Abenteurer sucht Frau fürs Leben
diesem Moment begriff Lili zum ersten Mal die volle Bedeutung des Ausdrucks Sixpack und erkannte, dass sie den Anblick so schnell nicht wieder vergessen würde. Sie hatte Schmetterlinge im Bauch und hätte gerne noch eine Weile da gestanden und Kyle mit einem verklärten Grinsen auf dem Gesicht betrachtet. Er war zum Anbeißen, und zwar von Kopf bis Fuß.
Doch da stürmte ein gewisser Irish Setter um die Hausecke und ruinierte den idyllischen Augenblick. Belle sprang an Kyle hoch und bellte freudig, als er sie ausgiebig kraulte.
Er mag Belle, und sie betet ihn an, dachte Lili. Ich bin verloren.
Dann drehte er sich um und musterte sie mit erstaunt aufgerissenen Augen. Dabei presste er die Lippen fest zusammen, wie um ein Lachen zu unterdrücken.
Sie sah an sich hinab, machte auf dem Absatz kehrt und rannte ins Haus zurück. Ihre Wangen brannten vor Verlegenheit, denn sie trug eine Pyjamahose mit Blümchendruck in Caprilänge und dazu ein äußerst knappes Top mit Spaghettiträgern, das kaum ihre Brüste bedeckte. Der Aufzug mochte angemessen sein, solange sie mit Belle allein war, aber für einen männlichen Gast? Bei eisigem Wetter? Am liebsten hätte sie vor Entsetzen über ihren Anblick laut gekreischt.
Zum Glück hing ihre Fleecejacke gleich hinter der Tür. Lili schlüpfte hastig hinein und legte ein Lächeln auf, bevor sie wieder hinausging und sich auf einen Gartenstuhl setzte. „Guten Morgen. Haben Sie gut geschlafen?“
Kyle warf gerade ein Spielzeug für Belle in den Garten. Er verbarg ein Gähnen hinter einer Hand und strich sich dann mit den Fingern durch die Haare, die so zerzaust waren, als käme er gerade aus dem Bett. Er sah wie ein antiker griechischer Gott aus und wirkte total entspannt. „Ihnen auch einen guten Morgen. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt!? Abgesehen von meinem Husten hatte ich ganz vergessen, wie schwierig es ist, sich in alten Häusern mit knarrenden Bodendielen eine Treppe hinunterzuschleichen.“
„Ich habe nichts gehört“, erwiderte sie wahrheitsgemäß. Vor allem, da sie ihr Hörgerät noch gar nicht angelegt hatte. „Ist Ihnen Belle auf die Nerven gegangen?“
„Im Gegenteil. Sie hat mir Gesellschaft geleistet.“
Erst als er sich neben ihr auf einen Stuhl fallen ließ und den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken legte, bemerkte Lili die dunklen Schatten und die blasse Haut. „Waren Sie etwa die ganze Nacht wach?“
„Nicht ganz. Ich konnte ein paar Stunden schlafen.“ Er sah die Besorgnis auf ihrem Gesicht. „Kingsmede muss eine beruhigende Wirkung auf mich ausüben. Normalerweise komme ich mit viel weniger Schlaf aus – warum schütteln Sie so missbilligend Ihr weises Haupt?“
„Ich kann mich deutlich erinnern, dass Mike Baxter Ihnen aufgetragen hat, sich ordentlich auszuruhen!“
„Nicht aufgetragen , sondern geraten “, korrigierte er. Dann hob er eine Hand und strich ihr mit seinen langen schlanken Fingern durch das Haar.
Vor Schreck erstarrte sie. Sie konnte sich nicht bewegen und wagte nicht zu sprechen.
Kyle hielt eine weiße Feder mit zwei Fingern hoch und wedelte damit vor ihrer Nase. „Ich glaube, Ihr Kopfkissen hat ein Leck bekommen“, erklärte er, und damit war die Spannung gebrochen.
„Altes Kissen, alte Federn. Danke.“
„Keine Ursache. Ich stehe Ihnen in den nächsten zehn Tagen für jede Art von Pflegedienst zur Verfügung. Sie brauchen nur mit den Fingern zu schnippen, und ich bin zur Stelle.“ Und dabei schnalzte er mit Daumen und Mittelfinger und hielt gleichzeitig ihren Blick gefangen. „Vor allem, wenn Sie diese Frisur tragen.“
Instinktiv befühlte sie ihr Haar und stellte fest, dass es nicht nur zerzaust, sondern von der feuchten Morgenluft extrem gelockt war.
Er nahm ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihre Knöchel. „Ändern Sie nichts daran!“ Dann ließ er sie los und stand auf. „Da Sie gestern das Dinner zubereitet haben, kann ich Ihnen heute zumindest Frühstück machen. Mir schwebt Toast mit Butter und Marmelade vor. Sie brauchen einfach nur hier zu sitzen und umwerfend auszusehen.“ Er wackelte mehrmals mit den Augenbrauen. „Und mir bei einer Frage helfen, die mich wach gehalten hat.“
Lili atmete tief durch. Einmal mehr hatte sie den Eindruck, dass ein Wirbelwind ihr Haus heimgesucht hatte. „Nun, wenn Sie es so ausdrücken, wie kann ich da widerstehen? Was möchten Sie wissen?“
Kyle war in die Küche gegangen, und sie musste sich anstrengen, um seine Stimme zu hören, doch
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