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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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sagte Lore, als sie sich die Tränen erneut abgewischt hatte.
    »Macht doch nichts. Hat es mit … Tom zu tun?«
    Lore nickte. »Wir waren so verliebt ineinander. Alles hat gestimmt. Allein wie er sich um den Jungen gekümmert hat, als wäre es sein eigener Sohn.«
    Das konnte Marie mittlerweile nicht mehr hören. »Ja, das hast du schon gesagt.«
    Lore riss sich zusammen. Sie trank einen Schluck Kaffee und setzte sich aufrecht hin. »Auf keinen Fall möchte ich dir mit meinem Kram auf die Nerven gehen, Marie.«
    »Tust du nicht.«
    Lore nahm einen neuen Anlauf. »Seit wir hier zusammen wohnen, hat sich alles verändert. Tom ist so … anders geworden. Als wäre ich eine Last für ihn. Dem Jungen gegenüber ist er genauso wie vorher. Richtig toll. Die beiden mögen sich sehr. Aber mir gegenüber …« Sie schluckte. Lore unterdrückte die Tränen. Sie wollte ihre Erklärung zu Ende bringen und ernst genommen werden. »Er ist oft so … schroff zu mir. Und er zieht sich zurück. Es wird immer schlimmer. Manchmal denke ich, er will sein eigenes Leben führen, ich habe da nichts verloren. Irgendwie tut er das auch. Er verschwindet oft. Für Stunden. Ich weiß dann nicht, wo er ist. Das macht mich ganz wahnsinnig. Ich bin wahrlich keine Frau, die klammert, Marie, das kannst du mir glauben. Ich bin ja auch nicht gerade verwöhnt, was Männer angeht. Aber diese eigenartigen Anfälle … Ich meine jetzt nicht die Kopfschmerzen gestern, dafür kann Tom nichts, und er tut mir in solchen Momenten schrecklich leid … Nein, diese andere Sache. Wenn er plötzlich aufspringt und wegrennt. Vorher war alles noch so … harmonisch. Und dann ist es, als fiele ihm etwas ein. Etwas sehr Unangenehmes. Dann muss er weg. Er verschwindet einfach. Ich habe dann in seinem Leben nichts mehr verloren. Stundenlang sitze ich zu Hause und warte. Ich mache mir auch Sorgen um ihn. Was ist, wenn diese Kopfschmerzanfälle schlimmer werden? Wenn er sich irgendwann selbst nicht mehr helfen kann?«
    Sie machte eine Pause. Es kostete sie offenbar viel Kraft, Marie das alles zu erzählen.
    »Hast du mit ihm darüber gesprochen?«, fragte Marie.
    »Ja, schon mehrmals. Ich habe es versucht. Zuerst hat er gesagt, es ist nichts. Dann hat er es auf seinen Beruf geschoben. Tom ist Vertreter für Hochleistungsstaubsauger. Wahre Ungetüme, mit denen kann man alles wegsaugen. Den allergrößten Dreck. Die Dinger sind wahnsinnig teuer. Seine Kunden von der Industrie verlangen, dass er immer parat steht, wenn etwas nicht funktioniert. Auch am Wochenende und nachts. Das verstehe ich ja. Als Ausgleich dafür hat Tom sonst viel Zeit und kann sich alles selbst einteilen. Aber ich bin mir sicher – wenn Tom plötzlich wegrennt, dann fährt er nicht zu einem Kunden. Ein Kunde müsste ja wenigstens vorher anrufen. Das würde ich mitkriegen. Nein, das ist etwas anderes. Ich dachte schon, es geht um eine andere Frau. Dafür ist Tom aber nicht der Typ. Er ist ein bisschen … wie soll ich sagen: asexuell.« Lore schien es im selben Moment zu bereuen, dieses Geheimnis ausgeplaudert zu haben. Sie hob ihre Stimme. »Das ist aber nicht wichtig. Er gibt mir das, was ich brauche. Es ist nicht viel. Ich habe so viel Scheiße mit Männern erlebt, das glaubst du nicht. Da empfinde ich es als eine große Erleichterung, wenn ein Mann nicht ständig mit einem Ständer herumläuft.« Sie versuchte zu lachen, aber es gelang ihr nicht so recht.
    Marie war auch nicht nach Lachen zumute. »Willst du meine Meinung hören?«
    Lore schaute sie lange prüfend an. Dann antwortete sie: »Ja.«
    »Gut. Verlass ihn!«
    Lore schien sie nicht zu verstehen. Sie starrte Marie mit offenem Mund an.
    »Das meine ich ernst: Verlass ihn!«
    Marie wusste, dass sie das nicht sagen durfte. Aber Lore hatte sich ihr anvertraut, und sie hatte mit dem, was sie ihr gestanden hatte, Maries schlimmste Befürchtungen bestätigt. Sie konnte nicht anders: Sie musste Lore warnen. Schließlich ging es um mehr als Lores Liebeskummer. Es ging um das Leben ihres Kindes.
    Auch wenn sie sich selbst damit schadete, sie wiederholte es: »Verlass ihn!«
    Lore schüttelte heftig den Kopf. »Er ist gut zu Kevin, noch nie hat sich ein Mann so um den Jungen gekümmert.« Sie kämpfte. »Tom ist wie ein Vater zu ihm.«
    Nun konnte Marie nicht mehr anders: Sie musste Lore reinen Wein einschenken. »Du musst Kevin vor Tom in Sicherheit bringen. Er wird deinem Jungen etwas antun. Glaub mir!«
    Lore stand auf. »Du hast kein Recht, so

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