Abenteurer sucht Frau fürs Leben
schwerer.“
Lili rang nach Atem. „Oje! Wie geht es ihr jetzt?“
„Sie erholt sich. Sie hat Alex allerdings klargemacht, dass sie keinen Kontakt zu mir wünscht, solange sie ihre Hände und ihre Sprache nicht wieder besser unter Kontrolle hat. Zum Glück für mich befolgt mein Halbbruder nicht unbedingt alle Anordnungen. Er hält mich auf dem Laufenden und versucht, ein Treffen zu arrangieren, wenn sie voraussichtlich nächste Woche aus dem Krankenhaus entlassen wird.“
„Hoffentlich wird alles gut.“
„Glauben Sie eigentlich, dass es für jeden von uns einen ganz besonderen Menschen im Leben gibt? Eine Art Seelenverwandten? Meine Mutter ist schon zwei Mal geschieden. Das verheißt nichts Gutes für mich.“ Er hielt ihre Hand fest, als wäre sie ein Rettungsanker.
Sie forschte in seinem Gesicht und erkannte darin außer Ernst und Besorgnis etwas, das sie nie zuvor gesehen hatte – Angst . Sie vergaß die schnippische Antwort, die ihr auf der Zunge lag, und verschränkte die Finger mit seinen. „Ja, das glaube ich. Ich habe es miterlebt.“
Kyle hob eine Hand und strich ihr die Locken aus der Stirn. „Ich bereue nichts – einmal ein Adrenalinjunkie, immer ein Adrenalinjunkie.“ Er griff zu der Ausgabe von Medizinmann , die sie auf den Tisch zurückgelegt hatte. „Ich erinnere mich, als wäre es heute gewesen, wie dieses Foto auf dem Cover aufgenommen wurde – die schneidende Kälte, der strahlende Sonnenschein. Ich kann immer noch den Rauch vom Opferfeuer riechen, mit dem die Buddhisten um Sicherheit in den Bergen gebeten haben.“ Er lächelte. „Solche Erinnerungen muss man sich verdienen . Man kann sie nicht kaufen oder eintauschen. Man muss einfach da sein, zu jenem Moment in Zeit und Raum. Das ist etwas ganz Besonderes.“
Mit zitternder Stimme entgegnete Lili: „Ich habe das nie verstanden. Die Leute hier in Kingsmede glauben, dass ich mich damit arrangiert habe, dass meine Mutter sich solchen Gefahren ausgesetzt hat, aber da irren sie sich. Wenn es nur darum geht, dass man einen Adrenalinkick braucht, dann kann man doch Achterbahn fahren oder alle möglichen aufregenden Dinge tun, ohne sein Leben zu riskieren. Trotzdem haben Sie sich entschlossen, die höchsten Berge zu besteigen – ganz bestimmt über die gefährlichste Route, oder!?“
Abwehrend streckte sie eine Hand aus, als er näher rücken wollte. „Ihre Eltern sind wahrscheinlich einfach froh, dass Sie so lange überlebt haben und immer noch unter uns weilen. Selbst wenn es nur für ein paar Wochen zwischen zwei Missionen ist – manchmal muss die Familie an erster Stelle stehen. Also erwarten Sie von uns Normalos keine Dankbarkeit dafür, dass Sie sich herablassen, uns in unserem kleinen, banalen Dasein aufzusuchen. Und …“
Völlig unerwartet legte er ihr eine Hand um den Nacken, senkte den Mund auf ihren und drängte ihre Lippen auseinander. Sein Kuss wirkte sanft und gleichzeitig fordernd, als ob er eine wilde Leidenschaft zügelte, die auszubrechen und sie beide zu überwältigen drohte.
Lili spürte diese Gefahr, zitterte bei dem Gedanken daran und erkannte in diesem Moment, dass sie es sich ebenso wünschte wie er.
Sie schloss die Augen, lehnte sich an ihn und erwiderte die Liebkosung. Kyle hüllte sie in eine warme, liebevolle Umarmung und zog Lili näher zu sich. Seine erotische Ausstrahlung wirkte berauschend. Die geschmeidigen Bewegungen, die Wärme und der einzigartige Duft seines muskulösen Körpers betörten ihre Sinne, wie sie es nie zuvor bei einem anderen Mann erlebt hatte. Kyle war absolut überwältigend, berauschend, zauberhaft.
Dann, als sie schon glaubte, dass es nichts Schöneres auf dieser Welt gäbe, vertiefte er den Kuss. Es schien, als wollte er alles nehmen, was er von ihr bekommen konnte. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, gab sie sich dem köstlichen Geschmack seines Mundes hin – Zimt, Schokolade und Chili. Und Kyle.
Nie zuvor hatte sie so innige Zärtlichkeit erlebt. Dieser Kuss war von intensivem Verlangen geprägt und signalisierte den Auftakt zu etwas Neuem. Beide öffneten sich und offenbarten einander ihre intimsten Geheimnisse und tiefsten Gefühle. Die Verbundenheit zwischen ihnen ging über Freundschaft und gemeinsame Interessen hinaus.
Die feinen Bartstoppeln auf seinem Kinn streiften ihr Gesicht, als er schließlich den Kopf hob und ihre Wangen, Schläfen und ihre Stirn küsste.
Er weiß es. Dieser Gedanke kam Lili in den Sinn, sobald sie die Augen aufschlug. Er
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