Abenteurer sucht Frau fürs Leben

wusste, welche Wirkung sein Kuss auf sie ausübte. Ihr Gesicht brannte, und ihr Herz pochte wild. „Ist das deine übliche Art, Frauen zum Schweigen zu bringen, die dir unangenehme Fragen stellen?“, fragte sie, und obwohl sie sich um einen gelassenen Tonfall bemühte, zitterte ihre Stimme.
    Kyle schmunzelte. „Das hebe ich mir nur für Notfälle auf – und wenn ich die Antwort auf eine sehr wichtige Frage wissen muss.“
    „Was für eine Frage denn?“
    Er wurde ernst. „Ich musste herausfinden, ob du einer geheimen unerwiderten Liebe nachtrauerst. Jetzt, wo ich die Antwort weiß, kann ich etwas unternehmen. Also, würdest du riskieren, noch einmal in der Öffentlichkeit mit mir gesehen zu werden?“
    Sie lehnte sich in seinen Armen zurück und holte tief Luft. „Na ja, möglicherweise.“
    Er runzelte die Stirn und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Lippen, als würde er seine Möglichkeiten erwägen. „Zufällig weiß ich, dass heute Abend im Feathers Backhähnchen auf der Tageskarte steht. Hast du Lust, mich zum Dinner zu begleiten? Oder muss ich wieder auf mein Notfallverfahren zurückgreifen?“
    „Dinner? Das ist alles ?“, hakte sie in enttäuschtem Ton nach, obwohl sie sehr gut wusste, dass es ihm um wesentlich mehr ging.
    Er zwinkerte ihr zu. „Was meinst du dazu?“
    Lili blickte ihm tief in die Augen – und war verloren. Ihre Antwort hatte rein gar nichts mehr mit ihrem Verstand zu tun, sondern beruhte einzig und allein auf der brennenden Sehnsucht in ihrem Herzen. „Vielen Dank. Ich würde sehr gern mit dir ausgehen. Übrigens habe ich mich gefragt, ob du nächste Woche bei Emmas Geburtstagsparty mein Gast sein willst“, eröffnete sie in sachlichem Ton, als ob er nicht gerade ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt hätte. „Wir feiern nämlich immer hier, und ich brauche einen Begleiter. Da ich gerade nicht liiert bin, werde ich wohl mit dir vorliebnehmen müssen, falls du zur Verfügung stehst.“
    „Wie könnte ich eine derart überschwängliche Einladung ablehnen? Ich bin bereit. Ich nehme aber an, dass dein Angebot nur gilt, sofern in der Zwischenzeit kein Besserer vorbeikommt, oder?“
    Sie nickte und spitzte die Lippen. „In dem Fall würde ich dich natürlich sofort abservieren. Aber keine Sorge, ich könnte dich an die Bennett-Schwestern weiterreichen. Die hätten bestimmt nichts dagegen, dich aufzuteilen.“ Sie grinste ihn an. „Ich bin in zehn Minuten fertig.“
    Kurze Zeit später, während Kyle im Mantel an der Haustür wartete, fragte er sich, ob der Kuss tatsächlich stattgefunden hatte. Oder ist alles nur ein Traum?
    Eigentlich hatte er nicht beabsichtigt, sich Lili zu nähern, doch ihr Enthusiasmus und ihre Leidenschaft zogen ihn unweigerlich an. Trotz aller Widrigkeiten und Unstimmigkeiten zwischen ihnen schlug sein Herz höher, weil sie auf seinen Annäherungsversuch eingegangen war. Lili rief Reaktionen in ihm hervor, die seit einiger Zeit nicht ausgelöst worden waren.
    Und doch hatte die intensive Zärtlichkeit ihm zwar den Atem geraubt, nicht aber den Verstand. Deshalb war er sich vollkommen bewusst, dass eine flüchtige Affäre zwischen ihnen nicht möglich war. Dazu war ihr Verhältnis zu tiefgründig, zu speziell – genau wie sie selbst.
    Lili hatte unmissverständlich klargestellt, was sie von Männern wie ihm hielt, die nur für den Augenblick lebten und sich nicht um Konsequenzen scherten. Er konnte sehr wenig tun, um ihre Ansicht darüber zu ändern. Und doch …
    Ihr war etwas gelungen, das Kyle für unmöglich gehalten hatte. Zum ersten Mal seit Jahren wünschte er sich tatsächlich mehr . Er wollte eine Chance, um ihr zu beweisen, dass er anders war, dass er die Ausnahme von allen anderen Männern seines Schlages war. Dass er ihr nicht das Herz brechen würde, wenn er zu neuen Ufern aufbrach. Dass er ihre Zeit wert war, ihre Zuneigung – und sogar ihre Liebe!?
    Und vielleicht kann ich mich selbst auch davon überzeugen.
    Es war jetzt an der Zeit, ein weiteres Risiko einzugehen. Und sich einen freien Abend zu gönnen – in Gesellschaft der einzigen Frau, mit der er zusammen sein wollte.
    Kyle trat sich die Schuhe auf der Fußmatte ab, bevor er die einladend warme Küche betrat. Dort duftete es immer noch nach den Sandwiches mit Tomaten und Speck vom Frühstück, bei dem er und Lili den Ablauf von Emmas Geburtstagsparty besprochen hatten. Die Feier sollte an diesem Abend stattfinden.
    Danach hatten sie sich für ein paar Stunden der Arbeit