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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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mich erst mal vorstellen, was? Ich bin Hinnerk Gorschlüter, Leiter der Züchter-Initiative Deutsches Turbo-Schwein.«
    »Zu haben is’ er auch noch«, kam es von der Bank. »Gucken Se ruhig genau hin.«
    »Deswegen bin ich ja hier«, entgegnete Kati und erkannte im selben Moment, wie missverständlich sie sich ausgedrückt hatte. »Ich meine, ich bin hier, um mir Ihre Arbeit anzusehen. Könnten Sie mir da vielleicht ein paar Fragen beantworten?«
    »Fragen? Ja, klar. Aber eigentlich is’ hier alles wie immer.«
    »Das weiß se nich’«, meldete sich wieder jemand von der Bank zu Wort. »Die hat doch heute ihren ersten Tag bei der Zeitung.«
    »Ach, tatsächlich?« Gorschlüter lächelte. »Wo waren Se denn vorher?«
    »Da, wo das Geld verprasst und der Steuerzahler beschissen wird: in Mainhattan«, sagte der Mann links, woraufhin seine beiden Freunde Kati vorwurfsvoll anstarrten.
    »Könnten … könnten Sie mir vielleicht die Ferkel zeigen?«, fragte Kati und entfernte sich mit Gorschlüter ein Stück von der Gruppe. »Ich muss nämlich auch noch Fotos machen.«
    »Klar doch, kommen Se mit. Macht solange ohne mich weiter, Jungs.« Grinsend zeigte der Landwirt auf die Zeitung. Dann formte er mit beiden Händen üppige Kurven vor der Brust und sagte: »Und achtet auf die Beine. «
    Zustimmendes Glucksen tönte ihm als Antwort hinterher, und Kati fragte sich leicht genervt, ob sich die platte Landschaft dieser Gegend zwangsläufig auch auf den Tiefgang des Humors auswirkte. Mittlerweile war es kurz nach eins, die Zeit rannte ihr davon, ohne dass sie irgendetwas Nennenswertes recherchiert hätte. Wenn sie ihren beeindruckenden Schweine-Artikel bis zum Redaktionsschluss um 17 Uhr fertighaben wollte, musste sie so langsam in die Gänge kommen.
    »Herr Gorschlüter«, eröffnete sie das Gespräch auf dem Weg zum Stall.
    »Ach, kommen Se, nennen Se mich Hinnerk.«
    »Äh, also gut. Hinnerk. Könnten Sie mir vielleicht in einem Satz erklären, was die Hauptaufgabe der Züchter-Initiative Deutsches Turbo-Schwein ist?«
    »Ja, klar. Wir verderben den Ebern den Spaß am Poppen.«
    »Wie bitte?!«
    Gorschlüter lachte lauthals über ihr entsetztes Gesicht. »Ehrlich, das stimmt. Wir handeln unter anderem mit Eber-Samen, wissen Se. Dazu versetzen wir die männlichen Tiere sozusagen in ’nen erregten Dauerzustand, zapfen ihnen das Sperma ab, frieren’s ein und verkaufen’s. Und ich denk halt, wie frustrierend das für unsere Zuchteber sein muss: Ständig sind se angefixt, aber so richtig zum Zug kommen se nich. Also, mich würd’ das nerven.«
    Das glaubte Kati ihm aufs Wort. »Sie handeln also mit Eber-Samen«, wiederholte sie, bemüht, nicht auf seinen anzüglichen Ton einzugehen. »Wieso um alles in der Welt tun Sie das?«
    »Na, um Turbo-Schweine zu züchten. Warum sonst?«
    »Äh, klar. Und was genau ist ein Turbo-Schwein?«
    Der Landwirt blieb stehen und musterte sie erneut vom Scheitel bis zur Sohle. »Se sind in der Stadt aufgewachsen, stimmt’s?«
    »Schon, aber …«
    »Dann kennen Se Schweine wohl hauptsächlich in Form von Kotelett an der Fleischtheke.«
    »Und aus dem Tierpark. Aber was …«
    »Bleiben wir ruhig bei der Fleischtheke, denn darauf züchten wir ja hin«, unterbrach Hinnerk, der nun ins Dozieren geriet. »Also, das Schweinefleisch, das Se dort kaufen, muss eine Top-Qualität haben. Und die garantieren wir, indem wir nur Tiere in Top-Qualität in die Nahrungskette einbringen. Nämlich dadurch, dass wir mehrere reinrassige Tiere so untereinander kreuzen, dass am Ende das denkbar leistungsstärkste Schwein dabei rauskommt: unser sogenanntes Turbo-Schwein, das alle herausragenden Eigenschaften der jeweiligen Rasse in sich vereint.«
    »Das klingt irgendwie nach Gen-Mutation.«
    »Schreiben Se das bloß nich, mit Gen-Technik haben wir nix am Hut!«, ereiferte sich Gorschlüter. »Im Gegenteil, wir haben jetzt sogar das Pilot-Projekt ›Öko-Turbo‹ aufgelegt, bei dem wir versuchen, Schweine nach streng biologisch-dynamischen Standards zu züchten. Kommen Se mal mit.« Ohne Vorwarnung packte er Kati am Arm und zog sie um das Stallgebäude herum auf eine Koppel. »Ich hab hier einen Wurf Öko-Ferkel, den ich Ihnen zeigen möchte. Is’ für Ihre Fotos wahrscheinlich eh besser, wenn Se draußen in der Sonne knipsen, oder?«
    »Stimmt.« Kati stolperte durch das feuchte, knöchelhohe Gras hinter ihm her und unterdrückte ein Fluchen. Das feine Leder ihrer High Heels war bereits völlig durchnässt,

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