Abenteurer sucht Frau fürs Leben
Scheitern verurteilt war.“
Sie stützte die Arme auf den Tisch, beugte sich vor und musterte sein wundervoll markantes Gesicht. Sie standen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Als er ihr in die Augen blickte, erschien es ihr, als ob er genau wüsste, was sie sagen wollte, lange bevor sie die Worte formte.
Trotzdem erklärte sie: „Erstens macht es mir so viel Spaß, Papiere für andere Leute durchzusehen und zu sortieren, dass sie mich sogar dafür bezahlen, ihre Bücher zu führen. Ich mache es gern und gut. Im Gegensatz zu Ihnen. Sie werden feststellen, dass es schwer ist, mit mir mitzuhalten.“
Sie hielt inne, um diese Information einsickern zu lassen, und glaubte, den Anflug eines unterdrückten Lächelns auf seinem Gesicht zu erkennen. Verlegen senkte sie den Blick, schob unnötigerweise die Tassen auf dem Tablett herum und schenkte Kaffee nach. „Zweitens weiß ich bereits, dass Sie dieses Buch nur schreiben, damit Ihre Patienten die benötigten Impfungen bekommen. Es geht nicht um einen persönlichen Egotrip oder um die Finanzierung einer neuen Jacht.“ Sie hob den Blick wieder. „Sie haben doch noch keine Jacht, oder?“
Kyle schüttelte nachdrücklich den Kopf.
„Deswegen hatte ich längst beschlossen, dass es mir gegebenenfalls möglich sein könnte, Ihnen beim Tippen zu helfen, damit Sie das Buch schneller beenden können.“ Hastig fügte sie hinzu: „Das hat nichts mit Ihnen zu tun. Es ist eine nüchterne Geschäftsentscheidung. Das Hospiz braucht diese Spende so schnell wie möglich.“
Er schenkte ihr einen warmen offenen Blick und ein echtes Lächeln, das ihr den Atem raubte. In diesem Moment schien es ihr, als hätte sie den Schlüssel zu seinem wahren Wesen erhalten. Hinter der Fassade der Überheblichkeit verbarg sich ein Mann, der zu tiefen Gefühlen fähig war. Und das überraschte und faszinierte sie.
Nun war er nicht der selbstsichere Medienstar, den sie in London kennengelernt hatte. Er erinnerte vielmehr an den naturverbundenen Arzt aus seinem ersten Buch. Lili hatte Kyle falsch eingeschätzt.
„Vielen Dank“, sagte er nachdrücklich.
„Schon gut. Bedanken Sie sich lieber nicht so voreilig. Sie müssen trotzdem die Arbeit leisten, auch wenn es schleppend vorangeht und Sie nur zwei Finger benutzen.“ Sie stand auf und deutete mit dem Kopf zum Korridor. „Also, auf geht’s, Dr. Munroe, da Sie es so eilig haben, zu Eis und Schnee zurückzukehren.“
„Nach Ihnen. Ich bringe meinen Kaffee mit und … Wow!“ Mit der Tasse in einer Hand blieb Kyle in der Tür zum Esszimmer stehen. Der Mund stand ihm offen, während er schockiert die Kartons und Ordner auf dem langen Tisch musterte. „Vielleicht sollten wir lieber erst morgen damit anfangen“, murmelte er und tat so, als wollte er sich in die Küche zurückschleichen.
„Kein Grund zur Panik.“ Lili ließ alle Vorsicht außer Acht, packte ihn am Ellbogen und zog ihn in den großen Raum. „Sehen Sie sich an, was ich in der letzten Woche geschafft habe. Mike hat mir mehrere Kartons mit einem heillosen Durcheinander an losen Papieren geschickt. Daraus habe ich neun Ordner angelegt. Einen für jeden Monat, den Sie in Afrika verbracht haben.“ Sie ließ seinen Arm los und befeuchtete sich die trockenen Lippen. „Ich hoffe, das ist okay?“
„ Okay ? Das ist überwältigend!“ Er griff zu einem Ordner, schlug ihn auf und überflog die erste Seite. „Wissen Sie, an das hier kann ich mich tatsächlich erinnern. Wir hatten eine Lieferung getrockneter Mangos erwartet. Doch im Lagerhaus fand eine Verwechslung statt, und wir mussten uns drei Monate lang von Makkaroni ernähren. Es war wundervoll. Die Pasta hat vermutlich mehr Leben gerettet als ich.“ Mit selbstkritischer Miene ließ er den Blick über die volle Länge des Tisches schweifen. „Haben Sie das wirklich alles ganz allein gemacht?“
„Notgedrungen.“
Er verzog das Gesicht. „Gilt es als Entschuldigung, dass ich ganz frisch von der Universität kam und ein totaler Neuling war?“
„Okay, dann will ich mal nicht so streng sein, aber da ist noch ein großer Karton mit Papieren, die ich nicht einordnen konnte, und Ihren persönlichen Handkoffer habe ich nicht angerührt. Darum müssen Sie sich selbst kümmern. Haben Sie Ihr Tagebuch mitgebracht?“
Kyle nickte und klopfte sich auf die Jackentasche. „Ich habe während der Lesereise darin gestöbert und versucht, Zusammenhänge herzustellen. Das ist gar nicht so einfach. Ich hoffe, dass Ruths
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