Abenteurer sucht Frau fürs Leben
ich in Uganda war – eine sehr lange Zeit. Ruths Tagebücher würden einen großen Beitrag leisten. Und habe ich schon erwähnt, dass ich bloß mit zwei Fingern tippen kann?“
Das nahm ihr den Wind aus den Segeln. Er konnte ihr regelrecht ansehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete.
Schließlich nickte sie. „Bevor ich mich definitiv auf irgendetwas einlasse, muss ich allerdings ein paar Bedingungen stellen.“
Kyle neigte den Kopf ein wenig zur Seite und zog die dichten Augenbrauen zusammen. „Schießen Sie los!“
„Erstens ziehe ich es vor, wenn die Tagebücher mein Haus nicht verlassen. Um sie zu lesen, müssten Sie also zu mir nach Kingsmede kommen.“
„Einverstanden. Was noch?“
Lili zögerte und kämpfte darum, ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen. „Am effektivsten arbeite ich allein. Deshalb halte ich es für sinnvoll, dass Mike mir alles schickt, was Sie von damals aufgehoben haben. Wenn Sie mir eine Woche Zeit geben, um alles zu sondieren, können Sie anschließend entscheiden, ob das Material wirklich für ein Buch reicht oder nicht. Wie klingt das?“
„Hm. Eine Woche? Mal überlegen. Ich muss das Material erst mal ausgraben und mich außerdem um diese Lesereise kümmern. Dann ist da noch … nun, eine persönliche Angelegenheit, aber – ich sage Ja.“ Er nickte. „Es könnte klappen.“
Sie begegnete seinem Blick und hielt ihn gefangen. „Heißt es, dass Sie einverstanden sind? Sie werden nach Kingsmede kommen und mit mir arbeiten – ab nächsten Sonntag für zwei Wochen?“
„Allerdings. Sie helfen mir mit meinem Buch, und ich mache daraus die Hommage, die Ruth Taylor Hamilton verdient hat. Ich hänge es gern an die große Glocke, wenn die Zeit dafür reif ist. Also, Miss Hamilton …“, er hielt inne und drückte ihre Hand ein wenig fester, „… haben wir einen Deal?“
Lili holte tief Luft und betrachtete sein unrasiertes markantes Gesicht, schloss einen Moment lang die Augen und nickte schließlich. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffe, und es ist ein großes Risiko, aber ja, Dr. Munroe. Der Deal gilt.“
Einen flüchtigen Moment lang hob er ihre Hand an die Lippen, bevor er sie losließ. „In dem Fall wird es nun Zeit, sich der wirklich wichtigen Angelegenheit des Tages zu widmen.“
Sie hielt den Atem an und wagte kaum, sich vorzustellen, was ihm vorschwebte.
„Ich träume schon seit sechs Monaten von deftiger britischer Hausmannskost. Haben Sie Lust, mir dabei Gesellschaft zu leisten?“
4. KAPITEL
Lili verstaute Nadel und Faden in ihrem Nähkästchen und zupfte die Falten des Vorhangs so zurecht, dass die Reparatur vom Raum her nicht zu sehen war.
Selbst im schwachen Herbstlicht konnte sie erkennen, an welchen Stellen das einst leuchtend gelbe Rosenmuster vom Sonnenschein zu langweiligem Beige verblasst war – die Gardinen stammten noch von ihren Großeltern. Das riesige Haus wies so viele Fenster auf, dass eine Erneuerung der Vorhänge äußerst kostspielig gewesen wäre. Doch selbst ihre Patentante Emma Carmichael drängte darauf, dies noch vor dem Winter in Angriff zu nehmen.
Ein kalter Luftzug blähte die Gardinen. Lili fröstelte.
Das unbenutzte Esszimmer war der geeignetste Raum, um die Dokumente zu sortieren, die Mike paketweise geschickt hatte. Allerdings war es ein kühles Zimmer, das nach Norden zeigte, und der offene Kamin war seit Jahren nicht angezündet worden. Es wurde höchste Zeit, das zu ändern. Kyle mochte aus Nepal an Eiseskälte gewöhnt sein, aber sie war es definitiv nicht.
Lili schüttelte die Kissen auf dem Chesterfield-Sofa neben dem Kamin auf und drehte sich zum großen antiken Esstisch um, der die gesamte Raumlänge einnahm. Auf der polierten Oberfläche stand eine exakt parallel ausgerichtete Reihe von dicken Aktenordnern – jeweils einer für jeden der neun Monate, die Kyle Munroe vor zehn Jahren in Uganda verbracht hatte.
Mike hatte sich im Voraus dafür entschuldigt, dass die Unterlagen ein bisschen unordentlich waren – er hatte damit gewaltig untertrieben.
Erst seitdem die Kartons am Dienstag nach der Buchpräsentation eingetroffen waren, kannte Lili das Ausmaß der Aufgabe, auf die sie sich da eingelassen hatte. In der vergangenen Woche hatte sie jede freie Minute dafür geopfert, um Ordnung in den Wirrwarr an Papieren zu bringen.
Die Originalunterlagen aus Uganda stammten aus einer Zeit und einer Umgebung, in der man von Computern höchstens geträumt hatte. Alles war von Hand geschrieben und lag in
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