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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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sagte, der Van sei doch nicht so selten wie angenommen. Der Aufruf habe nichts gebracht – außer der Gewissheit, dass dieser Van in der Gegend herumgefahren sei. Der Zeuge, der den Maskenmann gesehen habe, mache einen glaubwürdigen Eindruck. Deshalb rechne er jetzt immer weniger mit einem Sexualverbrechen.
    »Womit rechnen Sie denn dann?«, fragte Marie.
    »Mit einer Entführung. Vielleicht will jemand Lösegeld erpressen. Wenn der Täter eine Maske trägt, dann will er nicht erkannt werden. Das heißt: Er hat vor, das Kind freizulassen. Deshalb wollen wir Ihr Telefon abhören. Falls ein Anruf kommt. Sind Sie einverstanden?»
    Robert schien aufzuleben. »Aber natürlich.«
    Marie verstand das nicht. »Lösegeld? Wer würde denn von uns Lösegeld erwarten? Wir sind nicht reich.«
    Fürbringer spitzte die Lippen wie bei einer guten Pointe. »Sie glauben ja nicht, für welche Summen Menschen Verbrechen begehen.«
    In Maries Kopf ging alles durcheinander. »Und was ist, wenn wir das Lösegeld nicht zahlen können? Was macht dieser Mann dann mit Johann?«
    Bevor Fürbringer antworten konnte, sagte Robert: »Wir werden das Geld auftreiben.«
    Marie dachte nach. »Und wenn der Täter bemerkt, dass Sie das Telefon abhören? Dass die Polizei mithört?«
    Fürbringer biss sich auf die Unterlippe. »Er wird es nicht mitkriegen. Wir haben Erfahrung in solchen Dingen.«
    »Aha. Und wie viele Kinder sind schon gestorben, weil die Täter es trotzdem mitgekriegt haben?«
    Marie hielt es zu Hause nicht mehr aus. Sie zog ihre Laufsachen an und lief ihre übliche Strecke. Erst die Straße entlang bis zum Mühlenteich, ein Stück in den Wald hinein, dann in weiten Schritten über den befestigten Wirtschaftsweg durch die Felder. Sie atmete freier.
    Marie wurde immer schneller. Ihre Lungen brannten, aber es tat ihr gut, sich zu bewegen. Sie fühlte sich wie auf der Flucht. Sie flüchtete vor dem, was sie nicht mehr aushielt.
    An dem Punkt, an dem sie sonst immer umkehrte, lief sie einfach weiter. Das Netz der Feldwege war unendlich. Man konnte stundenlang laufen, ohne auf ein Hindernis zu stoßen.
    Die Äcker hatten schon einen leichten Flaum, und das Gras der Wiesen war für Ende März ungewöhnlich grün. Marie wurde immer schneller. Sie spürte keine Ermüdung. Sonst musste sie nach einer knappen Stunde immer umkehren.
    Die plötzlich einsetzende Dämmerung störte sie nicht; Marie kannte sich ja aus. Sie schlug einen weiten Bogen. Durch Felder, auf denen Mais wuchs. An einer Kapelle aus groben Bruchsteinen vorbei. Über einen verlassenen Friedhof, dessen Begrenzungsmauern nur noch Ruinen waren.
    Marie hatte längst die Orientierung verloren. Aber das war ihr egal. Es zog sie zu einem niedrigen Wäldchen, an dessen Rand Weiden standen. Dort war es sicher schön. Ein Paradies unter Weiden. Friedlich. Ruhig. Fernab von allem, was wehtat.
    Unter den Bäumen wurde der Boden weicher. Sie musste sich vorsehen. Es gab Unebenheiten und Wurzeln, die aus der Erde ragten. Und es war dunkel in dem Wäldchen.
    Die Luft war frisch und schwer. Marie lief einfach der Nase nach. Sie hatte keinen Plan. Sie wollte nur laufen. Bis sie aufhörte zu atmen.
    Da stand ein Wagen. Mitten im Wald.
    Der Fahrer hatte ihn in eine Schneise gefahren. Er war von herabhängenden Ästen verdeckt. Ein schwarzer Wagen. Ein Van. Metalliclackierung. Die Fenster waren getönt.
    Marie blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Sie rührte sich nicht. Ihr Herz hämmerte. Sie musste nachdenken. Ihr Kopf musste umschalten. Jeder Atemzug war ein Messerstich.
    Was ist, wenn er mich sieht? Im Rückspiegel oder durch die getönten Scheiben?
    Mit einem Sprung war sie im Gebüsch. Dort wartete sie gebückt unter dem tief hängenden Ast einer Buche, bis ihr Herz nicht mehr raste und die Atmung ruhiger wurde. Sie ging in die Knie und tastete unter dem trockenen Laub nach einem Ast. Er war zwar leicht und schon ein bisschen modrig, aber er eignete sich als Waffe. Immerhin hatte sie jetzt etwas in der Hand, mit dem sie zuschlagen konnte.
    Marie schöpfte Kraft.
    Sie wollte ihr Kind zurückholen. Sie wollte Johann aus den Klauen des Mannes mit der Mickey-Mouse-Maske befreien. Diese Chance schickte ihr der Himmel. Ganz unverhofft. Eine Gnade. Marie wollte sich dem würdig erweisen. Sie würde kämpfen. Wie eine Löwin. Wie eine Mutter.
    Marie ging los.
    Sie achtete nicht auf die trockenen Zweige, die knirschten, wenn sie sie zertrat. Sie achtete auch nicht auf die, die ihr ins Gesicht

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