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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Ermahnungen. Ist das wirklich nötig?«
    »Aber meine Liebe, das Leben in einer Gruppe kann nur dann gut funktionieren, wenn alle genau wissen, was sie zu tun und zu lassen haben. Wir Japaner lieben Regeln, auch wenn Ausländer immer wieder kritisieren, dass noch nicht einmal klar ist, wer sie aufgestellt hat. Aber wissen Sie, ich finde, das ist auch zweitrangig.« Kyoko treibt mich zur Eile. »Kommen Sie, gleich geht die Einführungsveranstaltung los. Wird auch wirklich Zeit! Völlig unverantwortlich, die Gäste so ganz ohne genaue Instruktionen auf dem Schiff herumlaufen zu lassen. Wie soll sich denn da einer zurechtfinden? Gut, dass Sie mich haben.« Ich folge ihr durch den Gang in einen weitläufigen Raum, über dessen Eingang BROADWAY geschrieben steht. Kurz bevor ich die Tür erreiche, gerate ich aufgrund des Seegangs ordentlich ins Schwanken.
    »Ups!«, rufe ich aus und torkele den Gang entlang.
    »Sehen Sie! Davor zum Beispiel hätte man Sie warnen können. Halten Sie sich bloß gut fest. Und passen Sie bei den Türen auf, sie klemmen sich sonst die Finger! Die meisten Passagiere haben vor ihrer ersten Schiffsreise ja Angst vor dem Ertrinken, aber ich sage Ihnen, hier warten ganz andere Gefahren.« Ich nicke ergeben und folge ihr in Schlangenlinien ins Innere des Saales, in dem sich tausend Japaner versammelt haben und gebannt auf die Bühne starren. Kyoko drückt mir ein schwarzes Gerät in die Hand, das sie aus einer Kiste am Eingang genommen hat.
    »Wir sind zu spät. Ich bin nie zu spät. Jetzt müssen wir stehen.« Sie zieht mich hinter sich her in die letzte Reihe, wo noch ein freier Stehplatz an der Wand ist.
    »Die gesamte Veranstaltung findet selbstverständlich auf Japanisch statt, aber sie wird in die englische Sprache übersetzt, Sie können mit Hilfe der Kopfhörer die Übersetzung hören. Schauen Sie nur, die beiden gut aussehenden jungen Herren da vorne …« Sie zeigt auf zwei Japaner, die neben der Bühne sitzen. »Das sind die Simultan-Übersetzer. Sie begleiten die Gäste auch auf die geführten Touren an Land, um ihnen zu helfen, sich in der fremden Umgebung zurechtzufinden. Es gibt englisch- und spanischsprachige Dolmetscher. Allerdings sind es in der Regel Studenten aus den ersten Semestern, die demzufolge noch sehr unerfahren sind. Einen der beiden kenne ich schon. Der Junge, der links sitzt, heißt Riku. Er macht seinen Job fantastisch. Das ist nicht bei allen so. Aber Riku arbeitet sehr hart. Er schläft kaum.«
    Unser Gespräch wird durch tosenden Applaus unterbrochen, als eine aufgetakelte Dame die Bühne betritt und zum Mikrofon greift. Sie trägt, wie Kyoko auch, ein japanisches Gewand. Der Kimono ist schwarz und mit rosa und lila Blumen verziert. Er wird von einem breiten, pinkfarbenen Gürtel zusammengehalten, der am Rücken zu einer riesigen Schleife geknotet ist. Die Haare hat sie hochgesteckt, nur einige perfekt gelockte Strähnen hängen heraus. Sie erinnert mich an eine asiatische Barbie.
    »Herzlich Willkommen zur 75. Reise mit dem Peaceboat «, haucht Püppi in das Mikrofon, während sie sich ein paar Locken aus dem Gesicht streicht. »Bevor ich auf die Einzelheiten der Reise zu sprechen komme, muss ich mit ein paar Gerüchten aufräumen. Auf unserer letzten Tour gab es einfach zu viele davon. Unwahrheiten verbreiten sich auf Schiffen dieser Art wie ein Lauffeuer.« Sie hält kurz inne und betrachtet die vielen Gesichter vor sich. »Auf unserer 74. Tour wurden leider auch über mich Geschichten erzählt, die nicht der Wahrheit entsprechen. Es ging das Gerücht um, ich sei verheiratet und hätte zwei Kinder, um die ich mich nicht kümmern würde, weil ich ständig auf Reisen bin. Aber ich möchte Ihnen versichern, das stimmt nicht. Ich bin weder verheiratet, noch Mutter. Wenn Sie also so etwas hören – glauben Sie nichts davon!« Sie hält inne und blickt, Zustimmung heischend, in den Saal. »Das ist aber noch nicht alles. Es gehen noch mehr Gerüchte um. So gibt es zum Beispiel Leute, die wollen gehört haben, dass die Peaceboat -Crew tief im Inneren des Schiffsbauchs eine Kuh hält, damit immer genug Milch für das Frühstück vorrätig ist.« Eindringlich starrt sie in unsere Richtung. Eine Kuh? Wer denkt sich denn so etwas aus? Ich blicke mich um, aber die anderen Gäste scheinen diesen Auftritt nicht halb so wunderlich zu finden wie ich. Überrascht sehe ich Kyoko an, sie nickt eifrig und scheint auch ansonsten mit dem Gesagten ganz d’accord zu sein.
    »Ich

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