Aber bitte fuer immer
verabredet, wie diesem sehr freundlichen jungen Engländer, Dave, und dem Investmentbanker, Malcolm.
Worauf Mrs. Harris erwiderte: »Aber Mark Levine ist auch ein sehr netter junger Mann. Hören Sie, Marie, Sie dürfen nicht denken, dass Sie eine Tochter verlieren, Sie werden einen Sohn gewinnen.«
Was meinte Mrs. Harris damit? Wie kommt sie darauf, dass ich einen Sohn gewinne? Ich brauche keinen mehr, ich habe bereits vier Söhne … fünf, wenn man Darrins Bobby dazuzählt. Holly, du planst doch nicht irgendwelche Dummheiten, während du in Italien bist, oder?
Du weißt hoffentlich, wenn du diesen Mark heiratest, wird er nie ein Sohn für mich sein. Und du wirst nicht länger meine Tochter sein. Ich bitte dich, denk darüber nach.
Ich werde für dich beten.
Deine Mutter
Reisetagebuch
von
Jane Harris
Irgendwer muss Cal Langdon zur Seite nehmen und ihm sagen, dass sein Hemd, das er bestimmt für den neuesten Schrei in Manhattan hält, schwul aussieht. Wie kann man das als Heteromann nicht sehen?
Und ich weiß sicher, dass Cal hetero ist. Nicht nur, weil er verheiratet war oder weil ich diese Schlampe aus seinem Hotelzimmer huschen sah, denn wissen Sie, das beweist heutzutage gar nichts mehr (siehe Curt Shipley). Ich weiß es vor allem wegen dem, was gerade in dem Restaurant vorgefallen ist, in dem wir zu Abend essen, da es wieder regnet (was stimmt nicht mit diesem Land?) und keiner Lust hatte, draußen zu grillen, geschweige denn zu riskieren, dass die Sicherungen wieder herausfliegen, wenn man den E-Herd anschaltet. Außerdem scheinen alle schlechte Laune zu haben, obwohl mir keiner sagen will, warum.
Das muss am Regen liegen.
Egal, jedenfalls ließ man uns erst in das Restaurant, nachdem wir zehn Minuten vor der Tür gewartet hatten und die Inhaber in gebrochenem Italienisch anflehten, uns bitte, bitte einen Tisch zu geben. Den Restaurantbesitzern Porto Recanatis (die Crazy Bar ausgenommen) widerstrebt es scheinbar, außerhalb der Hauptsaison zu arbeiten. Sie machen sich nicht mal die Mühe, ihre Lokale zu schließen. Offenbar laden sie ihren gesamten betagten Freundeskreis abends dorthin ein, um sich Magnum anzuschauen – auf Italienisch natürlich – und ignorieren jeden zahlenden Gast, der sich zu ihnen verirrt.
Zum Glück kann Mark ein Nein nicht akzeptieren, sonst
hätten wir nie etwas zu essen bekommen. Er schleppt ständig diesen Reiseführer mit sich herum und möchte unbedingt alle Lokale ausprobieren, die Hollys Onkel darin für uns angestrichen hat. Er zeigte den Restaurantbesitzern sogar ihre Bewertung und bestand darauf, die Küche zu testen. Vielleicht liegt es daran, dass Mark den ganzen Tag mit kran - ken Patienten zu tun hat, aber er strahlt einfach dieses »Seid nett zu mir« aus, das bei den Menschen sehr gut ankommt.
Ich meine, außer bei Hollys Mutter.
Und es ist nicht so schleimig, wie es klingt. Bei Mark passt es, und man hat nicht das Bedürfnis, dass man ihn am liebsten mit einem Queue oder so verprügeln möchte.
Jedenfalls weiß ich, dass Cal nicht schwul ist, trotz dieses Hemds und seiner Exfrau, weil nach Magnum Ein Schweinchen namens Babe lief. Das ist dieser Film mit dem kleinen Schwein, das Schafe hütet. Die ganzen Einheimischen oder was auch immer saßen gerührt da, während Cal nicht einmal mit der Wimper zuckte. Er trank einfach seinen Grappa, als würde er gut schmecken und nicht wie etwas, das man nur als Gesichtswasser verkaufen sollte.
Kein Schwuler kann Schweinchen Babe widerstehen. Nicht, dass ich den Restaurantbesitzer und alle seine betagten Freunde für schwul halten würde. Es sind halt Fremde. Wahrscheinlich haben sie bereits nach Magnum Tränen vergossen, nur dass ich es nicht mitbekommen habe, weil ich auf dem Männerklo war, um eine Rolle Toilettenpapier zu klauen, da es auf dem Damenklo natürlich keins gab. Genauso wenig wie eine Klobrille.
Übrigens frage ich mich, was es damit auf sich hat. Italienerinnen gehen bestimmt niemals auf fremde Klos. Das ist die einzige Erklärung für den Zustand mancher Damentoiletten in dieser Gegend. Aber was machen die Italienerinnen, wenn sie mal müssen? In der Hocke pinkeln? Ich schaffe
es ja schon beim Pilates kaum, länger in der Hocke zu bleiben, und das in bequemer Trainingshose. Wie hoch stehen die Chancen, dass ich das hinbekomme mit Miederslip und einer engen Caprihose um die Knie? Ernsthaft, denken Sie mal darüber nach. Die Restaurantbesitzer hier tun das offensichtlich
Weitere Kostenlose Bücher