrutsch ausgegraben habe, stehe ich nicht mehr besonders auf Tunnel und Minen. Was ist mit den anderen Claims?«
»Der eine liegt an einem Hang, wo es jetzt noch Lawinen geben könnte, der andere ist kalt und naß, ein elendes Loch, in dem sich das Regenwasser sammelt.«
»Silent John war kein Mann der Bequemlichkeit, wie?«
»Hat er nie drüber geredet.«
Whip knurrte und dachte nach. »Klingt alles nicht besonders verlockend. Aber andererseits, wenn mir die Goldgräberei gefallen würde, wäre ich Vorjahren im Westen bei Reno geblieben und nicht nach China gegangen. Gibt es am Rifle Sight Gras für Pferde?«
»Ja, eine Wiese einen halben Kilometer unterhalb.«
Whip brummte. »Grizzlys?«
»Dort oben ist das andere Maultier gerissen worden.«
»Ich glaube, damit wird Sugarfoot kein Problem haben.«
»Sugarfoot?«
»Mein Wallach«, sagte Whip abwesend. »Er ist zu spät kastriert worden, deswegen hält er sich immer noch für den König der Berge.«
Shannon wartete, während Whip nachdenklich über seine Kaffeetasse in unsichtbare Weiten starrte. Sie betrachtete ihn dabei, prägte sich die Form seiner blonden, geschwungenen Augenbrauen ein, den Schnitt seiner Augen, der an eine Katze erinnerte, und die glatten Flächen seiner Wangen. Sein Schnurrbart glänzte wie Sonnenlicht, und die Feuchtigkeit des Kaffees schimmerte auf seinen Lippen.
»Woran denkst du?« fragte Whip leise.
»Daß ich gern den Kaffee von deinen Lippen ablecken würde.« Shannon errötete beim Klang ihrer eigenen Worte.
Whip atmete mit einem Geräusch aus, das fast nach einem Fluch klang.
»Gefährliche Worte, Honigmädchen.«
»Ich... tut mir leid. Bis ich es gesagt hatte, war mir nicht klar, wie es klingen würde.«
»Gib mir die Hand«, sagte Whip sanft.
Zögernd hielt ihm Shannon die Hand hin. Er drehte sie um und schnupperte an ihrer Handfläche.
»Balsamminze«, sagte er rauchig. »Mein Gott, wenn ich sterbe, werde ich mich noch an deinen süßen Duft erinnern.«
Whip hielt Shannons Handfläche an seinen Schnurrbart und rieb ihn weich an ihrer Haut.
»Ich würde dir den Kuß geben, den wir beide wollen«, sagte er und berührte ihre Haut mit der Zunge. »Aber wenn ich jetzt spüre, wie sich dein Mund unter meinem öffnet...«
Langsam und eingehend kostete Whip Shannons Handfläche.
»Wenn ich deinen Mund spüren würde«, sagte er tief und leise, »würde ich auch anfangen, Kleider aufzuknöpfen.«
Er biß sie sacht, fühlte, wie sie bebte, hörte, wie sie vor Überraschung und Leidenschaft nach Luft schnappte.
Whip sah auf und in Shannons Augen.
»Würde dir das gefallen, Honigmädchen?«
»Ich... ich...«
»Du weißt es nicht?«
»Ich kann nicht denken, wenn du mich berührst«, sagte sie rauh. »Und wenn du mich nicht berührst, kann ich immer nur daran denken, wie deine nächste Berührung sein wird.«
Whip erschauerte und griff Shannons Hand fester. Er ließ seine Zunge mit einem hitzigen, weichen Rhythmus zwischen zwei ihrer Finger auf- und abgleiten.
»Deine Offenheit
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