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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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seine Wut darüber an unserem Kind auslässt? Robert, was ist dann? Was hat uns dann die ganze Fangschaltung genutzt?«
    Die beiden Männer schwiegen. Marie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie hätte Robert nicht so anfahren dürfen. Er meinte es doch gut, und er litt ebenso wie sie. Auch er wollte seinen Sohn wiederhaben. Aber sie fühlte sich im Recht. Sie musste alles tun, um Johann zu retten. Und eine Fangschaltung kam nicht infrage.
    »Wie stellen Sie sich das vor?«, fragte Fürbringer gequält. »Sie allein können Ihr Kind nicht retten. Und das wollen wir doch alle, oder?«
    Marie fand seinen Ton etwas salbungsvoll. Aber sie hatte sich genug aufgeregt. »Ich bitte Sie nur darum, allein und ohne eine Fangschaltung mit dem Mann reden zu können. Ich will sein Vertrauen gewinnen. Im Interesse meines Kindes. Verstehen Sie das nicht?«
    Robert schüttelte ungeduldig den Kopf.
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen muss: Aber Sie überschätzen Ihre Kräfte«, sagte Fürbringer. »Die Situation ist …«
    »Wir haben keine Zeit für Diskussionen«, brach es aus Robert heraus. »Die Fangschaltung wird gemacht. Basta. Marie, du kannst nicht allein bestimmen, was geschieht. Ich bin der Vater und ich bin hier ebenso zu Hause wie du.«
    Marie richtete sich auf. »Du wirst es nicht wagen, so etwas gegen meinen Willen zu tun, oder? Du bist mein Mann, ich bin deine Frau. Johann ist unser Kind. Und – ich – will – diese Fangschaltung – nicht. Dabei bleibt es.«
    Marie sprach kein Wort mehr. Sie saß auf dem Sofa und wartete.
    Als das Telefon läutete, griff sie sofort zu. Sie wollte den Anruf annehmen. Das konnte ihr keiner verbieten. Auch Robert nicht.
    Es war kurz nach ein Uhr nachts.
    Marie sagte ihren Namen, wie immer, wenn jemand anrief.
    Die Stimme klang eigenartig. Irgendwie erfreut. Es war eine junge Stimme, fast albern. »Sie sind doch die Mutter, oder?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Gut. Also ich bin der, der Ihr Kind hat. Ihren Sohn.«
    Marie blieb fast das Herz stehen. »Wie geht es ihm?«
    »Dem Kleinen geht’s gut. Das kann sich aber ändern. Hören Sie, das Kind ist in meiner Gewalt. Ich kann ihm jederzeit den Hals umdrehen. Oder Schlimmeres. Noch ist ja nichts passiert.«
    Marie hatte Mühe zu sprechen. Sie hätte nicht gedacht, dass das Gespräch sie so anstrengen würde. »Was wollen Sie? Geld?«
    Der Anrufer lachte. »Geld? Vielleicht. Vielleicht auch Geld. Aber vorerst will ich nur mit Ihnen reden. Wie ist es denn so?«
    »Was?«
    »Na ja, das Gefühl. Ihr Junge ist weg. Ich habe ihn. Ich kann mit ihm machen, was ich will …« Er wartete.
    »Bitte, tun Sie ihm nichts! Der Junge kann doch nichts dafür, dass …«
    »Ich könnte ihm was abschneiden. Erst was Kleines, dann was Großes. Wissen Sie, dass man den Penis eines Menschen entfernen kann, ohne dass er verblutet? Oder den Hodensack? Ihr Junge hat noch einen sehr kleinen Hodensack, wie ich festgestellt habe.« Wieder wartete er darauf, dass sie etwas sagte. »Wenn Sie sich anstellen, würde ich Ihnen die Teile einzeln zuschicken, Madame.« Er lachte auf.
    Der Mann war verrückt. Ein Irrer. Und Johann befand sich in seiner Hand.
    Doch dann fiel Marie auf, dass der Mann es überhaupt nicht eilig hatte. Er schien es zu genießen, mit ihr zu reden. So mit ihr zu reden.
    »Was sagen Sie nun, Madame?« Er klang schnippisch.
    Marie konnte nichts sagen. Sie war versucht aufzulegen. Aber das durfte sie auf keinen Fall.
    »He!«, brüllte er ins Telefon. »Sind Sie noch da?«
    »Ja«, antwortete Marie leise. »Ich bin noch da. Bitte rühren Sie meinen Sohn nicht an! Bitte! Sagen Sie mir, was ich zu tun habe!«
    »Was du zu tun hast. Was du zu tun hast.« Er triumphierte. Marie hatte das Gefühl, dass er sie genau dahin hatte bringen wollen. »Ich will dir sagen, was du zu tun hast. Du willst doch deinen Bengel wiederhaben?«
    Maries Ton wurde demütig. »Ja, ich will Johann wiederhaben.«
    »Gut. Dann tust du auch das, was ich sage, ja?«
    »Bestimmt. Alles, was Sie sagen. Alles. Wenn Sie nur meinem Jungen nichts …«
    »Als Erstes wirst du mich lecken. Hörst du? Du wirst mich …«
    Reifen quietschten. Der Mann atmete lauter und schneller. Eine Tür wurde aufgerissen. Die Tür einer Telefonzelle wahrscheinlich. Marie hörte, dass jemand auf ihn einschlug.
    »Nicht!«, schrie er. »Bitte, nicht.«
    Er wurde aus der Telefonzelle gerissen. Stimmen überschlugen sich. Harte Stimmen. Marie konnte deutlich hören, wie er zu Boden ging. Er jammerte. »Ich

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