Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Tageszeitung, Frau Margold. Keine Vierteljahresschrift für Zeitgeschichte.« Dass er nicht allzu viel von ihr hielt, hatte er damit überdeutlich zum Ausdruck gebracht. »Und wennschon«, sagte Kati grimmig vor sich hin. »Wenn der tatsächlich denkt, dass er mich so leicht wieder loswird, täuscht er sich.« Und gegen diesen Schweinemief hier würde sie einfach anstinken. Noch ein letzter Spritzer Parfüm, dann schnappte sie sich entschlossen die Fototasche vom Beifahrersitz und stieg aus. Wäre doch gelacht, wenn sie diese Sache mit den Turbo-Schweinen nicht in den Griff bekäme. Und später, in der Redaktion, würde sie einen Artikel schreiben, der vor journalistischer Fachkompetenz nur so strotzte! Dieser Larsen würde schon noch sehen, dass sie nicht halb so blond und dämlich war, wie er sie einschätzte.
Da der Hof ziemlich verlassen vor ihr lag, beschloss sie, einfach der Marschmusik zu folgen. Diese kam aus einem Bierzelt, das auf dem Rasenstück neben den Stallgebäuden aufgestellt war. Auf den Bänken davor saßen drei Männer in Gummistiefeln, die jeweils eine Flasche Lüneburger Pilsener in der Hand hatten.
»Hallo!«, rief Kati und ging auf sie zu. »Ich komme von der Grümmsteiner Zeitung und bin wegen des Tages der offenen Tür hier.«
Der Herr ganz links wollte gerade seine Bierflasche zum Mund führen, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als er Kati sah. Er musterte ihre engen Jeans, ihre Stilettos, ihr langes Haar und stutzte. Die beiden anderen Männer tauschten einen Blick und drehten ihre Köpfe dann fast synchron wieder in Katis Richtung. Schließlich sagte einer der beiden: »Da sind Se wohl noch neu, was?«
»Das ist richtig.« Kati lächelte etwas verkrampft. »Ich hab heute meinen ersten Tag. Wer von Ihnen ist denn hier für die Züchter-Initiative Deutsches Turbo-Schwein zuständig?«
»Offiziell? Also, von uns jedenfalls keiner.« Der Mann links nahm endlich einen tiefen Zug aus seiner Bierflasche, schluckte ihn hörbar hinunter und beendete das Ganze mit einem zufriedenen »Ahh!«. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und ergänzte: »Wir sind nämlich bloß Gäste, wissen Se.«
»Ach so.« Verunsichert blickte Kati von einem zum anderen. »Und wo finde ich dann jemanden, der mir weiterhelfen könnte? Im Haupthaus vielleicht?«
»Jetzt bleiben Se mal schön locker, junge Frau«, sagte der Mann in der Mitte. »Der Hinnerk kommt gleich. Is’ bloß schnell ins Büro rüber, ähm, Nachschub holen.«
»Hinnerk?«, wiederholte Kati und fragte sich, was für eine Veranstaltung sie hier gerade unterbrochen hatte: ein Saufgelage unter Schweinezüchtern?
»Hinnerk Gorschlüter, der ist der Chef von dem Ganzen«, sagte der Mann, der rechts saß. »Se sind wohl nich’ von hier aus der Gegend, wie?«
»Äh … nein. Ich komme aus Frankfurt.«
»Frankfurt«, wiederholte der Mann in der Mitte, nicht ohne Ehrfurcht. »Se Sitti off se Juro.«
»Wie bitte?«
»Na, die Stadt des Euro. Können Se denn kein Englisch?«
Bevor Kati eine passende Antwort darauf einfiel, bog ein Landwirt in Karohemd und Cordhut um die Hausecke, der vier Flaschen Lüpi Premiumpils und eine Zeitung im Arm trug. »Jungs, ich hab die Bild mitgebracht«, donnerte er drauflos. »Das Montags-Mädchen hat diesmal so was von geile …« Er bemerkte Kati, unterbrach sich und blieb abrupt stehen. »… Beine«, vollendete er perplex seinen Satz und musterte den unerwarteten Gast blitzschnell von oben bis unten. Dann begrüßte er sie mit einem anerkennenden »Hal-looo!« und kam näher. »Wen haben wir denn da?«
»Katharina Margold, Grümmsteiner Zeitung.«
»Die is’ wegen dem Tag der offenen Tür hier«, sagte der Mann, der links auf der Bank saß. »Glaubste das?«
»Komme ich etwa ungelegen?«, fragte Kati unsicher.
»Nich’ doch, wir freuen uns.« Eilig stellte der Neuankömmling die Bierflaschen ab, warf seinen Kumpanen die Zeitung zu und widmete Kati seine volle Aufmerksamkeit. »Zumal wir es gar nicht gewohnt sind, dass die Grümmsteiner Zeitung extra zu uns rausfährt.«
Sie horchte auf. »Ach, tatsächlich?«
»Na, sonst heißt es doch immer, dass wir zu weitab vom Schuss liegen, und außerdem wär das, was wir hier machen, zu speziell für die breite Öffentlichkeit. Dabei sind wir Marktführer im Besamungs-Segment!«
»Äh, also …«
»Aber nix für ungut, schön, dass Se da sind!« Der Mann, der etwa vierzig Jahre alt sein mochte, strahlte Kati an. »Jetzt sollt’ ich
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