Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
Vom Netzwerk:
sagte doch, dass Sie hier wertvolle Informationen bekommen«, flüstert sie mir zu.
    »Also – schenken Sie den Gerüchten keinen Glauben!« Die Stimme von der Frau im Kimono wird immer eindringlicher. Es wirkt so, als würde sie diese Anweisung gerne auf ein Schild schreiben und überall aufhängen, um sicher zu sein, dass auch jeder Passagier sie verinnerlicht hat. Das Schiff hebt und senkt sich erneut in den Wellen, sodass ich ins Schwanken gerate. Um mich abzulenken, schaue ich mir den Saal genauer an. Haben sich die Farben verändert? Es kommt mir so vor, als seien sie unnatürlich kräftig. Mein Hals ist wie zugeschnürt, ich reibe mir mit der Hand über die Stirn und kneife die Augen für einen Moment zusammen. Mein Kopf tut weh, mir ist schwindelig und ich habe Schwierigkeiten, mich auf das zu konzentrieren, was die Asia-Barbie auf der Bühne von sich gibt.
    »Bitte bringen Sie keine alkoholischen Getränke von den Landgängen mit in Ihre Kabine. Sie dort zu konsumieren ist verboten.« Darf man denn hier gar keinen Spaß haben?, frage ich mich. »Wenn Sie in den Häfen Alkoholika kaufen wollen …«, fährt Barbie ungerührt fort, »… können Sie diese an der Rezeption abgeben und am Ende der Reise wieder abholen.« So kann man den Leuten an der Bar das Geld noch besser aus der Tasche ziehen. Auch wenn mir gerade ganz und gar nicht nach Alkohol zumute ist, beschließe ich, im nächsten Hafen eine Flasche Wein zu kaufen und sie in mein Zimmer zu schmuggeln. So viel Vorschriften, das geht ja auf keine Kuhhaut! Nicht mit mir, Barbie! Wenn schon Landschulheim, dann richtig!
    Das Schiff wird von den Wellen hin und her geworfen. Mittlerweile ist mir richtig übel. Eine neue Welle bringt das Schiff und mich aus dem Gleichgewicht. In meinem Magen veranstalten die Rinderzungen von gestern Abend eine Runde Sumo-Ringen.
    »Kyoko, es tut mir leid, aber ich muss dringend mal nach draußen. Mir ist furchtbar schlecht.« Kyoko steht auf und geleitet mich ins Freie. Sie verbeugt sich mehrfach nach allen Seiten, während wir den Raum verlassen.
    »Danasan, Sie haben die klassischen Anzeichen von Seekrankheit. Kopfschmerzen, Übelkeit, und vermutlich reagieren Sie auf Geräusche und Farben stärker als üblicherweise.« Ich nicke und folge ihr langsam nach draußen. Kyoko führt mich an Deck und deutet auf einen Liegestuhl.
    »Am einfachsten gewöhnen Sie sich an das Schaukeln, wenn Sie sich an einen Ort begeben, von dem aus Sie das Meer sehen und die Bewegung des Schiffes mit den Augen verfolgen können. Außerdem tut die frische Luft sehr gut. Das Beste ist, Sie bleiben so lange hier sitzen, bis ich Ihnen ein paar Tabletten gebracht habe.« Sie verbeugt sich und verschwindet dann im Schiffsinnern. Ich lehne mich dankbar zurück und schließe die Augen, doch dadurch wird das Übelkeitsgefühl noch stärker. Schnell starre ich wieder auf die See hinaus, wo sich die Wellen dunkel und bedrohlich auftürmen. Worauf habe ich mich bloß eingelassen? Was, wenn der Seegang nicht nachlässt und es mir in den kommenden Wochen jeden Tag so schlecht geht? Ich wünschte, Raffaele wäre hier. Jetzt könnte ich eine starke Schulter zum Anlehnen brauchen. Erleichtert atme ich auf, als Kyoko wieder an Deck auftaucht, ein großes Glas Wasser in der Hand.
    »Trinken Sie erst mal was. Und nehmen Sie die Tabletten gegen die Seekrankheit. Die können Sie sich übrigens kostenlos und jederzeit an der Rezeption abholen, ich habe Ihnen bereits zehn Stück mitgebracht. Und eine Tüte, falls Ihnen sehr übel wird.« Sie lächelt milde.
    »Danke«, antworte ich ermattet und fasse mir an den Kopf.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn Sie die Tabletten eingenommen haben, wird es Ihnen wieder besser gehen. Und an die Wellen werden Sie sich gewöhnen. Die See ist nur vor Tahiti so rau. Vor Peru wird es dann ruhiger.«
    »Erst nach Tahiti?« Entgeistert blicke ich sie an. Wir werden Tahiti erst in zwei Wochen erreichen. Bis dahin bin ich vermutlich längst über Bord gegangen.

Lost in Translation, oder: Warum die Japaner Regeln lieben
    Eine Kolumne von Dana Phillips
    Liebe Komplizinnen! Auf meiner letzten Reise, der Grand Tour durch Bella Italia, habe ich eins gelernt: Italiener nehmen es mit den Regeln nicht so genau. Wir Deutschen hingegen gelten als pünktlich, ordentlich und perfekt organisiert. In der Regel halten wir uns daher auch an die Regeln. Übertroffen werden wir nur noch von den Japanern.
    Denn die befolgen nicht nur alle Anweisungen

Weitere Kostenlose Bücher