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Aber dann kam der Sommer

Aber dann kam der Sommer

Titel: Aber dann kam der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Schulhaus von Leirstad ging, wollte ich meine Tracht anhaben.
    Ich nahm mir viel Zeit, um mich schön zu machen. Schluß mit dem Toupieren, Schluß mit Rouge und Lippenstift! Ich war so sonnenbraun und frisch wie nie zuvor.
    Ich zog Großmutters handgestickte Bluse an und knüpfte mir die grobgewebte Schärpe um, ich knotete ein Band um mein Haar und zog mir die Spangenschuhe an. – Ach, wieviel besser gefiel ich mir in dieser alten Tracht als in dem blaßblauen Abendkleid mit der Pelzstola!
    Ab mit dem Diamantring! Und mit Schrecken bemerkte ich, daß ich am liebsten den anderen Ring ebenfalls abgezogen hätte. Plötzlich erschien mir der schmale, goldene Ring an meinem Finger wie eine schwere Belastung.
    Margit jubelte, als sie die Tracht sah. „Oh, da werden die Leute Augen machen!“ rief sie, und ihre Finger glitten bewundernd über die feine Stickerei am Hals.
    Dann gingen wir. Vor dem Schulhaus blieben wir stehen. Wir waren eine Viertelstunde zu spät gekommen, das Fest hatte bereits begonnen.
    „Was ist das, Margit?“ fragte ich. „Wer singt denn da?“
    Margit blickte mich verständnislos an. „Wer da singt? Na, alle zusammen!“
    „Alle zusammen?“
    „Ja, wir fangen jedes Fest mit einem gemeinsamen Gesang an.“
    Du liebe Zeit! Gab es wirklich erwachsene Menschen, die gemeinsam laut sangen? – Nein, wie würde der Reitklub darüber lachen!
    Der Dorfschullehrer empfing uns. Er war ein Mann von etwa vierzig Jahren, einem offenen, freundlichen Gesicht und klugen Augen unter einer hohen Stirn.
    „Willkommen! Wie erfreulich, ein neues Gesicht hier zu sehen! Ich kenne Fräulein Björk bisher nur vom Ansehen.“
    Wir nahmen unsere Plätze ein, und eine junge Dame reichte uns Liederbücher. Anfangs kam ich mir noch ein bißchen komisch vor bei dieser Singerei. Aber dann nahm ich mich zusammen und befahl mir, jetzt ebenso elastisch zu sein wie damals, als es galt, mich in die Umgebung von Tante Agnete einzufügen. Und als der Lehrer sagte, wir wollten nun „Das Spätzlein“ singen, da sang ich aus voller Kehle mit.
    War das ein Vergnügen! Richtig festlich! Und als wir hinterher das Lied von „Peter Spielmann“ sangen, war ich überzeugt, daß niemand mit größerer Begeisterung sang als ich. Die Dame mit dem Liederbuch drehte sich um und lächelte mir zu.
    „Darf ich mich Ihnen bekannt machen?“ sagte sie nachher zu mir. „Ich heiße Sigrid Volden. Ich bin die Frau des Lehrers.“
    „Ja, aber – Sie sind doch nicht von hier?“
    „Ich stamme aus Oslo. Am Frognerweg bin ich aufgewachsen. Und wenn Sie mich jetzt fragen, wie ich mit dem Dorfleben zurechtkomme, so kann ich Ihnen nur versichern, daß ich es wunderbar finde.“
    Ja, sie sah wirklich froh und munter aus, diese Sigrid Volden. Ich mochte sie sofort gut leiden.
    Nun folgten die Darbietungen Schlag auf Schlag. Ein junges Mädchen trug ein Gedicht vor. Ein Geschwisterpaar, ein Junge und ein Mädchen von sechzehn und achtzehn Jahren, sang ein Duett. Dann erhob sich Sigrid Volden und ging zum Flügel. Sie spielte Chopin, und zwar sehr gut. Es folgten einige Lesungen aus der Literatur, und danach trugen Frau Volden und ihr Sohn, ein hübscher Dreizehnjähriger, ein paar Stücke für Klavier und Violine vor.
    Anschließend wurde zu Tisch gebeten. Zwei lange Tafeln waren aufgestellt mit Bergen von Wecken und anderem Gebäck und Schokolade in dampfenden Kannen. Ich bekam meinen Platz neben Frau Volden, und mir gegenüber saßen Rune und Borgny. Margit war von einem jungen Mann fortgeführt worden, bei dessen Anblick sie verdächtig hochrote Wangen bekommen hatte.
    „Nun, und Sie?“ fragte Frau Volden. „Wie fühlen Sie sich denn auf so einem Fest im Schulhaus auf dem Lande? Etwas ungewohnt, nicht wahr?“
    „Ja“, gab ich zu, „aber ich finde es ganz reizend.“
    „Sie können ruhig sagen, daß es Ihnen noch etwas komisch vorkommt“, sagte sie lachend, „das fand ich zu Anfang nämlich auch. Es ist schon ein großer Unterschied zwischen einem Fest in der Stadt und einem Fest auf dem Lande. Aber ich habe mich noch nicht eine einzige Sekunde lang nach der Stadt zurückgesehnt.“
    Rune lächelte mir über den Tisch zu.
    „Glaub nur nicht, Sigrid, daß Fräulein Björk eine verwöhnte Stadtdame sei“, sagte er, „du solltest sie mal Kühe melken sehen. Ich habe mir schon ernstlich überlegt, ob ich sie nicht als Stallmagd bei mir einstellen soll.“
    Die Nächstsitzenden hörten es und fingen an zu fragen, und Rune und Borgny

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