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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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erfreut.«
    » Watashi wa Gaki desu . Ich bin Gaki«, sagt sie begeistert und fasst sich an die Nase. »Gaki.«
    »Dana desu «, antworte ich. Das ist eine der wenigen Floskeln, die meine Japanischkenntnisse hergeben. Gaki wirft ihre Gepäckstücke wahllos auf eines der Betten und verschwindet dann mit einem quietschenden »Matane, matane« wieder aus der Kabine.
    »Was heißt das?«, frage ich Kyoko.
    »Das heißt bis später!«
    »Klingt wie eine Drohung.« Ich lache, dann verstaue ich meine Habseligkeiten in dem für mich vorgesehenen, viel zu kleinen Schrank und beschließe, einen Rundgang durch das Schiff zu unternehmen. Das Peaceboat hat sieben Decks, meine Kabine liegt auf dem Continental-Deck. Ich spaziere durch die langen Korridore und folge einem Treppenaufgang hinauf auf das Pooldeck. Außer einer Dame, die dick vermummt am Fenster steht und das Treiben im Hafen beobachtet, ist niemand zu sehen. Die zwei Schwimmbecken sind mit Netzen abgedeckt, denn auf dem ersten Teil unserer Reise wird es noch zu kalt sein, um hier zu baden. Sie taugen ob ihrer Größe sowieso eher zur Abkühlung als zum Schwimmen, es sei denn, man hat das Bedürfnis, sich permanent um die eigene Achse zu drehen. Das Pooldeck ist überdacht, der Boden mit grünem Kunstrasen ausgelegt, an den Wänden stapeln sich ein paar Liegestühle. Verlässt man das Deck Richtung Heck, erreicht man die Actors Bar , in der Bilder von zahlreichen Hollywoodgrößen hängen. Außer mir scheinen Marlene Dietrich, Greta Garbo und Terence Hill die einzigen Europäer an Bord zu sein.
    Von der Bar aus gelange ich über einen schmalen Gang ins Freie zu einem weiteren Deck mit drei Whirlpools, in die ebenfalls noch kein Wasser eingelassen ist. Mein Blick fällt auf ein Schild, das an der Wand hängt. NO SMOKING , NO UNNECESSARY NOISE & BEHAVE . IN CASE OF FECAL INCIDENT CALL »1221« AND STOP OPERATION . Fäkaler Unfall? Die glauben doch nicht ernsthaft, dass hier jemand frei- oder unfreiwillig in den Pool macht und währenddessen auch noch sein Handy dabei hat, um auf offener See eine Notfallnummer anzurufen?! Mit einem Grinsen auf dem Gesicht steige ich hinauf auf das Joggingdeck, vorbei an weiteren Hinweisschildern, die in regelmäßigen Abständen die Wände zieren. Beware of the door , steht an der Tür, durch die ich ins Treppenhaus gelange. Die Japaner und ihre eigenwillige Interpretation der englischen Sprache! Beware of the door klingt wie Beware-of-the-dog , nur dass eine Tür nun wirklich nicht in der Lage ist, einen Menschen anzugreifen. Wieder im Freien angekommen, sehe ich Kimiko, den Blick in Richtung Hafengebäude gerichtet, an der Reling stehen.
    »Kimiko!«, rufe ich zu ihr hinüber.
    »Dana! Jetzt geht es wirklich los. Schau mal, da sind meine Eltern.« Sie zeigt nach unten zum Pier, auf dem sich eine Menschenmenge drängt.
    »Wow! Sind die alle gekommen, um uns zu verabschieden?«, frage ich beeindruckt.
    »Ja, wenn das Schiff den Hafen verlässt, ist das immer ein richtiges Happening.« Ich betrachte all die Menschen, die uns schon zuwinken, bevor wir überhaupt den Motor angeworfen haben. Entgegen der landläufigen Meinung, Japaner tränken keinen Alkohol, verteilen die Servicekräfte Plastikbecher mit echtem Sekt zum Anstoßen.
    »Ich freue mich wirklich, dass es jetzt losgeht, und ich habe mich schon mal ein bisschen umgesehen. Das Schiff ist wirklich schön. Und dass man hier oben mit Blick auf die See joggen kann, ist fantastisch.«
    »Theoretisch schon, praktisch ist es allerdings verboten.«
    »Eine Joggingstrecke, auf der man nicht joggen darf, das macht Sinn«, antworte ich, aber Kimiko scheint meine Ironie nicht zu bemerken.
    »Ja, hier darf nur gewalkt werden, es käme vermutlich zu Unfällen, wenn die Leute hier schneller laufen«, antwortet sie ernsthaft. Walken war noch nie mein Fall, ich finde, es sieht albern aus, mit Stöcken auf Strecken zu spazieren, die flacher sind als die Lüneburger Heide.
    »Bestimmt«, entgegne ich also trocken, aber Kimiko lässt sich nicht irritieren.
    »Hast du deine Mitbewohner schon kennengelernt? Ich wollte dir eigentlich eine Einzelkabine hier oben geben, aber dann habe ich gedacht, das ist dir bestimmt zu langweilig!«
    »Och, das würde ich so nicht …«
    »Als Journalistin!«, unterbricht sie mich. »Du willst doch bestimmt was erleben. Sonst weißt du ja gar nicht, wie das echte Schiffsleben so abläuft.«
    »Ja, aber …« Ich würde sie zu gern davon überzeugen, dass ich durchaus

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