Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Titel: Abenteurer sucht Frau fürs Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NINA HARRINGTON
Vom Netzwerk:
sie verstand alles, und seine Worte berührten sie zutiefst.
    „Sie haben doch die Tagebücher und Briefe Ihrer Mutter gelesen. Ich möchte gern wissen, was sie über mich geschrieben hat.“
    Sprachlos saß sie da und wartete darauf, dass er fortfuhr, während er Brot zu schneiden begann.
    „Bitte halten Sie mich nicht für arrogant, aber das Lernen ist mir immer leichtgefallen. Vielleicht zu leicht. Selbst das Medizinstudium hat mich nicht richtig gefordert. Als sich die Gelegenheit ergab, für die Stiftung zu arbeiten, dachte ich, ich könnte die Welt verändern. Ein Land nach dem anderen.“ Er wedelte mit dem Brotmesser in ihre Richtung, als wollte er ein Orchester dirigieren. „Ja, ich weiß. Ich war jung und dumm – noch grün hinter den Ohren. Bis dahin hatte ich immer nur gehört, wie clever und begabt ich doch sei. Und da tat sich endlich eine Chance auf, etwas Gutes mit all dem Talent anzufangen.“
    Kyle brachte Butter und Konfitüre auf die Veranda. „Ich war ein Idiot. Und es hat die Zeit in Uganda gebraucht, um mir zu beweisen, wie sehr ich mich geirrt habe – in allem.“ Er verzog den Mund zu einem ironischen Grinsen. „Ich habe die Unterlagen von meinem ersten Monat in der Mission durchgeblättert, und es ist mir unheimlich peinlich, wie unvorbereitet ich war. Ruth und der Rest der Crew haben dafür gesorgt, dass die Patienten nicht leiden mussten, aber im Nachhinein sehe ich, dass es sehr viel Arbeit mit sehr wenig Erfolg bedeutet haben muss.“
    Lili konzentrierte sich ganz auf die Bewegungen seiner Hände, während er den Tisch deckte. Sie betete darum, dass er weitersprach, um das Unausweichliche hinauszuschieben – sie wagte nicht, ihm ins Gesicht zu sehen.
    „Ich werde nichts von meinen Zweifeln verschweigen. Wenn der Verlag erwartet, dass dieses Buch davon handelt, wie großartig mein Einsatz war, dann wird es eine herbe Enttäuschung erleben!“
    Vor lauter Besorgnis blickte sie nun doch zu ihm hoch. „Aber Sie werden das Projekt doch durchziehen, oder? Ich habe dem Hospiz schon gesagt, dass er mit einer Spende rechnen kann.“
    Er verharrte reglos und sah sie kummervoll an, während er mit leiser Stimme erklärte: „Natürlich werde ich es durchziehen. Ich habe mich meiner Klinik, der Stiftung und Ihnen gegenüber verpflichtet. Ich halte meine Versprechen. Ich werde das Buch vollenden. Danach liegt es beim Verlag, ob es veröffentlicht wird oder nicht, aber es wäre mir sehr wichtig zu wissen, ob ich in Ruths Augen etwas Wertvolles in den neun Monaten zuwege gebracht habe.“
    Sie atmete erleichtert auf, als er ihr einen Teller mit knusprigem Toast reichte, und beobachtete schweigend, wie er in eine dick mit Butter und Marmelade bestrichene Brotscheibe biss und genüsslich kaute.
    Erst dann erwiderte sie: „Ich würde Ihre Frage gern beantworten, aber ich habe nichts davon gelesen, was meine Mutter in ihrem letzten Lebensjahr nach Hause geschickt hat. Kein einziges Wort. Deshalb habe ich keine Ahnung, wie sie über Sie gedacht hat. Oder über mich. Können Sie mir bitte die Konfitüre reichen?“
    Er erblasste vor Schreck. „Bitte sagen Sie mir, dass die Papiere nicht verbrannt oder verloren gegangen sind!“
    Sie schüttelte den Kopf. „Kein Grund zur Sorge. Sämtliche Dokumente, die von der Stiftung geschickt wurden, liegen auf dem Tisch im Esszimmer. Ich rede nur von den privaten Schriftstücken, und die hat mein Dad aufbewahrt. Es ist alles da – verstaut in einem alten Koffer in seinem Atelier.“
    Kyle atmete hörbar auf und blickte sie verwundert an. „Und Sie haben nichts davon gelesen?“
    „Nein.“ Sie spülte einen Bissen Toast mit einem Schluck Tee hinunter. „Ihr Tod ist mir damals zu sehr an die Nieren gegangen, und mein Dad hat nie mit mir darüber gesprochen. Er wusste, dass ich nicht bereit dafür war.“
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nickte bedächtig. „Das kann ich verstehen. Sind Sie denn jetzt bereit dazu? Ich würde die Tagebücher gern sehen, aber das müssen Sie allein entscheiden.“
    Ich will nichts davon lesen, aber ich muss es wohl tun. „Soweit ich weiß, handeln die Tagebücher aus ihren frühen Missionen hauptsächlich vom alltäglichen Ablauf in den Kliniken. Damit müssen wir anfangen.“
    „Kommen Sie damit klar?“
    Sie hob den Kopf. Sie wusste bereits seit einer Woche, dass ihr dieser Moment bevorstand. Sie musste sich lediglich der Aufgabe stellen, in die sie eingewilligt hatte. „Ja. Die alten Aufzeichnungen

Weitere Kostenlose Bücher