Aber die Liebe bleibt... (Romantik-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
man ein Ziel vor Augen hat, darf man sich nicht durch kleinliche Skrupel davon abbringen lassen, es auch zu erreichen."
Daphne war sich sicher, daß Brian niemals so gesprochen hä t te. Nein, Robert schien ganz und gar nicht der Mann zu sein, den sie einmal in ihm gesehen hatte. Zudem gefiel es ihr nicht, daß er im Beisein eines Kindes, das seine Worte wie ein Schwamm au f saugte, derartige Äußerungen tat. Sie nahm sich vor, mit Rebecca am Abend ausführlich darüber zu sprechen.
"Da kann man geteilter Meinung sein", bemerkte sie.
Der Lehrer lachte auf. "Machen Sie nicht so ein ernstes G e sicht, Miß Marlowe. Ich hatte keine Ahnung, daß Sie so ein M o ralapostel sind." Er wandte sich an Rebecca: "Noch ein Eis, Kle i nes?"
Das Mädchen sah seine Schwester an. "Darf ich?" fragte es.
"Wenn du meinst, daß du noch ein Eis verträgst", erwiderte diese.
Rebecca spürte, daß ihre Schwester verärgert war. "Vielleicht doch lieber nicht", antwortete sie. "Gehen wir noch ein Stückchen am Hafen spazieren, bevor wir zu Mister Porlock fahren?"
"Wir haben ja noch genügend Zeit", sagte Robert. "Das heißt, wenn Sie einverstanden sind, Miß Marlowe." Seine Finger b e rührten ihre Hand.
"Ich bin einverstanden", erwiderte die junge Frau. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie schaute aus dem bogenförmigen Fe n ster auf die Straße hinaus. Auch Ethel Chamberlain hatte sie vor Robert Widmark gewarnt. Plötzlich bedauerte sie, nicht auf diese Warnung gehört zu haben. Wäre es nicht besser gewesen, alleine Nachforschungen anzustellen? "Wenn wir bei Mister Porlock e t was in Erfahrung bringen, was uns weiterhilft, wird vielleicht auch Mister Chamberlain bereit sein, uns zu unterstützen", sagte sie aus ihren Gedanken heraus.
Roberts Gesicht wurde grau, während seine Augen regelrecht vor Zorn zu glühen schienen. Er preßte die Hände so fest zusa m men, daß die Knöchel weiß hervortraten. "Ich wüßte nicht, warum wir diesen Mann um seine Unterstützung bitten sollten?"
Rebecca sah von ihrer Schwester zu Robert. "Sind Sie wütend, Mister Widmark?" fragte sie verblüfft.
Er beherrschte sich. "Nein, ich bin nicht wütend, Rebecca, nur verwundert", erwiderte er. "Immerhin hat Mister Chamberlain deiner Schwester deutlich gezeigt, was er von ihren Visionen hält. Aber bitte, weihen Sie ihn ruhig ein, Miß Marlowe. Sie werden sehen, was Sie davon haben."
Daphne fühlte, daß sie ihn zutiefst getroffen hatte. Es tat ihr leid, aber sie dachte auch nicht daran, ihre Worte zurückzune h men. Selten zuvor hatte sie sich so nach Brian gesehnt, wie in diesem Augenblick. Auch wenn sie sich noch immer dagegen zu wehren versuchte. Sie brauchte ihn wie die Luft zum Atmen.
* * *
Pünktlich um halb sechs kamen sie auf dem Besitz von James Porlock an. Der Hausherr befand sich im Garten und schnitt R o sen. Sichtlich erfreut über den Besuch, lud er die jungen Leute und Rebecca zu Tee und Sandwichs ein.
Er erkundigte sich nach der Schule, die Daphnes Schwester b e suchte, war begeistert, als er hörte, daß es sich bei der jungen Frau um eine bekannte Pianistin handelte und kam dann auf das Buch zu sprechen, das sie angeblich schreiben wollten.
Daphne überließ es Robert Widmark, über dieses Buch zu sprechen. Es überraschte sie, wie geschickt der Lehrer zu lügen verstand. Hätte sie es nicht besser gewußt, auch sie wäre auf seine Worte hereingefallen. Am liebsten hätte sie James Porlock die Wahrheit gestanden, denn sie fühlte, daß er sie nicht für verrückt halten würde, aber dazu war es zu spät. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Komödie mitzuspielen.
"Falls du dich langweilst, kannst du dich ruhig ein wenig im Garten umsehen", schlug Mr. Porlock Rebecca vor. "Ich kann mir denken, daß die Gespräche Erwachsener nicht so interessant für dich sind."
"Ich höre gerne zu", erwiderte Rebecca. "Ich interessiere mich auch für die Geschichte Cornwalls."
"Da freut mich", sagte er, stand auf und trat an eine Vitrine. "Da habe ich etwas für dich." Er legte eine wunderschöne Bro n zespange in ihre Hand. "Es handelt sich um die Nachbildung einer Spange, die vor Jahren am Strand gefunden wurde", erklärte er. "Vermutlich gehörte sie einem keltischen Mädchen."
"Darf ich sie wirklich behalten?" fragte Rebecca ungläubig.
"Ja", erwiderte der Archäologe und nahm wieder Platz.
Während der nächsten Stunde berichtete James Porlock von den Ausgrabungen, an denen er teilgenommen hatte. Er schien nicht oft
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