Abgang ist allerwärts
Und wenn der so weiter säuft, kommt bald das letztes Kapitel.«
Aber was hatte Guntrams Frau mit der Sache heute Abend zu tun? Und wofür hatte Guntram das Geld kassiert? »Es wird Zeit, Leute, Vorhang auf!« Enrico hatte auf die Uhr gesehen und unsere kleine Truppe aus der Kneipe geführt. Wir bogen um die Ecke des nächsten lang gestreckten Backsteinhauses, in dem Guntram wohnte. Auf dem Hof stellten wir uns alle in den Schatten eines Schuppens und die Männer starrten wie gebannt auf ein hell erleuchtetes Fenster, das offensichtlich zu Guntrams Wohnung gehörte. Die Gardine war geschlossen. Dann gab es hinter den Vorhängen einen Lichtwechsel.
»Achtung Leute, gleich geht´s los«, flüsterte Enrico mit einem leichten Zittern in der Stimme. Neben mir stöhnte Joneleit leise: »Mann oh, Mann«. Er hatte seine rechte Hand in seinen Hosenbund gesteckt. Gottfried in seiner weißen Maurerkluft paffte mit seinem Stumpen aufgeregt kleine Wolken in die dunkle Abendluft. Es war zu spüren, dass ihm meine Anwesenheit peinlich war.
Dann wurde die Gardine mit einem Ruck beiseite gezogen und auf einem großen Tisch in dem nun schwach erleuchteten Zimmer tanzte mit langsamen, erotischen Bewegungen Anita, ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie war barfuß und nur mit einem kurzen schwarzglänzenden Unterrock bekleidet, der so durchsichtig war, dass man darunter ihren BH und ihren Slip erkennen konnte. Da keine Musik zu hören war und durch das Funzlige, rötliche Licht, das ihre fließenden Bewegungen beleuchtete, bekam das Ganze etwas Unwirkliches. Anita löste nach einiger Zeit mit einer Hand lässig das Band, das ihre langen blonden Haare zusammenhielt, so dass ihr Gesicht halb verdeckt wurde. In der anderen Hand hielt sie die Flasche mit dem Pfefferminzlikör, aus der sie von Zeit zu Zeit einen Schluck nahm.
Es war deutlich zu sehen, dass der Alkohol bereits seine Wirkung getan hatte. Neben mir atmeten die Männer geräuschvoll ein und aus, als würden sie Anitas Tanzrhythmus übernehmen. Joneleit stöhnte wieder auf.
Dann war Guntram kurz im Fenster zu sehen, er nahm ihr die Flasche ab, die sie ihm nur widerwillig überließ. Dann schien er ihr etwas zuzurufen. Anita tanzte weiter und streifte wie im Zeitlupentempo erst den einen, dann den anderen schmalen Träger ihres Unterkleids ab, und ließ es dann langsam in gleitenden Bewegungen nach unten fallen. Links und rechts neben mir verstärkte sich das keuchende Atmen der Männer.
Auch ich starrte nun wie gebannt auf die langsamen Tanzbewegungen der jungen Frau hinter dem Fenster.
Jetzt griff Anita wie in Trance nach dem Verschluss ihres BHs, er löste sich und sie hielt ihn erst spielerisch zwischen zwei Fingern, um ihn kurz darauf zu Boden fallen zu lassen.
»Hast du schon mal solche geilen Titten gesehen?«, flüsterte Enrico mit heiserer Stimme.
»Die hängen kein bisschen, Mann, da wird dir richtig heiß…«
Er griff sich hastig mit zwei Fingern in den Hemdkragen.
Dass sie mich in ihr Männergeheimnis, das im Dorf nur gerüchteweise kursierte, eingeweiht hatten, war ein großer Vertrauensbeweis. Aber ich fühlte mich trotzdem bei der ganzen Sache nicht besonders wohl.
»Mein lieber Herr Jesangverein, da fallen dir alle Sünden ein!«
Erwin riss aufgeregt seine Leinenmütze vom Kopf und stopfte sie in seine Hosentasche, um sie danach sofort wieder auf seinen hochroten Schädel zu setzen. »Als ob die dat studiert hat.« Als Anita schließlich mit einer plötzlichen Bewegung nach ihrem Slip griff, um auch den abzustreifen, schloss Guntram hastig die Gardine.
»Scheiße!«, fluchte Joneleit mit unterdrückter Stimme, »fier diesen letzten Fetzen will der Guntram immer extra kassieren.«
Ich war froh, dass die bizarre Vorstellung vorüber war. Auf die Art also machte Guntram seine Westerfahrung zu klingender Münze.
Eine Dorf-Peepshow à la Hohenfeld, die Guntram und seiner Frau Anita den Pfefferminzlikör bezahlte.
Als wir den Hof wieder verließen, sah mich keiner der Männer an, sie liefen schweigend zurück auf die Straße, allen voran Gottfried, so hastig, als wäre er auf der Flucht. Nur Enrico sagte leise: »Die dümmsten Bauern haben die größten Kartoffeln.« Meine Einladung zu einem weiteren Bier lehnten sie ab. Wahrscheinlich wollte jetzt jeder allein sein mit seinen heimlichen Wunschbildern.
»Mann, oh Mann, oh Mann, soviel kann ich ja nich saufen, um mir meine Alte so scheen zu gucken, wie die Anita is«, hörte ich
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